Sommerflaute an der Börse - US-Geldpolitik im Blick

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Frankfurt (Reuters) - Wegen unklarer Aussichten für die US-Zinsen haben Anleger am Dienstag erneut einen großen Bogen um europäische Aktien gemacht.

Dax und EuroStoxx50 lagen am Abend jeweils etwa 0,2 Prozent im Plus bei 15.992,44 beziehungsweise 4295,42 Punkten. "Mit jedem Tag mehr ohne Dynamik bahnt sich ein trüber Börsensommer an, in dem nur wenige Käufer bereit sein könnten, neue Engagements einzugehen oder vorhandene aufzustocken", sagte Analyst Konstantin Oldenburger vom Online-Broker CMC Markets.

Hauptgrund für die Zurückhaltung war die Sitzung der US-Notenbank am Mittwoch kommender Woche. Der schwächelnde Dienstleistungssektor gebe der Fed Spielraum, den Zinserhöhungszyklus zu unterbrechen und erst einmal die weitere Entwicklung der Konjunktur zu beobachten, schrieben die Analysten der Saxo Bank. Chris Turner, Manager der ING Bank, wies aber darauf hin, dass nach der überraschenden Zinserhöhung der australischen Notenbank die Fed ihre Geldpolitik kommende Woche doch noch einmal straffen könne. Diese Spekulationen erhielten zusätzlichen Auftrieb, wenn die kanadische Zentralbank an diesem Mittwoch ebenfalls an der Zinsschraube drehe.

ÖLPREIS UNTER DRUCK - LIRA ERNEUT AUF REKORDTIEF

Am Rohölmarkt machten Investoren Kasse. Dies drückte den Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee 0,4 Prozent ins Minus auf 76,42 Dollar je Barrel (159 Liter). Die schwächelnde US-Konjunktur schüre Furcht vor einer schwindenden Nachfrage, sagten Börsianer. Dies dränge die Spekulationen auf Angebotsengpässe durch die gedrosselte Ölförderung Saudi-Arabiens und der anderen Mitglieder des Exportkartells Opec+ in den Hintergrund.

Unter Verkaufsdruck stand auch die türkische Währung. Dadurch stiegen Dollar und Euro um jeweils knapp 1,5 Prozent auf Rekordhochs von 21,538 beziehungsweise 23,098 Lira. Ausländische Investoren warteten auf Beweise, dass der neue Finanzminister Mehmet Simsek die versprochene Rückkehr des Landes zu "rationalen Grundlagen" in der Wirtschafts- und Finanzpolitik nicht nur einleite, sondern auch langfristig durchsetze, sagte ein Börsianer. Dennoch werde es Monate, wenn nicht Jahre, dauern, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.

MDAX-COMBACK GIBT EVOTEC AUFTRIEB - COINBASE AUF TALFAHRT

Am deutschen Aktienmarkt gehörte Evotec mit einem Plus von 1,6 Prozent zu den Gewinnern. Die Biotech-Firma feiert rund einen Monat nach ihrem Rauswurf ihr Comeback im MDax. Das Unternehmen hatte den Nebenwerte-Index wegen einer verpassten Frist zur Vorlage der Bilanz verlassen müssen.

Die Titel von Coinbase stürzten dagegen an der Wall Street um zeitweise fast 21 Prozent ab. Die US-Börsenaufsicht SEC verklagt die Kryptobörse, weil sie eine nicht lizensierte Handelsplattform betreibe. Am Montag hatte die SEC den Coinbase-Rivalen Binance unter ähnlichen Anschuldigungen vor Gericht gezerrt.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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