CureVac: Impfstoff im Herbst zur Verfügung ++ BMW: Deutliche Belastung vorraus ++ Qiagen: Produktion von Corona-Testkits wird kräftig hochgefahren ++ Dax gibt um mehr als 3 Prozent nach

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Das Börsenleben zwischen Hoffnung und Panik geht weiter an den internationalen Finanzmärkten. Je stärker Regierungen und Notenbanken Hilfsmaßnahmen forcieren, desto größer wird die Panik an den Börsen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bringt es heute ehrlich auf den Punkt: „Ich glaube, wir alle, die wir nicht die Experten sind, haben am Anfang das Coronavirus unterschätzt. Aber inzwischen zeigt sich auch, das ist ein Virus, das uns noch lange beschäftigen wird. All diese Maßnahmen, die sich für unsere Ohren noch vor vierzehn Tagen oder drei Wochen drastisch, drakonisch angehört haben - wir haben verstanden, dass das jetzt sein muss. Das ist sehr schwer, aber ich glaube, die Bevölkerung macht da gut mit“, so Von der Leyen in einer online Sendung der Zeitung „Bild“.

USA bringt weiteres Maßnahmen-Paket auf den Weg

US-Präsident Donald Trump hat angesichts der Coronakrise weitere umfangreiche Hilfen für die amerikanische Bevölkerung und die betroffene Wirtschaft in Aussicht gestellt. Trump sagte am Dienstag in Washington, man arbeite an einem „großen“ und „kühnen“ Paket. Er habe Finanzminister Steven Mnuchin beauftragt, noch im Laufe des Tages Verhandlungen mit dem Kongress zu führen. Details nannte er nicht.

Mnuchin sagte, Ziel sei, den Amerikanern innerhalb der kommenden zwei Wochen finanzielle Hilfen zukommen zu lassen – und nicht erst verzögert, zum Beispiel durch Erleichterungen bei der Lohnsteuer. Sie bräuchten sofort Geld. Erwogen werde, Bürgern Schecks auszuhändigen. An wen genau welche Hilfen fließen sollten, ließ der Finanzminister offen. Man werde versuchen, keine Schecks an Millionäre zu schicke

Laut Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg soll jeder Amerikaner mehr als 1000 US-Dollar bekommen. Dies erfuhr Bloomberg von Personen, die mit der Materie befasst sind.

Auch Fluggesellschaften und Hotelindustrie sollen Unterstützung bekommen. Mnuchin sagte, für Airlines sei die aktuelle Krise härter als die Krise nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Trump sagte, die Regierung wolle nicht, dass Fluggesellschaften pleite gingen oder Menschen ihre Jobs verlören.

Der US-Präsident hatte bereits mehrfach umfangreiche Hilfen in Aussicht gestellt, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise abzufedern. Mehrere US-Medien – darunter „New York Times“ und „Washington Post“ – berichteten, die Regierung arbeite an einem Hilfspaket von 850 Milliarden US-Dollar. Die US-Regierung hatte sich bereits auf ein Milliardenpaket für Familien verständigt.

Dax knick weiter ein

Der deutsche Leitindex geht am Mittwoch wieder in die Knie. Das Börsenbarometer startet mit einem Verlust von 3,52 Prozent und 8623,39 Punkten in den Handelstag.

CureVac arbeitet auf Hochtouren

Das Tübinger Pharmaunternehmen CureVac kann nach Einschätzung seines Miteigentümers Dietmar Hopp möglicherweise bereits im Herbst einen Impfstoff liefern. „Bei positivem Verlauf könnten wir ungefähr im Frühsommer mit klinischen Tests beginnen“, sagte der SAP-Gründer und Mäzen des Fußball-Bundesligisten Hoffenheim der „Bild“-Zeitung (Mittwoch). Weil der Druck enorm hoch sei, sollte es mit der Genehmigung durch die Behörden schneller gehen als in anderen Fällen. „Wir wären also in der Lage, den Impfstoff im Herbst zu liefern“, sagte Hopp.

Am Wochenende hatte es Berichte gegeben, wonach die USA exklusiv die Rechte an einem Impfstoff gegen das Coronavirus von CureVac erwerben wollten. Die Firmenspitze hatte aber gesagt, ein Exklusivvertrag etwa mit den USA für einen Corona-Impfstoff komme für CureVac nicht infrage. Seit Januar forscht das Pharmaunternehmen an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Die EU will die Firma bei der Entwicklung mit bis zu 80 Millionen Euro unterstützen.

