Ministerin - Spanien kann Deutschland in Konjunkturflaute Marktanteile abjagen

Madrid (Reuters) - Spaniens Wirtschaftsministerin Nadia Calviño sieht die deutsche Konjunkturschwäche als Chance für die Wirtschaft ihres eigenen Landes.
Sie sagte am Montag dem TV-Sender La Sexta, während sich die deutsche und auch die italienische Wirtschaft abschwäche, wachse die spanische "glücklicherweise" weiterhin, begünstigt durch eine abnehmende Inflation. "Davon profitieren spanische Unternehmen, da sie konkurrenzfähiger sind und Marktanteile hinzugewinnen", erläuterte Calviño, die in dem Interview auf den Bundesbank-Monatsbericht angesprochen wurde.
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat laut der deutschen Zentralbank unterschiedlich starke Auswirkungen auf die einzelnen Euro-Länder. So wirke sich beispielsweise eine Veränderung der Leitzinsen stärker auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland aus als auf die Wirtschaftsleistung in Italien, Frankreich und Spanien. "Dies kann an der größeren Bedeutung zinssensitiver Branchen in Deutschland, einer größeren Flexibilität der Beschäftigung, einer stärkeren Exportorientierung und einem stärkeren Wettbewerb im Bankensystem liegen" heißt es in dem Bericht. Die Wirkung auf das BIP in Spanien sei dagegen kurzfristig am schwächsten.
Die deutsche Wirtschaftsleistung dürfte im dritten Quartal laut der Bundesbank etwas schrumpfen. Damit würde sich die Schwächephase der größten Volkswirtschaft Europas nochmals verlängern: Ende 2022 und Anfang 2023 war das BIP bereits jeweils geschrumpft, ehe es im Frühjahr stagnierte.
Die hohe Inflation und die maue Weltwirtschaft treiben Deutschland laut Prognose der EU-Kommission in die Rezession. Das BIP dürfte hierzulande demnach dieses Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen. Das auch von einem Touristenboom profitierende Spanien wird laut Brüsseler Prognose hingegen ein sattes BIP-Wachstum von 2,2 Prozent hinlegen. Frankreich wird ein Plus von 1,0 Prozent zugetraut und Italien immerhin ein Zuwachs von 0,9 Prozent.
(Bericht von David Latona, Emma Pinedo, geschrieben von Reinhard Becker.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)