Anleihen: "Weiter im Zinstief"

BÖRSE FRANKFURT · Uhr

Nach höheren Zinsen sieht es im Euroraum weiterhin nicht aus. Für die USA werden sogar Zinssenkungen nicht mehr völlig ausgeschlossen.

15. März 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Mit der Entscheidung der EZB in der vergangenen Woche, eine Zinserhöhung nochmals zu verschieben, verharren die Zinsen im Keller: Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen liegt aktuell bei 0,07 Prozent, nur knapp über dem Tief von 0,05 Prozent letzte Woche.

"Der französische Pharmakonzern Sanofi hat diese Woche sogar eine Anleihe mit Negativzinsen begeben", berichtet Arthur Brunner von der ICF Bank. Das dreijährige Papier mit Kupon von 0 Prozent wurde zu -0,049 Prozent platziert. Damit war Sanofi der erste Corporate-Emittent seit 2016, dem eine Emission zu Negativzinsen gelang. "Der Zins verliert den letzten Freund"

Am kommenden Mittwoch trifft sich die US-Notenbank. "Nachdem die EZB ihre Zinswende bis auf weiteres verschoben hat, wird auch aus den USA wohl kein Impuls für höhere Zinsen kommen", meinen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz von der Commerzbank. "Der Zins verliert den letzten Freund." Sollte sich die Fed sogar zu Zinssenkungen gezwungen sehen, seien spürbar höhere Kapitalmarktzinsen im Euroraum wohl endgültig für längere Zeit eine Illusion. "Allerdings müsste sich hierfür die Wirtschaft wohl noch deutlich stärker abschwächen, was wir nicht erwarten." Abwarten im Brexit-Chaos

Das Gerangel um den Brexit setzt sich fort. Gestern Abend hat das britische Parlament dafür gestimmt, dass die Regierung mit der EU eine Verschiebung des Brexit-Datums vereinbart. "Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass Großbritannien die EU zwar nicht am 29. März, aber doch Ende Mai oder Juni ohne eine Austrittsabkommen verlässt, es also zu einem harten Brexit kommt", stellt Jörg Krämer von der Commerzbank fest. Höhere Umsätze von britischen Anleihen verzeichnen die Händler nicht. "Wer sich positionieren will, hat sich positioniert", meint Brunner. "Jetzt wird abgewartet." Bankanleihen gefragt

Die Fusionsgespräche zwischen Deutscher Bank und Commerzbank beflügelten die Anleihen der beiden Banken etwas, wie die Händler melden. "Das bezieht sich aber vor allem auf Hybridanleihen", stellt Brunner fest. Weiter viel gekauft werden dem Händler zufolge Metro-Bonds (WKN A14J83) mit Kupon von 1,5 Prozent und Fälligkeit 2025, Papiere von Daimler (WKN A169G1) mit 1,4 Prozent und Fälligkeit 2024 und Hertha BSC-Anleihen (WKN A2NBK3), die 6,5 Prozent bis 2023 bieten. "Die werden viel von Privatanlegern nachgefragt."

Gesucht sind weiterhin ThyssenKrupp-Anleihen (WKN A2TEDB) mit Kupon von 2,875 Prozent und Laufzeit bis 2024, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Bei einem Kurs von 100,6 Prozent liegt die Rendite aktuell bei 2,74 Prozent. Gefragt sei auch die HSV Fußball-Anleihe (WKN A2TR0Y) mit Stückelung von nur 100 Euro, die 2026 fällig ist und einen Kupon von 6 Prozent bietet.

Angesichts der Niedrigzinsen im Euroraum bleiben auch US-Dollar-Anleihen beliebt, wie Brunner feststellt. Gerne zugegriffen wird etwa bei einem Bond der Bank of America (WKN BA0ADG) mit Kupon von 3,3 Prozent und Laufzeit bis Januar 2023. Deutsche Telekom mit Neuemission

Neues gibt es von der Deutschen Telekom in der privatanlegerfreundlichen Stückelung von 1.000 Euro, wie Klaus Stopp von der Baader Bank berichtet: Der erste Tranche (WKN A2TSDD) ist im März 2026 fällig und bietet 0,875 Prozent Zinsen, die zweite (WKN A2TSDE) mit Fälligkeit im März 2031 zahlt Anlegern jährlich 1,75 Prozent Zinsen. "Die länger laufende Anleihe hat sich schon gut entwickelt", meldet Rainer Petz von Oddo Seydler.

Von: Anna-Maria Borse 15. März 2019, © Deutsche Börse AG

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