Fünf Monate Börsenjahr 2025 – und alles ist anders
Heiko Böhmer
Fünf Monate sind vergangen – und 2025 schreibt bereits Börsengeschichte. Europas Aktienmärkte überraschen, der US-Dollar schwächelt, und Jerome Powell wird zum Stabilitätsanker. Was Anleger jetzt wissen sollten.

Im Börsenjahr 2025 sind schon fünf Monate abgeschlossen – Zeit für ein kurzes Zwischenfazit mit etlichen ungewöhnlichen Ergebnissen. Nach den starken Jahren 2023 und 2024 in den USA war auch für 2025 klar: An US-Aktien führt kein Weg vorbei. Zudem wird ein starker US-Präsident Donald Trump den US-Dollar stärken. Gleichzeitig werden die Zinsen sinken.
Nichts von dem ist so eingetreten – das zeigt der Blick auf die Daten zu den verschiedenen Teilen des Kapitalmarktes. Stichwort US-Aktien vs. Rest der Welt. Hier hat vor allem Europa einen Überraschungserfolg gelandet. Trotz der vielen Störfeuer aus den USA haben europäische Aktien bislang den US-Markt klar outperformt. Zum Stichtag Ende Mai hat der EuroStoxx 50 Index um 13 Prozent zugelegt. Gleichzeitig hat der Nasdaq 100 Index in den USA nur um rund drei Prozent zugelegt.
EuroStoxx 50: Jetzt wird es spannend
Besonders spannend wird es jetzt rund um den EuroStoxx50 Index. Nach dem Rekordhoch im Jahr 2000 (!) hat dieser maßgebliche Index bis heute noch kein neues Rekordniveau wieder erreicht. Nach den Zuwächsen zuletzt kratzt der Index aber jetzt an dem Rekord. Überspitzt formuliert kann man sagen: Dieser Index befindet sich in einer langfristigen Seitwärtsbewegung, und das seit 25 Jahren. In den USA sieht es eben ganz anders aus mit vielen Rekordständen beim S&P 500 Index. Sollte also der EuroStoxx 50 jetzt neue Rekorde erreichen, wäre der Weg charttechnisch nach oben offen.
Doch zurück zu den anderen Anlageklassen und ihrer Bilanz in diesem Jahr. Der US-Dollar steht massiv unter Druck. Die Bilanz gegenüber dem Euro hat sich bis jetzt schon auf ein Minus von zehn Prozent gesteigert. Zölle sind aktive Beeinträchtigungen des Außenhandels und das schadet dem US-Dollar. Donald Trump hat hier etwas anderes erwartet, aber wie so oft hat ihn hier die Realität der Finanzmärkte wieder eingeholt.
Fed-Chef Powell als Fels in der Brandung - hoffentlich bleibt das so
Und damit bin ich auch schon beim Blick auf die Zinsen in den USA. Die haben zwischenzeitlich schon fast bedrohlich zugelegt. Ein Niveau von um fünf Prozent für die 10-jährigen US-Anleihen gilt als gefährlich für die Stabilität an den Finanzmärkten, weil schlicht und einfach die Kosten der Refinanzierung zu hoch sind. Nun wurde dieses Niveau nicht ganz erreicht, aber die Entwicklung zeigte doch ganz klar in diese Richtung. Auch hier lag Donald Trump falsch, weil er als Folge seiner Politik sinkende Zinsen erwartet hatte und natürlich massiven Druck auf Fed-Chef Jerome Powell ausübte, der jedoch seinem Kurs bislang treu blieb.
Powell ist für mich eine der wenigen positiven Überraschungen aus den USA in diesem Jahr. Auf ihn wird es weiterhin ankommen, denn Donald Trump ist ein Mann der Überraschungen. Aus dem Best-Buddy Elon Musk ist nun auf einmal der Gegenspieler geworden. Diese Story hat in dieser Woche schon viel Börsenwert vernichtet – vor allem bei Tesla und den Trump nahen Aktien.
Eins ist klar für den weiteren Weg im Börsenjahr 2025: Langweilig wird es sehr wahrscheinlich nicht werden – und wenn doch hätten wir nach den vielen Turbulenzen bis jetzt auch nichts dagegen.