Dax: Anleger treten stärker auf die Bremse – Dax fällt unter 15.000 Punkte – Infineon und Merck besonders unter Druck

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Der Abwärtstrend im deutschen Leitindex gewinn an Schwung. Zu Handelsbeginn sah es noch danach aus, dass sich der Dax auf dem hohen Niveau halten kann. Gegen Nachmittag sind die Verluste allerdings größer geworden und das Börsenbarometer ringt mit der Marke von 15.000 Punkten.

Steigende Zinsen an den Anleihemärkten haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt am Dienstag vorsichtig gestimmt. Vor allem die stark gelaufenen Aktien von Pandemie-Gewinnern gerieten teils deutlich unter Druck. Der Dax fiel erstmals seit Ende März unter der Marke von 15. 000 Punkten und noch ist es nicht entschieden, ob der Leitindex zu Handelsschluss über oder unter der Marke den Tag beendet.

Bild trübt sich weiterein

Auch charttechnisch scheint der Dax mittlerweile angeschlagen. Dem Leitindex sei es am Montag erneut nicht gelungen, die kurzfristig relevante 21-Tage-Durchschnittslinie nachhaltig zu überwinden, hieß es hier von Seiten der Helaba. Die Experten der Landesbank verwiesen auch auf die Saisonalität: Gemäß der Börsenweisheit „Sell in May and go away“ soll der Mai ein guter Monat sein für einen vorübergehenden Rückzug.

Nicht nur der Dax ist unter Druck

Die Verluste erstreckten sich auf den breiten Aktienmarkt in Deutschland und Europa. Der MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten sackte um 1,70 Prozent auf 32.353,59 Punkte ab, während der Eurozonen-Index EuroStoxx zuletzt 0,9 Prozent verlor.

US-Märkte bieten keinen Rettungsring

Die Wall Street kann heute auch nicht an ihren gute Start in den Mai anschließen. Der Dow Jones startet mit einem Minus von rund 0,3 Prozent in den Handel. Der S&P 500 gibt um 0,5 Prozent nach und trotz zuletzt guter Zahlen stehen die US-Tech-Werte wieder stärker unter Druck. Die Technologiebörse Nasdaq verliert zu Handelsstart fast ein Prozent, da die Aktien von Apple, Tesla und Alphabet alle rund ein Prozent verlieren.

Gute Zahlen helfen dem Dax nicht

Die Quartalsberichte zahlreicher Unternehmen gingen in dem allgemeinen Kursrutsch nachrichtlich meist unter. Die Aktien von Infineon etwa sackten als einer der größten Dax-Verlierer um 4,1 Prozent ab und konnten so nicht von leicht angehobenen Jahresprognosen profitieren. Dies und die Zahlen des Chipkonzerns seien „vermutlich nicht gut genug, um in dem aktuellen Umfeld noch zu begeistern“, hieß es von Börsianern.

Infineon zählt zur Tech-Branche, einem Gewinner der noch schnelleren Digitalisierung in der Corona-Krise. Solche Aktien kamen am Dienstag besonders schwer unter Druck. Am Markt hieß es, hier machten sich die insgesamt steigenden Marktzinsen und die vermehrte Hoffnung auf baldige Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen bemerkbar. Die Landesbank Helaba verwies in ihrem Morgenkommentar auf eine sinkende Inzidenzzahl in Deutschland.

Ebenfalls Stark unter Druck ist die Aktie des Pharmakonzerns Merck. Goldman Sachs rät zum Verkauf der Aktie und einige Anleger folgen diese Empfehlung.

Im Dax rutschte der Vonovia-Kurs nach ordentlichen Zahlen mit fast drei Prozent ins Minus. Hier belasteten die derzeit steigenden Marktzinsen, mit denen die Immobilienbranche tendenziell an Attraktivität verliert. Sie können Bauen teurer machen und die Bewertung von Immobilien gefährden.

Corona-Gewinner unter Druck

Unter diesen Umständen litten auch andere mit Infineon vergleichbare Aktien unter Gewinnmitnahmen, im Dax galt dies für den Essenslieferdienst Delivery Hero mit einem Minus von zwei Prozent.

Besonders deutlich zeigte sich der Kursrutsch aber im MDax mit Verlusten unter anderem bei Teamviewer sowie Hellofresh . Gute oder zumindest in der Tendenz ordentliche Quartalszahlen konnten den beiden in der Corona-Zeit gefragten Aktien keinen Rückenwind geben, die Kurse sackten um 9,2 respektive 6,7 Prozent ab.

Gefragt waren dagegen die Aktien der Lufthansa . Die Papiere des Corona-Verlierers stiegen um 1,6 Prozent. Hier lockte die Aussicht auf einen anziehenden Reiseverkehr.

Profiteur steigender Zinsen sind Banken und damit auch ihre Aktien. Nach zuletzt starkem Lauf gehörten die 2,5 Prozent schwächeren Papiere der Deutschen Bank zwar zu den Kandidaten mit Gewinnmitnahmen. Die Anteile der Commerzbank aber ragten mit einem Plus von 1,3 Prozent positiv hervor.

Für Gesprächsstoff sorgte ansonsten noch Osram . Um die Aktien von der Börsen zu nehmen, bietet der Sensorhersteller AMS den verbliebenen Aktionären nun 52,30 Euro je Anteilsschein – gemessen am Kurs vielleicht zu wenig. Die Aktien stiegen um 1,6 Prozent auf 52,80 Euro und damit über diesen Preis.

Der Euro fiel am Dienstag in Richtung der Marke von 1,20 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt 1,2025 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,2044 US-Dollar festgesetzt.

Am Anleihemarkt fiel die Umlaufrendite von minus 0,25 Prozent am Montag auf minus 0,27 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,17 Prozent auf 144,34 Punkte. Der Bund-Future lag mit 0,14 Prozent im Plus bei 170,40 Punkten.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: H-AB / shutterstock.com

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