Zahlenflut Teil 1: Telekom bietet mehr, Bayer erfrischend positiv, Allianz bestätigt Ausblick und Delivery Hero kommt heim

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Über den deutschen Markt zieht heute noch einmal ein großes Zahlengewitter. Schade, dass die Stimmung angeschlagen ist. Es gibt wirklich gute Nachrichten aus der ersten Börsenreihe in Deutschland. Obwohl die Analysten die Zahlen teilweise etwas runterspielen, können Telekom, Allianz und Bayer heute durchaus mit ihren Bilanzen punkten, was den Dax zumindest auf der Stelle treten lässt, anstatt weiter abzutauchen.

Dax: Leicht im Plus

Gestützt auf gut aufgenommene Unternehmensberichte hat sich der Leitindex Dax am Mittwoch nach dem Kursrutsch vom Vortag über der Marke von 15.100 Zählern stabilisiert. Im frühen Handel pendelte er um die Gewinnschwelle, zuletzt lag er knapp mit 0,03 Prozent im Plus bei 15 124,47 Punkten.

Der MDax legte im frühen Handel um 0,15 Prozent auf 31 830,27 Punkte zu. Auch dort gab es viele Quartalsberichte – mit den anspringenden Commerzbank -Aktien als auffälligster Gewinner. Auch der Eurozonen-Leitindex bewegte sich nahe der Gewinnschwelle.

Das beherrschende Thema blieb die Inflation und die damit verbundene Gefahr steigender Zinsen. Am Nachmittag rücken daher die in den USA veröffentlichten Verbraucherpreise ins Blickfeld, bei denen Experten mit einem deftigen Anstieg rechnen. „Schließlich ist der April genau einer der Monate, für die alle Welt aufgrund der Basiseffekte eine deutlich höhere Inflation erwartet“, schrieb Esther Reichelt von der Commerzbank. Auch Engpässe in vielen Bereichen der Wirtschaft gelten als Preistreiber.

Telekom: Es darf ein wenig mehr sein

Nach einem guten Start in das Jahr hat die Deutsche Telekom ihre Prognose für 2021 leicht hochgeschraubt. Außerhalb des wichtigsten Marktes USA soll das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda AL) bei rund 14,4 Milliarden Euro liegen, wie der Dax -Konzern am Mittwoch in Bonn mitteilte. Beim freien Mittelzufluss (FCF AL) sollen es nun rund 3,6 Milliarden Euro sein. Das sind jeweils 100 Millionen Euro mehr als bislang.

Auch konzernweit sollen operatives Ergebnis und der Mittelzufluss leicht über den bisherigen Zielen liegen. Beim freien Mittelzufluss bedeutet das eine Höhe von mehr als 8 Milliarden Euro statt nur „rund“ 8 Milliarden, beim operativen Ergebnis ein Wert von über 37 Milliarden Euro statt nur „rund“ 37 Milliarden. Bereits zuvor hatte die amerikanische Tochter T-Mobile US ihre Prognose angehoben.

In den ersten drei Monaten des Jahres konnte die Deutsche Telekom ihren Umsatz um knapp ein Drittel auf 26,4 Milliarden Euro erhöhen. Aus eigener Kraft – also ohne die Übernahme von Sprint in den USA und Währungseffekte – sei der Konzern um 7,1 Prozent gewachsen, hieß es.

Das bereinigte operative Ergebnis stieg um 41,3 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro. Auch hier wäre das organische Wachstum mit 8,3 Prozent deutlich kleiner ausgefallen. „Kundenzahlen und Finanzkennzahlen bleiben auf Kurs – auf beiden Seiten des Atlantiks“, sagte Finanzvorstand Christian Illek laut Mitteilung. Damit konnte die Telekom mehr vorweisen als Analysten auf dem Zettel hatten.

Den Löwenanteil der Erlöse und des operativen Ergebnisses steuerten dabei die Vereinigten Staaten nach der Übernahme des Rivalen Sprint bei: So stieg der Umsatz dort um 77,4 Prozent auf 19,9 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis war mit 6,9 Milliarden Dollar fast doppelt so hoch wie noch im Vorjahresquartal. Für das laufende Jahr werden wie von T-Mobile-US-Chef Mike Sievert bereits angekündigt nun Synergien von bis zu 3,1 Milliarden Dollar erwartet – 100 Millionen Dollar mehr als zuvor prognostiziert.

