Briefporto wird teurer - Regulierer gibt Post Raum für Preiserhöhungen

Düsseldorf (Reuters) - Die Verbraucher werden vom kommenden Jahr an der Deutschen Post mehr Geld für ihre Briefe und Pakete zahlen müssen.
Die Bundesnetzagentur räumt dem Bonner Konzern einen Spielraum für Erhöhungen der Preise beim Brief von durchschnittlich 10,48 Prozent ein, wie die Regulierungsbehörde am Mittwoch mitteilte. Auch Geschäftspost könne sich in diesem Rahmen verteuern. Bei Paketen könnten Privatkunden im Mittel 7,21 Prozent mehr zahlen. Die neuen Preise sollen vom 1. Januar 2025 für zwei Jahre gelten. Die Post muss nun entscheiden, wie sie die Spielräume für die Preise bei den einzelnen Produktgruppen nutzt. Sie kritisierte die Vorgaben der Netzagentur aber bereits als zu niedrig. Die Gewerkschaft Verdi forderte, der Post müssten "angemessene Preissteigerungen" ermöglicht werden. Sonst drohten den Beschäftigten negative Folgen.
Das Portoverfahren wird erstmals nach den Vorgaben des neuen Postgesetzes angewendet. Es dient vor allem dem Zweck, die Finanzierung des Universaldienstes der Post - also der flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung von Flensburg bis Berchtesgaden - zu sichern. Die Post muss ihre Preisvorschläge der Bundesnetzagentur zur Genehmigung vorlegen. Diese gibt dann grünes Licht, wenn sie sich im vorgegebenen Rahmen bewegen. Rein rechnerisch könnte sich der Preis für das Massenprodukt Standardbrief im neuen Rahmen ab 2025 von derzeit 85 Cent auf einen Euro erhöhen. Die Bundesregierung hatte Insidern zufolge eine entsprechende Obergrenze gesteckt.
Die Post hatte in der Vergangenheit immer wieder erklärt, sie strebe auch angesichts gestiegener Energie- und Personalkosten höhere Briefpreise an. "Wir haben einen signifikanten Nachholbedarf", hatte Finanzchefin Melanie Kreis zuletzt im August gesagt. Der Konzern habe über drei Jahre trotz hoher Inflation die Briefpreise nur um 4,5 Prozent anheben können. "Deshalb ist die Portoerhöhung nächstes Jahr eine ganz wesentliche Säule, dass wir das verdienen, was wir brauchen." Das Briefgeschäft des Konzerns in Deutschland leidet unter der Konkurrenz von elektronischer Kommunikation wie der E-Mail. Die Sendungsmengen beim Brief sinken deshalb stetig.
Der Konzern habe auch deshalb die "vorläufige Entscheidung der Bundesnetzagentur zum Preiserhöhungsspielraum im regulierten Brief- und Paketgeschäft mit Verwunderung zur Kenntnis genommen", erklärten die Bonner. Die Vorgaben des Regulierers seien "angesichts zu erwartender Lohnsteigerungen, schrumpfender Briefmengen und hoher Investitionsbedarfe schwer nachzuvollziehen". "Jedes Unternehmen in Deutschland hat die Möglichkeit, auf die hohe Inflation mit einer Anpassung der Preise für seine Produkte und Dienstleistungen zu reagieren", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Für die Post gelte dies im von der Netzagentur regulierten Geschäft nicht. Es sei nicht nachvollziehbar, dass dem Konzern verwehrt werde, auf die deutlich gestiegenen Kosten mit angemessenen Preissteigerungen zu reagieren. Die Gewerkschaft forderte das zuständige Bundeswirtschaftsministerium auf, den vorläufigen Beschluss der Bundesnetzagentur abzuändern. Die Post beschäftigt in ihrer Brief- und Paketsparte in Deutschland knapp 190.000 Menschen.
(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)