Kritik an Unternehmensführung

Investoren fordern nach China-Audit mehr Transparenz von VW

Reuters · Uhr (aktualisiert: Uhr)
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Berlin (Reuters) - Nach dem Abschluss der Untersuchung zum Volkswagen-Werk Urumqi in China fordern Investoren den Autobauer zu mehr Transparenz auf.

Die Veröffentlichung des Audits sei ein Schritt in die richtige Richtung, sagte Henrik Pontzen, bei der Fondsgesellschaft Union Investment für Nachhaltigkeitsthemen zuständig, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Aber VW sei damit noch nicht am Ziel. "In China dürfen Audits keine einmalige Übung bleiben." Zudem müsse ein funktionierendes Beschwerdemanagement etabliert werden. "Auch bleibt die schwache Corporate Governance bei VW eine Achillesferse."

Ingo Speich, Nachhaltigkeitsexperte der Deka Investment, sagte, der Druck des Kapitalmarktes habe gewirkt. Die Überprüfung sei mit Blick auf Ablauf und Ergebnis ein Schritt in die richtige Richtung. "Wünschenswert wäre darüber hinaus mehr Transparenz in der Wertschöpfungskette."

An der Frankfurter Börse lagen die VW-Aktien mit einem Plus von bis zu 3,1 Prozent auf 111,92 Euro an der Dax-Spitze. Eine Untersuchung hatte ergeben, dass es in dem Werk in der Uiguren-Region Xinjiang keine Hinweise auf Zwangsarbeit oder andere Verstöße gegen Menschenrechte gibt. Der deutsche Autokonzern betreibt die Fabrik dort zusammen mit dem chinesischen Partnerunternehmen SAIC, das mit der Prüfung einverstanden sein musste. An dem Gemeinschaftsunternehmen, das mittlerweile nur noch anderswo gebaute Fahrzeuge technisch in Betrieb nimmt, sind die Partner je zur Hälfte beteiligt. Aus der Region gibt es seit längerem Vorwürfe, dass der Staat die uigurische Minderheit mit Zwangsarbeit und in Umerziehungslagern drangsaliert. Nicht nur Menschenrechtsorganisationen, sondern auch Investoren kritisieren, dass der Wolfsburger Konzern dort einen Standort betreibt. Vertreter der uigurischen Minderheit hatten auf der VW-Hauptversammlung im Mai gefordert, Zwangsarbeit von Uiguren bei VW zu beenden.

Für Aufsehen am Finanzmarkt sorgte, dass die Agentur MSCI eine Warnung bezüglich des ESG-Ratings wegen der Vorwürfe veröffentlicht hatte. Wegen dieser "roten Fahne" hätten viele Anleger ihre Aktien verkaufen müssen, weil sie bei ihren Investitionen ESG-Kriterien einhalten müssen. "Wir denken, dass viele zumindest einen Teil ihrer Aktien zurückkaufen, wenn MSCI mit der Untersuchung zufrieden ist und ihre Warnung zurücknimmt", schrieben die Experten der Citi. Das könnte einen signifikanten Teil der Kursverluste seit Juli 2022 wieder wettmachen.

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