Börsen vor US-Inflationsdaten auf Richtungssuche

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Frankfurt (Reuters) - Am Vortag des mit Spannung erwarteten US-Inflationsberichts für April finden die Börsen keine gemeinsame Richtung.

Der Dax notierte zum Handelsschluss am Dienstag knapp im Minus bei 18.716,42 Punkten. Der EuroStoxx50 schloss kaum verändert bei 5080,29 Zählern. Die wichtigsten US-Indizes lagen leicht im Plus. "Der heutige Tag ist erst ein Warm-up. Das, worauf die Leute warten, ist der US-Inflationsbericht morgen", sagte Jan von Gerich, Chefstratege des skandinavischen Finanzdienstleisters Nordea. Angesichts der möglichen Kursreaktion zeigte er sich allerdings gelassen: "Ich denke, dass die Erwartungen für die Inflation gestiegen sind und es daher schwer sein wird, sie zu übertreffen, nachdem wir dreimal in Folge überraschend hohe Zahlen hatten."

Die Märkte rätseln derzeit über den Zeitpunkt der geldpolitischen Lockerung der US-Notenbank Fed. Bei überraschend hoher Teuerung könnte der derzeit noch im Raum stehende September-Termin für die erste Zinssenkung wackeln. Anleger warteten deswegen auch gespannt auf eine Rede von Fed-Chef Jerome Powell am Nachmittag. Analyst Christian Henke vom Broker IG mahnte zur Vorsicht: Trotz aller Äußerungen von Powell hofften die Marktteilnehmer auf eine Zinssenkung im September, aber die Teuerungsrate müsse mitspielen.

UNVERÄNDERTE PROGNOSE DER OPEC DRÜCKT ÖL

Die Währungshüter versuchen, mit straffer Geldpolitik die Kerninflationsrate von zuletzt 3,8 Prozent auf den Zielwert von zwei Prozent zu drücken. Die meisten Investoren gehen daher derzeit davon aus, dass die Fed die Zinswende erst im letzten Quartal 2024 einleitet.

Am Ölmarkt ging es indes nach unten. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils anderthalb Prozent auf 82,32 und 77,97 Dollar je Fass (159 Liter). Damit erweiterten sie ihren Anstieg um rund ein halbes Prozent nach dem Ausbleiben einer Änderung der Nachfrageprognose des Ölkartells Opec. Hintergrund war die Veröffentlichung überraschend hoher US-Erzeugerpreise im April. Sie gelten ab Werkstor - also bevor die Produkte weiterverarbeitet oder gehandelt werden. Damit geben die Zahlen frühe Signale für die Entwicklung der für die US-Notenbank Fed wichtigen Verbraucherpreise.

RHEINMETALL UND BRENNTAG ENTTÄUSCHEN - DELIVERY HEBEN AB

Die Anleger hatten auch eine Reihe von Firmenbilanzen zu verdauen. Größter Dax-Verlierer war Brenntag. Die Titel gingen um 8,2 Prozent nach unten. Mit 71,44 Euro waren sie so billig wie seit sechs Monaten nicht mehr. Der Spezialchemiekonzern verzeichnete einen Gewinneinbruch.

Auch die Aktien von Rheinmetall fielen um 2,7 Prozent, nachdem der Rüstungskonzerns im ersten Quartal bei Umsatz und Gewinn hinter den durchschnittlichen Analystenschätzungen zurückblieb.

Rasant aufwärts ging es hingegen für Delivery Hero. Die Aktien gewannen 26,3 Prozent. Uber steigt bei Delivery Hero ein und nimmt dem Essenslieferanten seine Taiwan-Tochter ab. Der Deal sei eine positive Überraschung, sagte ein Börsianer.

Enttäuschende Quartalszahlen machten Agfa-Gevaert zu schaffen. Die Anteilsscheine des auf bildgebende Systeme wie Röntgenaufnahmen spezialisierten Konzerns rutschten um 13,2 Prozent ab. "Ein Fehlschlag auf ganzer Linie", schrieben die ING-Analysten zu den vorgelegten Zahlen.

Nicht gut an kamen auch die Aufspaltungspläne von Anglo American. Die Aktien des Bergbaukonzerns sackten in London um 3,2 Prozent ab. Anglo versucht derzeit, ein Übernahmeangebot des weltgrößten Bergbaukonzerns BHP abzuwehren.

(Bericht von Zuzanna Szymanska und Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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