onvista Börsenfuchs: Die Konjunktur stürzt ab in die Rezession

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Quelle: onvista

Hallo Leute! Hofft Ihr inzwischen auf ein Ende der Wende (nach unten)? Vorsicht! Noch gibt es keine hellen Signale für Konjunktur und Börse. Nix Genaues weiß man nicht – auch nicht erfahrene Experten. Momentan sind die Konjunkturaussichten aber voll düster – noch dunkler als bisher schon. Doch ist in dieser kurzatmigen Zeit ja nicht auszuschließen, dass es im Laufe des zweiten Halbjahres (vielleicht) wieder aufwärts gehen wird.

Die monatlichen Ergebnisse der Sentix-Umfrage kommentieren die Frankfurter Sentiment-Forscher als „wie in einem schlechten Film“ und ergänzen rückblickend: „Wir waren nur im Auge des Sturms. Jetzt geht der Absturz weiter.“ Die Rezession im Euroraum gilt als unvermeidlich. Diese Einschätzung basiert nicht etwa auf dem Bauchgefühl, sondern drückt repräsentativ die Haltung einer breit diversifizierten Gruppe von Anlegern aus – an dieser Erhebung haben sich 1.240 Investoren beteiligt, davon 252 Institutionelle. Sentix gilt als Pionier und führender Anbieter von Sentiment-Analysen (Behavioral Finance) in Europa.

Wieso schlechter Film? Die Handlung ist einfach allzu durchsichtig. Die Katastrophe, auf die die Protagonisten zusteuern, ist einfach zu offensichtlich, um Spannung zu erzeugen. Und kaum verständlich ist, dass diese ihrem Schicksal auch noch tatkräftige Unterstützung geben. So in etwa mutet der Verfall der Weltwirtschaft in diesen Tagen an. Die Energiekrise, die auch hausgemacht ist, führt zu erheblichen wirtschaftlichen Verwerfungen. Der Juni hatte nicht wirklich eine Stabilisierung beschert. Die Ruhe im Auge des Sturms war nur von kurzer Dauer. Anfang Juli geht der Absturz der Konjunktur in der Eurozone in die nächste Runde: „Wir erleben einen einzigartigen Absturz in den Sentix-Konjunkturindizes.“

So fallen die Lagewerte auf den schlechtesten Wert seit März 2021. Hierbei ist zu beachten, dass der erste Corona-Lockdown zu einem massiven Einbruch der Konjunkturlage 2020 geführt hatte. Lagewerte wie aktuell sorgen für die Erwartung, dass eine Rezession unvermeidlich ist. Bei den Konjunkturerwartungen sieht es noch beunruhigender aus: Hier sinken die Erwartungen weiter deutlich auf den tiefsten Wert seit Dezember 2008. Damals erreichte die Finanzkrise nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank ihren Höhepunkt.

Die Dynamik erinnert also in jeder Hinsicht stark an das Krisenjahr 2008, erläutert Sentix besorgt. Und was damals der Zusammenbruch des Finanzsystems war, ist nun die Gefahr des Kollapses der europäischen Energieversorgung. Während das Finanzsystem im Wesentlichen aus Geld besteht, welches bei Bedarf von der eigenen Notenbank in beliebiger Höhe gedruckt werden kann, ist fehlendes Gas nicht so einfach zu ersetzen. Zudem wären praktisch alle Wirtschaftsbereiche negativ von einen Gas- oder Strom-Blackout betroffen. Deutschland als einstige Lokomotive der Euroland-Konjunktur schlittert ebenfalls in eine Wirtschaftskrise. Bei uns brechen die Erwartungen auf ein Allzeit-Tief ein, lassen also die 2008er Krise sogar hinter sich. Auch in Ami-Land dürfte es sehr schwer werden, eine Rezession zu verhindern – obwohl es jenseits des großen Teichs noch relativ besser aussieht.

Also keine gute Ausgangslage für die Börsen. Es ist kein Geheiminis, dass ein großer Teil der institutionellen Investoren mittlerweile seine Aktienbestände abgebaut hat. Wie ich höre, sind viele sogar schon unterinvestiert. Dagegen haben die meisten Privatanleger in den zurückliegenden schwachen Worten noch gezögert und an ihren Depots festgehalten. Typisch, dass die Privaten zuletzt handeln. Deshalb wäre es kein Wunder, wenn wir noch tiefere Kurse  sehen, bevor die Chancen für eine Erholung von Dax & Co. wieder zunehmen.

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