Inflationsdaten: Deutschland mit höchstem Stand seit 2 Jahren – US-Prognosen rechnen mit höchstem Anstieg seit einem Jahrzehnt – Druckenmiller warnt: „Dollar könnte Weltreserve-Status verlieren“

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An den Finanzmärkten hat die Sorge vor einer steigenden Inflation zuletzt wieder für deutliche Rücksetzer gesorgt. Heute kommen einige Daten, die den Wasserstand aufzeigen. Die Rate für Deutschland ist bereits veröffentlicht worden und zeigt, dass die Inflation im April auf den höchsten Stand seit zwei Jahren gestiegen ist. Das Statistische Bundesamt errechnete für den Monat eine jährliche Teuerungsrate von 2,0 Prozent. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit am Mittwoch vorläufige Daten. Eine so hohe Rate hatte es zuletzt im April 2019 gegeben. Seit dem Auslaufen der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung Ende 2020 sind die Verbraucherpreise damit den vierten Monat in Folge gestiegen. Im Januar lag die Teuerungsrate bei 1,0 Prozent, im Februar waren es 1,3 Prozent und im März 1,7 Prozent.

Energiepreise als Treiber

Angetrieben wurde die Inflation im April vor allem von den Energiepreisen (plus 7,9 Prozent). Dabei schlugen die zu Jahresbeginn eingeführte CO2-Abgabe und der Preisrückgang bei Energieprodukten vor einem Jahr durch. Zu Beginn der Pandemie 2020 waren die Rohölpreise wegen geringer Nachfrage auf dem Weltmarkt eingebrochen.

Besonders tief in die Tasche greifen mussten Verbraucher im April im Vergleich zum Vorjahresmonat für Sprit (plus 23,3 Prozent) und Heizöl (plus 21,1 Prozent). Seit Anfang 2021 ist eine Abgabe von 25 Euro je Tonne ausgestoßenem Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht. Das lässt die Preise fürs Heizen und Tanken klettern. Ohne Berücksichtigung der Energiepreise hätte die Inflationsrate bei 1,4 Prozent gelegen, ohne Heizöl und Sprit nur bei 1,2 Prozent. Von März auf April 2021 stiegen die Verbraucherpreise insgesamt um 0,7 Prozent.

Blick auf die USA

In den Vereinigten Staaten werden die Inflationsdaten um 14:30 Uhr deutscher Zeit erwartet. Es wird damit gerechnet, dass die Rate den größten monatlichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr seit fast einem Jahrzehnt aufweisen werden. Somit wäre der erwartete Anstieg des Gesamtpreisindex für Verbraucher um 3,6 Prozent in diesem Monat der größte seit September 2011 in den USA.

Die Maßnahmen der amerikanischen Notenbank FED und die von US-Präsident Biden auf den Weg gebrachten Konjunkturprogramme in Billionenhöhe haben die Sorge an den Märkten zuletzt wieder angefacht, dass die Geldmenge außer Kontrolle geraten wird. Die FED selbst hat bereits mehrmals verlauten lassen, dass sie eine temporäre Steigerung der Inflationsrate im Zuge der Maßnahmen in Kauf nimmt und kein langfristiges Risiko darin sieht. Die nun stark steigenden Raten entstehen teilweise auch durch einen Nachholeffekt, da die Preise zum Start der Pandemie und dem ersten Lockdown schwächer waren.

Stanley Druckenmiller warnt

An den Märkten ist man sich jedoch nicht sicher ob die Inflation, einmal losgetreten, auch nur vorübergehend sein wird. Stanley Druckenmiller, einer der bekanntesten US-Finanzexperten, sieht in der derzeitigen Politik der US-Notenbank und den fortschreitenden Haushaltsdefiziten eine enorme Gefahr für die Zukunft des US-Dollars als Weltreservewährung.

Gegenüber dem US-Nachrichtensender CNBC äußerte er sich jüngst, dass es „mehr als wahrscheinlich“ sei, dass der US-Dollar innerhalb von 15 Jahren seinen Status als globale Reservewährung verlieren werde. In der Vergangenheit war Inflation nie ein Problem für die FED, sie hielt die Rate sogar lange Zeit für zu niedrig, doch die enormen Ausgaben für die Pandemie und die Verschuldung in einem nie dagewesenen Ausmaß haben die Situation verändert. Sollte der Dollar aufgrund der wachsenden Instabilität seinen Status als Weltreservewährung verlieren, dann könnte das laut Druckenmiller zu einem Teufelskreis führen, der den Dollar nur noch weiter in den Abgrund ziehen würde.

Aufgrund der Pandemie waren extreme Maßnahmen notwendig, um die Wirtschaft vor den schlimmsten Auswirkungen zu schützen, so argumentiert auch Druckenmiller. Man könnte sogar soweit gehen zu sagen, sie am Leben zu erhalten. Doch aus Sicht von Druckenmiller ist es gefährlich, die Maßnahmen weiterzuführen, obwohl die Märkte florieren und die Wirtschaft wieder boomt. „Ich kann keine Periode in der Geschichte finden, in der die Geld- und Fiskalpolitik nicht mit den wirtschaftlichen Umständen übereinstimmte, nicht eine“, so der Manager.

Sein Fazit ist, dass die Notenbank die Maßnahmen zurückschrauben muss, um die langfristige Stellung des Dollar nicht zu gefährden. „Wenn sie all dies tun und unseren Reservewährungsstatus riskieren wollen, riskieren Sie, dass eine Vermögensblase explodiert. […] Wenn wir unsere Schulden monetarisieren und immer mehr dieser Ausgaben ermöglichen wollen, mache ich mir jetzt zum ersten Mal Sorgen, dass wir innerhalb von 15 Jahren den Status einer Reservewährung verlieren und natürlich all die unglaublichen Vorteile, die sich daraus ergeben haben “, so Druckenmiller.

onvista-Redaktion mit dpa-AFX

Titelfoto: Noska Photo / Shutterstock.com

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