Dax: Autowerte sorgen für neues Allzeithoch – LPKF steigt kräftig und Sixt schlägt genau die andere Richtung ein

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Beflügelt von positiven Konjunkturdaten und starken Automobilwerten hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag den Monat Juni mit einem Rekordhoch eingeläutet. Der Dax stieg am Dienstagnachmittag bis auf ein Hoch bei 15 685,40 Punkten, bröckelte im späten Handel jedoch etwas ab. Letztlich gewann der deutsche Leitindex aber dennoch 0,95 Prozent auf 15 567,36 Zähler. Auch der MDax der mittelgroßen Werte kletterte so hoch wie nie zuvor und schloss mit einem Aufschlag von 1,11 Prozent bei 33 559,15 Punkten.

In Europa ging es ebenfalls klar aufwärts. Der EuroStoxx 50 erklomm im Verlauf den höchsten Stand seit Anfang 2008 und schloss mit plus 0,80 Prozent auf 4071,75 Zählern. Auch die Leitindizes an den Börsen in Paris und London verbuchten ähnlich hohe Gewinne. An der New Yorker Wall Street notierte der Dow Jones Industrial zuletzt rund 0,4 Prozent fester.

Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone stieg im Mai erneut auf ein Rekordhoch. Dass die Inflation in der Eurozone ebenfalls weiter anstieg und sogar leicht über das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), störte die Anleger nicht. Im jüngsten Kapitalmarktausblick der Fondsgesellschaft DWS hieß es zu dem Thema, der Inflationsdruck dürfte 2021 den Höhepunkt erreichen und 2022 etwas nachlassen. Mit steigenden Leitzinsen sei vorerst nicht zu rechnen.

„In der Eurozone wächst die verarbeitende Industrie so stark wie nie zuvor. Diese Entwicklung gepaart mit tiefen Zinsen und einer kräftigen Erholung der Gewinne lässt Aktien auf dem hohen Niveau weiterhin attraktiv erscheinen“, bemerkte Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets. „Die Hoffnung ist, dass sich die Dynamik fortsetzt. In diesem Fall könnte auch die Europäische Zentralbank darüber nachdenken, eine Abkehr von der Nullzinspolitik durchzuführen, ohne größeren Schaden an der Börse anzurichten“, so Stanzl.

Der europäische Autosektor stieg auf das höchste Niveau seit Anfang 2018. Im Dax lagen Continental vorne mit plus 3,7 Prozent. Volkswagen , Daimler und BMW folgten mit Kursgewinnen zwischen 2,6 und 3,1 Prozent. An der Spitze im MDax gewannen die Papiere der Porsche SE 5,0 Prozent. Börsianer verwiesen als Treiber auf einen möglichen Börsengang der Porsche AG, des zum Volkswagen-Konzern zählenden Autobauers. Dieser wäre positiv für die Aktien von Volkswagen sowie für den VW-Großaktionär Porsche SE, schrieb Experte Daniel Schwarz vom Analysehaus Stifel.

Ein Folgeauftrag eines weltweit führenden Chipherstellers für LPKF ließ die Aktien des Laserspezialisten um 6,6 Prozent steigen. Damit eroberten sie den ersten Platz im Nebenwerteindex SDax . Dort belegten die Stammaktien des Autovermieters Sixt nach einem von der Berenberg Bank gestrichenen Kaufvotum den vorletzten Platz mit minus 6,8 Prozent.

Der Euro wurde zuletzt mit 1,2242 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,2225 Dollar festgesetzt. Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,23 Prozent am Vortag auf minus 0,25 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,10 Prozent auf 144,33 Punkte.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben am Dienstag etwas nachgegeben. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel bis zum frühen Abend um 0,10 Prozent auf 169,85 Punkte. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten mit minus 0,18 Prozent.

Inflationsdaten aus der Eurozone fielen zwar etwas höher als erwartet aus, nennenswerte Bewegung am Anleihemarkt lösten sie jedoch nicht aus. Der Grund dürfte darin liegen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits zu erkennen gegeben hat, ihre Geldpolitik nicht an die erhöhte Inflation anzupassen. Sie betrachtet die Entwicklung als lediglich übergangsweises Phänomen.

Wie Zahlen des Statistikamts Eurostat vom Dienstag zeigten, liegt die Inflationsrate im Euroraum mit 2,0 Prozent sogar leicht über dem Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent. „Rufe nach einem Überdenken des aktuellen geldpolitischen Kurses gibt es zwar aus den Reihen der EZB-Notenbanker, diese dürften jedoch einstweilen in der Minderheit bleiben“, erklärte Elmar Völker, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg. „Ein Grund hierfür ist nicht zuletzt die weiterhin gemäßigte Kerninflation.“ Bei der Kerninflation werden schwankungsanfällige Preise für Energie- und Lebensmittel rausgerechnet.

Die am Nachmittag in den USA veröffentlichten Konjunkturdaten belasteten die Anleihen nur leicht. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Industrie im Mai etwas stärker als erwartet gestiegen und signalisierte ein starkes Wachstum. Allerdings trübte sich der wichtige Unterindikator für die Beschäftigung ein. Die Diskussion über eine Rückführung des Anleihekaufvolumens der US-Notenbank Fed dürfte sich nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) nicht verstärken.

— Von Eduard Holetic, dpa-AFX —

Foto: H-AB / shutterstock.com

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