Steinhoff: Warschau sticht London aus – Tochter Pepco geht in Polen an die Börse

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Es gab schon schlechtere Nachrichten des südafrikanischen Möbelhändlers die für höhere Kursauschläge gesorgt haben. Vielleicht ist die Wahl des Börsenplatzes unterm Strich doch nicht die bessere Lösung für Steinhoff. Eigentlich hören sich die neuen Pläne ja gar nicht so schlecht an. Der angeschlagene südafrikanische Handelsriese will seine Tochter Pepco, die Billigläden in Osteuropa und Großbritannien betreibt, in den nächsten Wochen an die Börse bringen und damit seine Gläubiger befriedigen. Die Aktie von Steinhoff liegt etwas mehr als 2 Prozent in Plus.

Warschau statt London

Steinhoff habe sich für Warschau und damit gegen London als Börsenplatz für Pepco entschieden, teilte das Unternehmen am Montag in Stellenbosch bei Kapstadt mit. Pepco könnte bei dem Börsengang nach Reuters-Informationen mit rund fünf Milliarden Euro bewertet werden, Steinhoff will nach eigenen Angaben aber zunächst nur etwa 15 Prozent der Anteile abgeben. Aber ist Warschau wirklich eine gute Adresse für den Plan. Der polnischen Amazon-Konkurrenten Allegro hatte sich für den gleichen Börsenplatz entschieden. Aber außer einem fulminanten Start hat die Aktie in Warschau nicht viel geleistet. Dabei sollte sie den Polens Aktienmarkt kräftig anschieben. Ob Steinhoff das jetzt gelingt? Die Wahl des Börsenplatzes lässt die Anleger daher wohl eher schmunzeln als zugreifen.

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1.000 Geschäfte in Polen

Pepco betreibt unter den Marken „Pepco“ und „Dealz“ in Osteuropa sowie unter „Poundland“ in Großbritannien mehr als 3200 Läden in 16 Ländern, davon allein mehr als 1000 in Polen. Pepco wird von dem ehemaligen Chef der britischen Supermarkt-Kette Asda, Andy Bond, geführt. Er bezeichnete die Emission in Warschau am Montag als „natürlichen Schritt“. Pepco sei führend im attraktivsten Segment, das der Einzelhandel hergebe, und wolle das Geschäft über ganz Europa ausdehnen, kündigte Bond an. In den sechs Monaten bis Ende März sei der Umsatz von Pepco dank der Eröffnung von 225 weiteren Läden um 4,4 Prozent gestiegen. Flächenbereinigt lag er wegen Geschäftsschließungen während der Corona-Pandemie aber 2,1 Prozent unter Vorjahr.

Aufgehoben ist nicht aufehoben

Steinhoff hatte die Börsenpläne für Pepco wegen der Corona-Krise im vergangenen Jahr vertagt. Die Tochter dürfte der wertvollste Konzernteil sein, der dem Konglomerat nach einem Bilanz-Skandal 2017 geblieben ist. Von den Beteiligungen an den Möbel-Ketten Poco in Deutschland sowie Kika und Leiner in Österreich hatte sich Steinhoff im Zuge der Sanierung bereits getrennt. Der neue Börsengang gibt den Gläubigern von Steinhoff Hoffnung, einen größeren Teil ihres Geldes wiederzusehen. Die ehemalige Führung des Konzerns, der an der Börse zeitweise mehr als 20 Milliarden Euro wert war, hatte Umsätze durch Scheingeschäfte aufgebläht und so Verluste vertuscht.

Redaktion onvista / Reuters

Foto: Ioan Panaite / shutterstock

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