Hopp fügte in dem Interview hinzu, ein Impfstoff könne vorbeugend die Gesunden schützen. „Wenn zum Beispiel die Corona-Pandemie im nächsten Winter wieder verstärkt auftreten sollte, was einige Experten befürchten.“ Kranke könnten damit natürlich nicht geheilt werden. Seine vor rund 14 Jahren getätigten Investitionen in die Firma begründete Hopp damit, er sei davon fasziniert, dass der Mensch seine Krankheiten mit körpereigenen Mitteln bekämpfen könne, ohne Chemie. Das Coronavirus sei dabei ein sehr aktuelles Thema. „Die CureVac-Forscher beschäftigen sich allerdings auch schon lange damit, haben mit Erfolg einen Impfstoff gegen Tollwut entwickelt und diese Erfahrung sollte nützlich sein für die Entwicklung eines Corona-Impfstoffs.“

Der 79-Jährige wäre glücklich, wenn die gegen ihn gerichteten Hasstiraden in den Bundesliga-Stadien aufhören würden. Auf die Frage, ob der Kampf mit CuraVac gegen das Coronavirus die teils kriminellen Angriffe auf ihn stoppen könnte, sagte er: „Das ist in keinster Weise meine Motivation. Aber es wäre natürlich ein sehr schöner Nebeneffekt. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, wie sehr mich diese Angriffe belasten.

Europäischer Automarkt mit kräftigen Absatzminus

Die Pkw-Neuzulassungen in der Europäischen Union sind im Februar zurückgegangen. In den 27 Ländern der EU ohne Großbritannien sanken die Zulassungen um 7,4 Prozent auf 957 052 Autos, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte.

Der Verband begründete den Rückgang mit Veränderungen in der Besteuerung von Autos in mehreren EU-Staaten, schwächeren wirtschaftlichen Bedingungen und unsicheren Verbrauchern. So war im Februar der Coronavirus – den der Verband nicht explizit erwähnt – deutlich stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Allerdings war schon im Januar die Zahl der Neuzulassungen rückläufig gewesen, und zwar etwa in dem selben Maße.

In Deutschland gingen die Neuzulassungen mit 10,8 Prozent am stärksten zurück, vor Italien mit einem Minus von 8,8 Prozent. Unter den Konzernen büßte VW 5,3 Prozent und Daimler 12,7 Prozent ein. BMW legte hingegen um 3,1 Prozent zu.

Fresenius: Neuer Anlauf für mehr Digitalisierung

Deutschlands größter Klinikbetreiber unternimmt einen neuen Anlauf, eine universelle digitale Plattform für Patienten aufzubauen. Fresenius übernehme über die Tochter Curalie den Frankfurter Software-Entwickler Digitale Gesundheitsgruppe (DGG), teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit. Damit entstehe eine offene Plattform, die Patienten mit digitaler Hilfe begleite – von der Prävention über die Ambulanz und stationäre Versorgung bis zur Nachsorge.

Die DGG wendet sich mit Telemedizin-Diensten an Haus- und Fachärzte, Curalie entwickelt digitale Angebote für die Rehabilitation etwa von Orthopädie-Patienten. Gemeinsam zähle Curalie rund 100 Beschäftigte. Erstes Ziel sei es, 150 000 Versicherte als Nutzer zu gewinnen. In den kommenden Jahren soll Curalie dann zum umfassenden Angebot wachsen und auch anderen Ärzten und Gesundheitsfirmen offen stehen.

Fresenius ziele dabei vor allem auf chronisch Kranke wie Diabetiker oder Nierenpatienten, sagte Enrico Jensch, Leiter des operativen Geschäfts der Helios-Kliniken in Deutschland. „Bei ihnen herrscht der größte Bedarf an regelmäßigen Behandlungen.“ Konkret können Menschen über die Lösung Informationen zu Lebensstil und Ernährung sowie Gesundheitswerte einsehen. Über Curalie lassen sich Patienten zudem nach einem automatisierten Frage-Antworten-Katalog zu Fachärzten, Videosprechstunden oder in die Notaufnahme vermitteln. Auch elektronische Patientenakten, Online-Terminvergaben und medizinische Bilder könnten über das Portal digital nutzbar sein.

