Anleger lassen Israel hinter sich - Geldpolitik im Blick

Reuters · Uhr
Quelle: (c) Copyright Thomson Reuters 2023. Click For Restrictions - https://agency.reuters.com/en/copyright.html

Frankfurt (Reuters) - Nach dem ersten Schock über die anhaltenden heftigen Kämpfe im Nahen Osten kehren die Anleger an den Aktienmarkt zurück.

Für gute Laune an den Börsen dies- und jenseits des Atlantiks sorgten dabei am Dienstag vor allem die jüngsten Aussagen der US-Notenbanker. Der Dax notierte zum Handelsschluss zwei Prozent höher bei 15.423,52 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 2,3 Prozent auf 4205,23 Zähler. Die wichtigsten US-Indizes lagen zwischen 0,7 und 1,2 Prozent im Plus.

Wichtige Vertreter der US-Notenbank Fed wie Vizechef Philip Jefferson deuteten zuletzt darauf hin, dass die hohen Anleiherenditen "Vorsicht" bei weiteren Zinserhöhungen erforderlich machten. Dies schürte Hoffnungen auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Straffung. "Diese Marktreaktion ist eindeutig auf die Aussagen aus der Fed zurückzuführen", sagte Laura Cooper, Strategin bei der Investmentgesellschaft BlackRock. "Der Markt wird sich also jetzt als Folge wahrscheinlich wieder auf die Konjunkturdaten konzentrieren - vor allem die US-Inflationsdaten am Donnerstag."

Damit rückten die Sorgen über den jüngsten Konflikt zwischen Israel und der radikal-islamische Palästinenser-Gruppe Hamas zunächst in den Hintergrund. Hamas hatte am frühen Samstag mit einem überraschenden Großangriff auf Israel die schwerste Eskalation im Nahost-Konflikt seit Jahren ausgelöst. "Wenn sich der Konflikt in Grenzen hält, glaube ich nicht, dass er große Auswirkungen auf die Börsen haben wird", kommentierte Peter Cardillo, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister Spartan Capital Securities.

US-BONDS GEFRAGT - ANDERE "SICHERE HÄFEN" GEBEN NACH

Am Montag hatten Anleger Aktien verkauft und sichere Anlagehäfen angesteuert. So fiel die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen im Gegenzug zum steigenden Kurs auch am Dienstag auf 4,632 nach zuvor 4,782 Prozent. Auch diese Fluchtbewegung in Staatsanleihen trage zur Stabilität der Börsen bei, da die Renditen dadurch gesunken seien, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Die Rendite der zehnjährigen Bundespapiere lag allerdings mit 2,774 in etwa auf dem am Montag erreichten Niveau. Auch der Goldpreis trat mit 1861 Dollar je Feinunze mehr oder weniger auf der Stelle. Der Dollar-Index drehte indes ins Minus und verlor 0,4 Prozent auf 105,674 Punkte. Der Euro rückte im Gegenzug um ein halbes Prozent auf 1,0618 Dollar vor.

In Europa griffen die Anleger bei den am Montag unter die Räder geratenen Reisewerten zu. Der Sektorindex gewann knapp vier Prozent. Auf Erholungskurs begaben sich auch konjunktursensible Werte wie Zalando, Delivery Hero, BMW und Volkswagen, die zwischen 2,3 und 6,6 Prozent gewannen. Gewinnmitnahmen drückten hingegen Rüstungswerte ins Minus. Hensoldt schlossen 1,4 Prozent schwächer, nachdem sie am Vortag mehr als zehn Prozent gewonnen hatten.

ÖLPREISE GEBEN WIEDER NACH

Entspannungssignale kamen auch vom Ölmarkt, wo die Preise zurückgingen. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligen sich je um knapp ein Prozent auf 87,51 und 85,77 Dollar pro Barrel (159 Liter). Versorgungsängste nach der militärischen Eskalation im Nahen Osten hatten die Rohölpreise am Montag um mehr als vier Prozent in die Höhe getrieben. Investoren sollten sich Marktteilnehmern zufolge jedoch auf weitere Schwankungen vorbereiten.

Während Israel nur sehr wenig Rohöl produziert, befürchten Investoren, dass eine Eskalation des Konflikts die Versorgung im Nahen Osten beeinträchtigen und das erwartete Defizit für den Rest des Jahres verschärfen könnte. "Sollten sich Berichte über eine Beteiligung Irans als wahr erweisen, würde dies den Preisen einen weiteren Auftrieb geben, da wir davon ausgehen, dass die USA die Ölsanktionen gegen Iran strenger durchsetzen werden", sagten die ING-Analysten.

(Bericht von Anika Ross und Zuzanna Szymanska; Redigiert von Birgit Mittwollen.; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Meistgelesene Artikel