Antizyklisch denken – Das könnten die Trends im nächsten Krypto-Bullrun werden

decentralist.de · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Seksan.TH

Der Krypto-Sektor befindet sich derzeit einmal mehr in einer Phase, in der es scheinbar keine Hoffnung auf Erholung gibt. Der Untergang von Terra Luna im Sommer diesen Jahres hat den Sektor erschüttert und eine Insolvenzwelle in Gang gesetzt, die viele weitere Projekte mit in den Abgrund gerissen hat.

Der Fall der US-Krypto-Börse FTX, die als einer der größten und vielversprechendsten Player in der Branche galt, und Kunden wie Investoren absolut kalt erwischt hat, hat den ganzen Sektor in eine Situation gebracht, in der es zwischenzeitlich wirklich so schien, als würden nun die Fundamente des Marktes in sich zusammenbrechen.

Die Folgeeffekte des FTX-Skandals sind noch lange nicht verdaut und es gibt hier noch viele Unsicherheiten, die für weiteren Druck an den Märkten sorgen könnten. Doch der Krypto-Sektor ist immer noch da. Bitcoin notiert zwar weit entfernt von seinen Allzeithochs, doch die Kryptowährung kann immer noch eine Marktkapitalisierung von mehreren hundert Milliarden Dollar aufweisen – ein Umstand, den die meisten vor ein paar Jahren wahrscheinlich nicht einmal im Traum erwartet hätten.

Mit anderen Worten: Der Krypto-Sektor steht immer noch, und dies, obwohl jetzt einmal mehr die Rufe in diversen Finanz- und Mainstream-Medien laut werden, dass das diesmal wirklich der Tod von Bitcoin und Co. sein dürfte.

Am Ende bleibt der Krypto-Sektor seinen Zyklen treu 

Investoren, die schon etwas länger im Krypto-Sektor unterwegs sind und den ein oder anderen Bullen- und Bärenmarkt gesehen haben, wissen: es hat eine gewisse Tradition, dass Bitcoin und der Rest des Sektors für tot erklärt werden.

Am Ende des Tages bleibt die derzeitige Situation jedoch das, was sie ist: ein heftiger Bärenmarkt, der die ganze Gier und die Projekte ohne solides Fundament aussiebt und am Ende nur das übrig lässt, was entweder wirklich funktioniert oder genug Investoren hat, die daran glauben, dass diese Projekte in Zukunft erfolgreich sein können. Wie heißt das Sprichwort von Warren Buffett so schön: „Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer nackt im Wasser schwimmt.“

Dieser Bärenmarkt könnte durchaus noch für tiefere Kurse sorgen und es können noch weitere Krypto-Projekte dem Untergang geweiht sein. Doch der nächste Bullenmarkt wird kommen. Zum einen bleibt Bitcoin bis auf weiteres das Zugpferd der Branche. Die zyklischen Preisbewegungen der Kryptowährung dürften weiterhin eine Rolle spielen. Das nächste Halving, bei dem die Neuerzeugungsrate von Bitcoin ein weiteres Mal halbiert wird (von 6,25 auf dann 3,125 BTC-Einheiten pro Transaktions-Block) rückt näher und steht im Frühsommer 2024 an.

Die Veränderung von Angebot und Nachfrage dürfte auch dann wieder eine Auswirkung auf den Preis zeigen. Zumal die Adaption auf lange Sicht für die Kryptowährung weiter voranschreitet. Das übergeordnete Bild an den Finanzmärkten ist nicht besser geworden: Die Instabilität der traditionellen Finanzmärkte und Zentralbanksysteme bleibt perspektivisch ein Problem für die meisten Wirtschaftsteilnehmer – auch jetzt leiden die meisten weiterhin an der hohen Inflation und die steigenden Zinsen dürften ebenfalls noch ihren Tribut von der Wirtschaft fordern.

Und auch der restliche Sektor steht nicht still, nur weil wir uns derzeit in einem Bärenmarkt befinden. Im Gegenteil: Vergangene Bärenmärkte sind immer dazu genutzt worden, bestehende Projekte weiterzuentwickeln und neue Ideen und Projekte hervorzubringen. Das ist auch in diesem nicht anders. Projekte können fern ab des Hypes und der Euphorie durch astronomisch steigende Preise, die auch viele zweifelhafte Projekte und Finanzmarktakteure anlockt, an ihren Plattformen, DAPPs und anderen Konzepten arbeiten und sich weiterentwickeln.

Es gibt mehrere mögliche Trends, die eine entscheidende Rolle im nächsten Krypto-Bullenmarkt spielen könnten:

Zentralisierte Krypto-Exchanges

Der Fall von FTX hat noch einmal ganz deutlich gemacht: Es gibt immer noch wenig Regulierung im Sektor und die meisten Projekte machen im Grunde was sie wollen. Es ist ein erhebliches Risiko, das eigene Kapital auf zentralisierten Plattformen zu verwahren – vor allem, da der Sektor von Natur aus eigentlich eine dezentrale Alternative bietet.

