VÖB-Analyse: Trotz all der Risiken – öffentliche Banken trauen dem Dax bis Jahresende noch einiges zu

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Die Kapitalmarktexperten öffentlicher deutscher Banken glauben trotz erheblicher Risikofaktoren an eine weitere Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten. Wie der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, am Mittwoch mitteilte, liegt die Dax-Prognose der fünf beteiligten Banken auf Zwölfmonatssicht im Schnitt bei 16 380 Punkten. Die Erwartungen reichen dabei von 15 700 bis 17 000 Punkten. Besonders optimistisch zeigt sich die DekaBank, die nach dem jüngsten Vorpreschen über die 16 000 Punkte eine weitere Tausendermarke absehen. Eher verhalten ist die Helaba mit ihren 15 700 Punkten eingestellt.

Die Aktienmarktstrategen der BayernLB, DekaBank, Helaba, LBBW und NordLB sind sich einig, dass Lieferengpässe, steigende Rohstoffpreise und Unsicherheiten in Bezug auf die Entwicklung der Inflation jeweils Risikofaktoren für die weitere Entwicklung der Wirtschaft und damit auch an den Aktienmärkten sind. Einige von ihnen sehen auch in der Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande ein Thema, das die Börsen noch einige Zeit beschäftigen wird.

Kapitalmarktstratege Joachim Schallmayer von der Dekabank rechnet mit einer erhöhten Schwankungsbreite an den Märkten, er sieht in der aktuellen Gemengelage aber keine größere Gefahr. Allgemein setzen die beteiligten Experten bei ihrem anhaltenden Optimismus vorerst weiter auf die Notenbanken und das billige Geld. „Trotz dieser Unsicherheiten sorgt die weiterhin akkommodierende Geldpolitik der Fed und der EZB für eine moderat positive Entwicklung an den Aktienmärkten über die nächsten zwölf Monate, auch wenn das sich gegen Ende des Jahres abzeichnende Tapering durch die US-Notenbank eine allmähliche Abkehr von der extrem lockeren Geldpolitik einleiten könnte“, hieß es.

Uwe Streich von der LBBW wagte dabei einen Blick zurück in das Jahr 2014, als die Fed eine Phase der Straffung einläutete. „Im Umfeld des 2014er Taperings und der nachfolgenden ersten Leitzinserhöhungen war zwar durchaus eine gewisse Nervosität zu beobachten, trotzdem stiegen die Aktienmärkte damals noch jahrelang weiter“, so der Experte. Schwierig sei es erst geworden, als die lange Zeit günstige Bewertung stark anschwoll. Insofern sei die Situation jetzt aber eine andere, fügte er hinzu. Aktien seien nun im Vorfeld geldpolitischer Straffungsmaßnahmen schon teuer.

Auch wenn mit der Gewinnentwicklung und der Liquiditätsschwemme zwei zentrale Anlagekriterien für Aktien über das Ziel hinaus geschossen seien, sieht Streich in dem Mangel an anderen lukrativen Anlageformen weiter eine Stütze. „Weil die Alternativlosigkeit trotz allem schlagend bleiben dürfte, gehen wir in Summe davon aus, dass Aktien trotz bereits hoher Bewertung, trotz substanzieller Inflation und trotz Gegenwind durch die Notenbanken noch etwas Spielraum für 2022 haben“, so der Experte. Dafür müssten Anleger aber weiter im historischen Vergleich hohe Bewertungen akzeptieren.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: Madrugada Verde / Shutterstock.com

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