Aktienmarkt schließt ein Prozent im Plus - EZB und Coba in den Schlagzeilen
Der deutsche Aktienmarkt hat sich am Tag der EZB-Zinsentscheidung weiter erholt. Von der wie erwartet ausgefallenen Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) gingen keine neuen Impulse aus. Die kamen an diesem Donnerstagnachmittag eher durch die US-Börsen.
Mit einem Plus von 1,03 Prozent auf 18.518 Punkte beendete der Dax den Xetra-Handel. Ein starker Hemmschuh auf dem Weg zurück zu seinem Anfang September erreichten Rekordhoch bei knapp unter 19.000 Punkten ist jedoch die gleitende 21-Tage-Linie. Sie verläuft aktuell bei rund 18.545 Punkten und signalisiert den kurzfristigen Trend.
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen rückte am Donnerstag um 0,51 Prozent auf 25.233,21 Zähler vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 1,06 Prozent auf 4.814,08 Punkte, und auch an den Länderbörsen in Großbritannien und der Schweiz wurden Gewinne verzeichnet.
In den USA zeigten sich die wichtigsten Indizes zum europäischen Börsenschluss uneinheitlich. Der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial gab minimal nach, während die technologielastigen Nasdaq-Indizes leicht zulegten.
EZB senkt die Zinsen - Goldpreis mit neuem Rekord
Die Börsennachrichten dominierte am Donnerstag die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hat ihre Leitzinsen wie erwartet zum zweiten Mal in diesem Jahr gesenkt: Die Einlagefazilität sank um 25 Basispunkte auf 3,5 Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz um 60 Basispunkte auf 3,65 Prozent.
In Folge der EZB-Sitzung konnte der Goldpreis dank der Aussicht auf sinkende Zinsen deutlich steigen und hat ein neues Rekordhoch erreicht. An der Börse in London kletterte die Notierung für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) am Nachmittag bis auf 2.552 US-Dollar und damit so hoch wie noch nie. Auch in Euro gerechnet erreichte der Preis ein Rekordhoch und stieg erstmals über 2.300 Euro, auf bis zu 2312 Euro je Unze.
Da Gold selbst keine Zinsen abwirft, verstärkt die Aussicht auf fallende Zinsen zum Beispiel für Staatsanleihen die Nachfrage nach dem Edelmetall. Etwa zeitgleich zur EZB-Zinsentscheidung verstärkten zudem etwas schwächer als erwartet ausgefallene Daten vom US-Arbeitsmarkt die Spekulation auf sinkende Zinsen in den USA. Am Markt wird in der kommenden Woche fest mit der ersten Zinssenkung seit der Inflationswelle gerechnet.
Commerzbank-Gerüchte beflügeln Bankaktien
Auf Einzeltitel-Ebene sorgte erneut die Commerzbank für Schlagzeilen. Weiter angetrieben von Übernahmefantasien haben die Aktien der im Dax notierten Bank am Donnerstag an ihre Kursrally vom Vortag angeknüpft. Zu den treibenden Faktoren gehörten an diesem Tag vor allem Analystenkommentare. Insbesondere die Hochstufung auf "Overweight" durch die US-Bank JPMorgan nach dem Einstieg der italienischen Großbank Unicredit ermutigte die Anleger, weiter Aktien der viertgrößten deutschen Bank zu kaufen.
Unicredit-Chef Andrea Orcel bekräftigte derweil das Interesse an einem möglichen Kauf der Commerzbank. Die Übernahme der Commerzbank sei eine Option, sagte er dem Nachrichtensender Bloomberg TV. Er betonte aber auch, dass die Bank nach dem Einstieg mit neun Prozent bei der weiteren Vorgehensweise flexibel sei. So könne der Anteil auch erhöht oder reduziert werden. Er sehe dabei keinen Zeitdruck: "Wir sind sehr geduldig".
Zum Handelsschluss legten die Commerzbank-Papiere um 2,2 Prozent auf genau 15 Euro zu und zählten damit zu den Spitzenwerten im deutschen Leitindex. Zur Wochenmitte waren die Anteile der Commerzbank zeitweise wieder bis auf den höchsten Stand seit Ende Juli gestiegen und letztlich mit einem Plus von fast 17 Prozent aus dem Handel gegangen. Aktuell steht nun seit Anfang 2024 ein Plus von rund 40 Prozent zu Buche, womit es das Finanzinstitut unter die ersten fünf Dax-Favoriten im bisherigen Jahr geschafft hat. Auch andere europäische Banktitel waren am Donnerstag gefragt: Der Sektorindex "Euro Stoxx Banks" kletterte um 1,5 Prozent.
(mit Material von dpa-AFX)