Zweifel am Corona-Schutz von Gesichtsvisieren

Reuters · Uhr

Zürich/Frankfurt (Reuters) - Warnungen aus der Schweiz nähren Zweifel an dem Schutz von Gesichtsvisieren vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus.

Das Gesundheitsamt des nach Fläche größten Kantons Graubünden riet am Dienstag vor der alleinigen Verwendung von Plastikvisieren ab. Bei der zuletzt gestiegenen Zahl an Infektionen in dem Kanton sei besonders auffällig, dass sich auch Personen, die Visiere trugen, angesteckt hätten. Eine Analyse der Fälle und der Übertragungswege habe gezeigt, dass die vor allem in der Gastronomie verbreiteten Visiere ungenügend Schutz vor einer Infektion böten. Sie vermittelten ein falsches Gefühl von Sicherheit, erklärte die Kantonsärztin Marina Jamnicki.

Das Gesundheitsamt des Kantons empfahl Betrieben, deren Mitarbeiter bisher Visiere nutzen, eine Überarbeitung ihrer Schutzkonzepte. Sollte ein Sicherheitsabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden können, sei ein Mundschutz zu empfehlen. Visiere sind zum Schutz vor dem Coronavirus umstritten. Die Warnung des an Italien und Österreich grenzenden Kantons wirft Fragen zur Wiedereröffnungsstrategie einiger Restaurants, Hotels und anderer vom Tourismus abhängiger Unternehmen in Europa auf.

In Deutschland sind Visiere in mehreren Bundesländern erlaubt, teils unter Bedingungen, etwa in Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen - auch auf Druck von Unternehmen, die sich davon eine Erleichterung für ihre Mitarbeiter erhoffen. Das Bundesgesundheitsministerium verweist an das Robert-Koch-Institut. Dieses empfiehlt der Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, da mit ihr infektiöse Tröpfchen abgefangen werden könnten. Visiere seien keine gleichwertige Alternative. Auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin rät von Visieren ab, da sie nicht vor erregerhaltigen Aerosolen schützten. Diese könnten durch den Spalt zwischen Gesicht und Visier ungehindert in die Raumluft gelangen.

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