Der FTX-Skandal dürfte jedoch den Stein des Anstoßes umgeworfen haben, der zu einer maßgeblichen Umstrukturierung von diesem Teil des Sektors führen wird. Die größte Krypto-Börse Binance hat hier bereits den Schritt angekündigt: Es soll ein sogenannter „Proof of Reserve“ eingeführt werden, der mittels on-chain-Daten immer die volle Transparenz liefern und zeigen soll, dass sämtliche Einlagen von Kunden auf diesen zentralisierten Exchanges vorhanden sind und auch nur so eingesetzt werden, wie die Kunden das wollen und in Auftrag gegeben haben (also dass sie über Staking-Möglichkeiten oder andere Dienstleistungen aus Decentralized Finance eingesetzt werden).

Eine Situation wie bei FTX, wo mit Kundengeldern ohne deren Wissen gezockt wurde, soll nicht mehr möglich sein. Es wird eine Herausforderung, dieses Konzept in der Praxis adäquat umzusetzen, doch Firmen wie Binance dürften die nötigen Ressourcen dafür haben und in der Lage sein, am Ende eine gescheite Lösung umzusetzen. Das wird den Branchen-Standard massiv verbessern, das Vertrauen mittelfristig wiederherstellen und in Zukunft eine bessere Umgebung für Privatanleger schaffen, die technisch nicht in der Lage sind, komplett autonom im dezentralen Teil der Krypto-Welt unterwegs zu sein.

Es werden immer Dienstleister nötig sein, da eine vollständige Dezentralität für viele Privatnutzer eine zu große Hürde bei der Nutzung darstellt. Sollten die zentralisierten Krypto-Handelsplattformen das hinbekommen, dann steht auch deren weiterem Wachstum nicht viel im Wege.

Dezentrale Krypto-Handelsplattformen 

Nichtsdestotrotz hat der FTX-Skandal die Bedeutung eines der Leitmotive des Sektors noch einmal ganz deutlich hervorgehoben: „Not your Keys, not your Coins.“ Dezentrale Plattformen sind wieder mehr in den Vordergrund gerückt und haben ihre Daseinsberechtigung unterstrichen.

Das größte Hemmnis dieser Plattformen (auch DEX genannt) war und ist immer noch die Usability. Es ist schlicht und einfach für die meisten Menschen noch immer sehr kompliziert, diese Plattformen zu benutzen. Man könnte es mit der Nutzung des Internets in den frühen 90ern vergleichen.

Das ist der Hauptgrund, warum ein Großteil des Handelsvolumens immer noch auf deren zentralisierten Pendants stattfindet. Ein weiterer Grund ist die Limitierung durch die Blockchains, auf denen diese Plattformen laufen. Die Transaktionsgebühren und auch die Transaktionskapazitäten auf Blockchains wie Ethereum sind einfach nicht effizient genug.

Auf beiden Ebenen tut sich hier jedoch eine Menge. Die Usability von DEXes ist zwar immer noch nicht mit Applikationen in der traditionellen Finanzwelt zu vergleichen, hat sich jedoch bereits deutlich gebessert und hier darf man in den nächsten Monaten und Jahren wahrscheinlich noch Quantensprünge erwarten – so wie es mit dem Internet an sich auch gewesen ist.

Was die Effizienz angeht, gibt es mittlerweile zudem viele Lösungen, die hier Abhilfe verschaffen. Zum einen gibt es mittlerweile einige Konkurrenz für Ethereum, die an leistungsstarken und gleichzeitig dezentralisierten Infrastrukturen arbeiten. Zum anderen gibt es mittlerweile einige sogenannte „Second Layer“ Lösungen auf Ethereum, die eine wesentlich gesteigerte Effizienz abliefern. Das sind – wie der Name schon sagt – im Grunde Infrastrukturen, die als zweite Ebene über Ethereum gelegt werden und wesentlich mehr Transaktionskapazität, -geschwindigkeit und Gebühreneffizienz liefern, dabei aber gleichzeitig die Sicherheit von Ethereum erben.

Aufgrund dieser Entwicklungen könnten sich dezentrale Handelsplattformen im nächsten Bullenmarkt einen großen Teil des Kuchens von ihren zentralisierten Counterparts abschneiden. Hier sind vor allem auch sogenannte Perpetual DEXes interessant. Das sind dezentrale Handelsplattformen, auf denen Leverage Trading möglich ist. Es geht auf diesen Plattformen also nicht darum, Assets zu kaufen oder verkaufen, sondern lediglich um die Spekulation auf die Kursentwicklung. Im Grunde eine dezentrale Variante des traditionellen Derivate-Handels. Trotz des Potenzials ist der Krypto-Sektor jenseits von Bitcoin in großen Teilen immer noch ein Spielcasino. Plattformen dieser Art sind die Spieltische, auf denen das Casino stattfindet. Entsprechend viel Potenzial könnte also im nächsten Bullrun für diese Projekte bereitliegen.

