Dax auf tiefstem Stand seit Februar - Continental vor Umbruch - Aktie von United Internet kollabiert
Weitere heftige Verluste an Wall Street und Nasdaq sowie ein Ausverkauf an der japanischen Börse haben am Montag den deutschen Aktienmarkt weiter unter Druck gesetzt. Zudem bekam der Boom rund um Künstliche Intelligenz (KI) weitere Risse. Im Dax ist die psychologisch wichtige Marke von 17.000 Punkten gefährdet. Die Nervosität der Anleger ist wieder ähnlich hoch wie zuletzt in der Corona-Krise, hieß es am Markt mit Blick auf die Schwankungsbreite der Kurse.
Der deutsche Leitindex sackte am Nachmittag um 1,82 Prozent auf 17339 Punkte ab und ist damit zurück auf dem tiefsten Stand seit Februar. In seiner Talfahrt durchbrach der Dax auch die charttechnisch viel beachtete 200-Tage-Linie, die Hinweise auf den längerfristigen Trend des Börsenbarometers gibt. In den drei Handelstagen seit Anfang August hat der Index schon rund sieben Prozent eingebüßt.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets sieht die Nerven der Anleger heftig strapaziert. Der um 12,4 Prozent abgesackte japanische Leitindex Nikkei 225 gebe zu denken. Der Nahost-Konflikt eskaliere. "Ein Angriff Irans auf Israel (...) scheint nur noch eine Frage der Zeit." Zugleich sei in den USA die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen. "Die Notenbank Fed hat zu lange an den hohen Zinsen festgehalten, die Wirtschaft droht in eine Rezession abzurutschen."
An den asiatischen Börsen litten Technologiewerte vor allem unter einem Bericht, dem zufolge das KI-Zugpferd Nvidia die Einführung neuer Chips aufgrund von Mängeln verschiebt. Nvidia hatte als großer Profiteur des KI-Boom-Themas die diesjährige Rally an der US-Technologiebörse Nasdaq ausgelöst.
Die Furcht vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten trifft hierzulande auch die Aktien unterhalb des Dax. Der MDax der mittelgroßen Werte büßte am Montag rund 2 Prozent auf 23964,39 Punkte ein. Für den SDax ging es um 2,53 Prozent nach unten. Mittelgroße und kleinere Unternehmen hängen oft in besonderem Maße vom Konjunkturzyklus ab.
Continental vor Umbruch: Konzern prüft Aufspaltung
Im Dax gab es fast nur Verlierer. Auch Continental mit knapp minus einem Prozent konnte sich letztlich dem Abwärtssog nicht entziehen. Der Autozulieferer und Reifenhersteller prüft die Aufspaltung des Konzerns in einen Kunststoff- und Reifenteil sowie einen Teil für die seit langem schwächelnde Autozulieferung.
Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für Continental nach der angekündigten Trennung von der Autozuliefersparte auf "Buy" mit einem Kursziel von 70 Euro belassen. Sollte es zu der Ausgliederung kommen, wäre das die bisher umfassendste Unternehmensmaßnahme, die allerdings auch eine klare Kapitalmarktlogik habe, schrieb Analyst Michael Aspinall in einer am Montag vorliegenden Studie. Das Ergebnis wäre ein Unternehmen, das dem Reifenhersteller Michelin sehr ähnlich sei sowie ein reiner Automobilzulieferer wie es etwa Forvia, Valeo und Schaeffler seien.
United Internet stürzt nach gesenkten Prognosen ab
Gesenkte Jahresziele haben am Montag außerdem die Aktien von United Internet und Tochter 1&1 schwer belastet. Ein tagelanger Netzausfall bei 1&1 im Mai führt bei beiden Unternehmen 2024 zu weniger Wachstum und einem geringeren operativen Gewinn als bisher erwartet. Während Anleger verschreckt reagierten und sich von Aktien trennten, wertete so mancher Analyst die Warnungen der beiden als "weniger schlimm, als es auf den ersten Blick erscheint".
Im allgemein schwachen Marktumfeld sackten 1&1 im SDax um 13,22 Prozent auf 12,74 Euro ab. United Internet - das Unternehmen ist mit 78 Prozent an 1&1 beteiligt - verloren als Schlusslicht im MDax knapp 17,81 Prozent auf 16,10 Euro. Beide Anteilsscheine sind damit zurück auf dem tiefsten Niveau seit ziemlich genau einem Jahr.
(mit Material von dpa-AFX).