Analysten sind sich sicher: Die goldenen Zeiten der Post sind vorerst vorbei

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Die Deutsche Post legt an diesem Freitag (5.8.) ihre Zahlen für das zweite Quartal vor. Viele fragen sich: Ist das der Anfang vom Ende des Logistikbooms für die Deutsche Post?

Post: Wir befinden uns in einer ungewissen Zwischenphase

Der Bonner Logisitikkonzern Deutsche Post befindet sich nach seinem vergangenen Rekordjahr in einer ungewissen Zwischenphase. Einerseits geht das Management um Konzernchef Frank Appel davon aus, dass sich das Frachtgeschäft erst im Schlussquartal 2022 normalisieren wird. Ähnliche Aussagen gab es in den vergangenen Wochen etwa auch von den großen Reedereien. Die hohen Transportpreise dürften die Post also im zweiten Quartal weiter angeschoben haben. Zudem hat sich in den vergangenen Monaten erstmals die Ende März abgeschlossene Übernahme des Seefracht-Spezialisten J.F. Hillebrand ausgewirkt.

Außerdem dürften die angespannten Lieferketten im zweiten Quartal dafür gesorgt haben, dass das Geschäft mit zeitkritischen Express-Sendungen weiter wächst. Gleichzeitig gehen die Paketmengen bei der Post zurück, weil die Menschen nicht mehr so viele Waren im Internet bestellen wie noch vor einem Jahr, als Corona-Maßnahmen das Leben einschränkten. Das war auch im ersten Quartal schon so und betrifft sowohl den Online-Handel als auch das Segment Post&Paket. Die zum 1. Juli erhöhten Preise greifen zudem erst zum dritten Quartal.

Und auch die Jahresprognose des Managements deutet die Unsicherheit der weiteren Entwicklung an. Als Gewinn vor Zinsen und Steuern wird eine Veränderung von 5 Prozent nach oben oder unten erwartet, ausgehend vom operativen Gewinn von knapp 8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Mindestens 6,7 Milliarden Euro sollen dieses Jahr davon aus dem traditionell starken Segment DHL kommen. Dazu gehören die zeitkritischen Express-Sendungen, das Frachtgeschäft, die Lieferkettenlogistik und das internationale Paketgeschäft.

Für Konzernchef Frank Appel ist mit dem Abschluss des zweiten Quartals das letzte vollständige Jahr als Konzernchef angebrochen. Er wird nach der Hauptversammlung im Mai 2023 seinen Posten an Tobias Meyer abgeben, nachdem er über 15 Jahre an der Spitze des Bonner Dax-Konzerns war.

Analysten pessimistisch eingestellt

Bei den Experten aus den Investmentbanken und Analysehäusern mehren sich die Stimmen, dass die Post sich langsam aber sicher auf schwächere Zeiten einstellen muss. So kappte Analyst Cristian Nedelcu von der Schweizer Großbank UBS seine Schätzungen für 2023. Er kalkuliert dabei die erwartete Wirtschaftsschwäche an.

Und auch Analyst Alexander Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research stellt die Frage, ob nun der Anfang vom Ende des Logistikbooms gekommen sei. Er verweist auf Indikatoren, dass das Angebots-Nachfrage-Ungleichgewicht auf den Flug- und Wasserrouten inzwischen nicht mehr so ausgeprägt sei. Der deutsche Logistikkonzern habe zwar gute Perspektiven auf Mehrjahressicht, aber die Volumina im europäischen Online-Handel und gesamtwirtschaftliche Sorgen könnten kurzfristig belasten.

Für das abgelaufene zweite Quartal erwarten die Analysten im Schnitt allerdings erstmal noch Wachstum, wie aus den vom Unternehmen bereitgestellten Daten hervorgeht. Der Umsatz soll um knapp 12 Prozent auf 21,8 Milliarden Euro steigen. Als Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) sehen die Experten allerdings mit gut 2 Milliarden keine Verbesserung, eher einen leichten Rückgang. Und auch der freie Mittelzufluss dürfte mit 846 Millionen Euro nicht mehr so stark ausfallen wie ein Jahr zuvor.

Redaktion onvista/dpa-AFX

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