Ethereum-Skalierung in Sicht

Ein weiterer großer Treiber könnte Ethereum selbst werden. Mit dem Merge hat die Blockchain im Sommer diesen Jahres bereits einen großen Meilenstein für die zukünftige Skalierung erreicht. Details dazu finden Sie in einer früheren Kolumne von mir. Kommende Upgrades stehen an, die Ethereum endlich in die Lage versetzen könnten, als global einsetzbares dezentrales Betriebssystem für Applikationen aller Art – nicht nur im Finanzwesen – zu funktionieren.

Das dürfte für eine weitere Explosion in Sachen Adaption sorgen, da bereits in der traditionellen Welt existierende Dienstleister einfacher auf Ethereum wechseln und die Vorteile einer dezentralen und skalierbaren Infrastruktur nutzen könnten. Es dürfte jedoch auch eine Fülle an weiteren neuen Produkten und Dienstleistungen aufkommen, die vorher nicht umsetzbar waren. Die Einstiegshürden wären im Vergleich zur traditionellen Wirtschafts- und Finanzwelt um ein Vielfaches geringer. Das gilt vor allem im Hinblick auf Länder, in denen Menschen bisher nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang zu Finanzinfrastrukturen haben.

NFTs mit echtem Usecase 

Auch der Subsektor NFTs könnte im nächsten Bullenmarkt eine ganz entscheidende Rolle spielen. Im letzten Bullrun haben NFTs das erste Proof of Concept hingelegt und vor allem als Kunstwerke und im weiteren Sinne als digitale Identität ihren Auftritt gemacht. Während jedoch das Interesse der Allgemeinheit in den letzten Monaten wieder deutlich abgeflacht ist, entwickelt der Sektor sich weiter und NFTs werden mittlerweile von vielen Projekten als elementare Bausteine innerhalb ihrer Plattformen und Ökosysteme eingesetzt.

NFTs können beispielsweise Nutzungsrechte, Vergünstigungen und passive Einkommensströme gewähren. Der potenzielle Usecase für NFTs als einzigartige digitale Vermögenswerte ist gerade erst in Ansätzen erschlossen. In den nächsten Jahren dürften diverse Konzepte ausprobiert und mit der Nutzung von NFTs als aktiv einsetzbarem Werkzeug experimentiert werden.

Einer der unmittelbar vielversprechendsten Sektoren für die Nutzung von NFTs ist der Gaming-Sektor, da einzigartige virtuelle Gegenstände hier eine ganz besondere Rolle spielen. Die Blockchain-Infrastruktur und der Einsatz von NFTs dürften diesen milliardenschweren Wirtschaftssektor in den nächsten Jahren in eine komplett neue Infrastruktur umgliedern und Games auf eine ganz neue Art und Weise nutzbar und auch monetarisierbar machen.

Items könnten nicht mehr nur virtuelle Gegenstände innerhalb eines Spiels sein, sondern tatsächlich handelbare einzigartige Vermögenswerte werden, die man in der virtuellen Welt ohne Grenzen anwenden und übertragen kann. Der Gaming-Sektor dürfte perspektivisch auch der große Proof of Concept für die Nutzung von NFTs als Abbildung von Vermögenswerten in der echten Welt werden. Das dürfte allerdings eher ein Thema für den übernächsten Bullenmarkt werden.

Wie sieht die Sache aus der Investment-Perspektive aus?

Ich weise immer gerne darauf hin, dass in einem Bärenmarkt der wahre Wohlstand aufgebaut wird. Im Detail und mit Blick auf den Krypto-Sektor bedeutet dies, dass man den derzeitigen Bärenmarkt nutzen sollte, um sich umfassend mit der Materie auseinanderzusetzen und sie verstehen zu lernen.

Dieser Bärenmarkt und die jüngsten Geschehnisse stellen zwar eine große Herausforderung für den Sektor dar und es ist nicht klar, wie viel Tribut der Krypto-Sektor noch bezahlen muss, bis wir den Boden erreichen. Doch das ist bei weitem nicht das Ende dieses Sektors. Im Gegenteil, ich denke, dass wir uns immer noch am Anfang der Reise befinden.

Wer sich jetzt das nötige Knowhow aneignet, gute Projekte recherchiert und sich eine durchdachte Strategie und Portfolio aufbaut, der hat die Chance extrem zu profitieren und das gewaltige Potenzial dieses Sektors in einem frühen Stadium mitzunehmen. Ein Bärenmarkt wie dieser bietet im Grunde eine traumhafte Gelegenheit für langfristig orientierte Investoren. Der Preis, den man dafür zahlen muss, ist klar: eine Menge Zeit, Energie und Risikobereitschaft.

Denken Sie langfristig

Alexander Mayer

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