Der um Sondereffekte bereinigte Konzernüberschuss der Bonner lag insgesamt bei 1,2 Milliarden Euro und damit gut 6,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Dies lag unter anderem an höheren Abschreibungen und Zinsaufwendungen. Inklusive Sondereffekten stieg der Nettogewinn der Telekom um 2,2 Prozent auf 936 Millionen Euro.

Bayer: Erfrischend gut

Das starke Umfeld für Agrarprodukte in den letzten Monaten hat den Agrarchemie- und Pharmakonzern zum Start ins neue Jahr gestützt. Dem standen indes abermals negative Wechselkurseffekte auch durch die schwachen Währungen Lateinamerikas gegenüber. Daher fiel der Konzernumsatz im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um vier Prozent auf 12,3 Milliarden Euro, wie der Dax -Konzern am Mittwoch in Leverkusen mitteilte. Aus eigener Kraft – also vor Wechselkurseffekten sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen – wäre es ein Plus von fast drei Prozent gewesen. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen sank um gut sechs Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Damit schnitt Bayer deutlich besser ab, als Analysten es im Durchschnitt erwartet hatten.

Unter dem Strich verdiente Bayer mit 2,09 Milliarden Euro rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das lag auch an Bewertungseffekten und einem besseren Finanzergebnis.

Den Jahresausblick vom Februar bestätigte der Konzern. Demnach soll ein Umsatz von etwa 41 Milliarden Euro erreicht werden. Davon sollen 2021 rund 27 Prozent als Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten hängen bleiben.

Allianz: Prognose wird bestätigt

Geringere Schäden und gute Geschäfte in allen Bereichen haben dem Versicherer in den ersten Monaten des Jahres einen überraschend kräftigen Gewinnsprung beschert. Das operative Ergebnis legte im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 Prozent auf gut 3,3 Milliarden Euro zu, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss sprang dank geringerer Wertminderungen sogar um 83 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro nach oben. Analysten hatten deutlich geringere Steigerungen erwartet. Vorstandschef Oliver Bäte zeigte sich zuversichtlich, im laufenden Jahr wie geplant ein operatives Ergebnis zwischen 11 und 13 Milliarden Euro zu erreichen.

Delivery Hero: Back to he roots

Fast zwei Jahre nach dem Verkauf seines Deutschland-Geschäfts will der Online-Lieferdienst Delivery Hero hierzulande wieder Fuß fassen. Ab August wolle der Konzern unter der Marke Foodpanda sowohl Essensauslieferungen als auch die zeitnahe Zustellung von Alltagsgegenständen anbieten. „Wir haben Deutschland immer im Auge behalten und sehen enorme Möglichkeiten, das Kundenerlebnis zu verbessern“, sagte Foodpanda-Chef Artur Schreiber. Bereits im Juni solle eine Beta-Phase anlaufen. Delivery Hero hatte das deutsche Geschäft (Foodora, Lieferheld, Pizza.de) 2019 an den damaligen niederländischen Konkurrenten Takeaway.com – heute Just Eat Takeaway (Lieferando)

Deutsche Wohnen: Der Immobilienkonzern ist dank höherer Mieten mit mehr Gewinn in das neue Jahr gestartet. Die Vertragsmieten legten im ersten Quartal im Jahresvergleich um 3,5 Prozent auf 218 Millionen Euro zu, wie das Dax-Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte. Die Vertragsmiete im Gesamtportfolio stieg um 2,9 Prozent auf durchschnittlich 7,12 Euro pro Quadratmeter. Auch in Berlin erhöhten sich die Mieten. Der operative Gewinn (Funds from Operations 1, kurz FFO1) wuchs in den ersten drei Monaten um 8,8 Prozent auf 154,8 Millionen Euro. Das Periodenergebnis betrug 199,7 Millionen Euro. Das waren fast 60 Prozent mehr als im Vorjahr. Für das laufende Jahr erwartet der Konkurrent von Vonovia , LEG Immobilien und TAG Immobilien weiterhin einen operativen Gewinn etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Erst jüngst erklärte das Bundesverfassungsgericht das seit mehr als einem Jahr geltende Berliner Mietendeckel-Gesetz in einem Beschluss für nichtig. Die Deutsche Wohnen kündigte bereits an, auf Nachforderungen an Mieter nicht verzichten zu wollen.

Redaktion onvista / dpa-AFX

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