Fresenius Helios mit 86 Kliniken und 126 Medizinischen Versorgungszentren hierzulande wolle zuerst mit dem kanadischen Start-up Dialogue einen Telemedizin-Anbieter aufbauen. Doch die Partner fanden in einigen Punkten nicht zusammen – auch weil der deutsche Datenschutz und Anforderungen der Kassen bei gesetzlich Versicherten eine große Hürde sind. Zudem habe Dialogue sein Modell nahtlos auf Helios und deutsche Patienten übertragen wollen, so Jensch. „Fresenius wollte aber in jedem Fall die Hoheit über Patientendaten behalten.“

Mit Curalie zielt Fresenius gerade auf ausländische Märkte, wo der Konzern über die Kliniktochter Quironsalud in Spanien und Kolumbien aktiv ist. Dort sei die Akzeptanz für digitale Dienste heute schon größer und das Gesundheitssystem nicht so engmaschig wie in Deutschland, sagte Helios-Vorstand Francesco De Meo. „In Spanien sind Terminvergaben per App, elektronische Patientenakten und Videosprechstunden mit Ärzten schon viel weiter verbreitet.“

BMW Kerngeschäft unter Druck

Der Autobauer BMW geht angesichts der Coronakrise von einer deutlichen Belastung der Ergebnisse im Kerngeschäft aus. Im laufenden Jahr dürfte die operative Marge des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern im Automobilbau nur noch zwischen 2 und 4 Prozent liegen nach 4,9 Prozent im Vorjahr, teilte der Dax -Konzern am Mittwoch in München mit.

Dabei gehen die Münchener von einer Belastung der Marge von rund 4 Prozentpunkten durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 aus. Diese dürften vor allem das erste Halbjahr treffen, hieß es.

BMW will auf die Krise mit einer frühzeitigen Anpassung der Produktion reagieren, die meisten europäischen Autobauer haben bereits einen Produktionsstopp angekündigt. Der Absatz von Autos wird vom Management nun deutlich unter dem Vorjahr erwartet, bisher ging BMW noch von einem leicht steigenden Absatz aus.

Kurz & knapp:

Qiagen: Das Gendiagnostik- und Biotechunternehmen Qiagen baut seine Kapazität für die Herstellung von Corona-Testkits kräftig aus. Das teilte Qiagen am Dienstagabend mit. Das MDax -Unternehmen stellt seit einigen Wochen die Testkits für das neuartige Virus her. Bislang kann es etwa 1,5 Millionen Tests pro Monat ermöglichen. Nun will Qiagen bis Ende April Material für 6,5 Millionen und bis Ende Juni 2020 für 10 Millionen Patienten herstellen können. Dazu baut der Konzern seine Fertigung aus. Zu den Kosten schwieg Qiagen.

Fedex: Der US-Paketdienstleister hat seine Geschäftsziele für das laufende Jahr wegen der Ungewissheit durch die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus gestrichen. „Die Pandemie hat weltweit erhebliche Auswirkungen“, warnte Vorstandschef Frederick Smith am Dienstag nach US-Börsenschluss. Im jüngsten Geschäftsquartal bis Ende Februar brach der Gewinn verglichen mit dem Vorjahreswert von 739 Millionen auf 315 Millionen Dollar (286 Mio Euro) ein. Die Auswirkungen des Coronavirus hätten die Bilanz bereits belastet, teilte Fedex mit. Trotzdem schaffte der Deutsche-Post-einen Umsatzanstieg um rund drei Prozent auf 17,5 Milliarden Dollar und übertraf damit deutlich die Markterwartungen. Das kam bei Anlegern gut an – die Aktie reagierte nachbörslich zunächst mit einem kräftigen Kursanstieg. Fedex-Finanzchef Alan Graf kündigte angesichts der Belastungen der Coronavirus-Krise Kostensenkungen an.

Wintershall Dea: Niedrigere Öl- und Gaspreise haben bei dem vor einem möglichen Börsengang stehenden Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea im abgelaufenen Jahr auf dem Gewinn gedrückt. Der um Sondereffekte bereinigte Überschuss sank 2019 auf 879 Millionen Euro, wie das Unternehmen mit Sitz in Kassel und Hamburg am Mittwoch mitteilte. Die niedrigeren Preise konnten auch eine höhere Produktion und Sparmaßnahmen nicht ausgleichen. Das um Sonderposten bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging um ein gutes Fünftel auf 2,8 Milliarden Euro zurück. „Als Gegenmaßnahme für die Herausforderungen in der heutigen Weltlage implementieren wir bereits eine Reihe von Maßnahmen, die bis auf Weiteres signifikante Kürzungen unseres geplanten Investitionsprogramms und Aussetzen der Dividendenzahlungen auf Stammaktien beinhalten“, sagte Vorstandschef Mario Mehren. Die Produktionskosten seien im Jahresvergleich um 20 Prozent auf 4,1 Dollar je Fass zurückgegangen.

Die Produktion lag 2019 mit 642 000 Fass pro Tag rund neun Prozent höher als vor einem Jahr. 2020 soll sie im Schnitt 600 000 bis 630 000 Barrel betragen. Zudem will Wintershall Dea am Ende des Jahres mit 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro etwas weniger für Investitionen ausgegeben haben als 2019 mit knapp 1,7 Milliarden.

 Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Soni’s / shutterstock.com

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