Bundesregierung hält international weitere Zinssenkungen für möglich
Berlin/Washington (Reuters) - Weltweit sind deutschen Regierungskreisen zufolge weitere Zinssenkungen drin.
"Das Absinken der Inflation macht auch weitere Lockerungen der Geldpolitik möglich", sagte ein deutscher Regierungsvertreter am Montag in Berlin mit Blick auf die Herbsttagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Niedrigere Zinsen könnten dann helfen, für mehr Wachstum zu sorgen.
Der IWF will am Dienstag neue Prognosen für die Weltwirtschaft veröffentlichen. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hatte zuletzt bereits gesagt, mittelfristig nicht mit hohen Wachstumsraten der Weltwirtschaft zu rechnen, eher mit einer kraftlosen Phase. Das Wachstum werde nicht ausreichen, um Armut effektiv zu bekämpfen, genügend neue Jobs zu schaffen und die Schuldenstände im Zaum zu halten. In diesem Jahr dürfte bei der globalen Staatsverschuldung erstmals die Marke von 100 Billionen Dollar übertroffen werden. Laut IWF ist Künstliche Intelligenz eine gute Chance, weltweit die Produktivität der Wirtschaft zu verbessern.
Der deutsche Regierungsvertreter sagte, trotz zahlreicher internationaler Krisen gebe es zwar stabiles Wachstum. Dieses sei aber wenig dynamisch, der Wachstumstrend eindeutig zu niedrig. Deswegen seien Strukturreformen nötig. Deutschland war zuletzt im Kreis der großen Industrienationen abgeschlagen. Dies dürfte am Dienstag erneut deutlich werden.
US-WAHL NICHT AUF DER TAGESORDNUNG, ABER ÜBERALL THEMA
Größtes Gesprächsthema bei der IWF-Herbsttagung dürfte die bevorstehende US-Wahl werden, auch wenn diese nicht im offiziellen Programm steht. Sie hat aber potenziell große Auswirkungen auf das Verhältnis zu China und den internationalen Handel - sollte der Republikaner Donald Trump Anfang November die Demokratin Kamala Harris schlagen. Dann wäre mit neuen Zöllen und einer Abkehr vom Klimaschutz zu rechnen. Die Wahl werde auch Folgen für den Dollar und Top-Personalien bei der US-Notenbank Fed haben, so IWF-Kenner Josh Lipsky.
Großes Thema in Washington sind zudem die finanziellen Hilfen für die Ukraine. Westliche Demokratien wollen die Details für den geplanten 50-Milliarden-Dollar-Kredit an die Ukraine ausarbeiten. Für diesen sollen auch die Erträge aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten genutzt werden.
(Bericht von David Lawder, Christian Krämer und Maria Martinez, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)