Daimler: Eigene Batteriezellen-Produktion geplant? ++ Bayer: Neue Klage gegen Glyphosat ++ Varta: Nun also doch Porsche? ++ Zalando: Kooperation mit LVMH-Tochter Sephora!

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die deutsche Industrie blickt mit der abklingenden Pandemie optimistischer auf die Konjunktur. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet für 2021 mit einem Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts um 3,5 Prozent. Im April erwartete der Spitzenverband noch lediglich drei Prozent Wachstum. „Es geht vorwärts. Die Pandemie verliert mit dem Anstieg der Impfzahlen ihren Schrecken“, erklärte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Dienstag. Optimismus beziehe die Industrie aus einer erwarteten Belebung der Binnenkonjunktur aufgrund von Nachholeffekten im privaten Konsum und wegen deutlich steigender Investitionen sowie aus dem Auslandsgeschäft.

So werde eine starke Erholung in Asien erwartet, erklärte der BDI-Präsident. Und auch von den Konjunkturpaketen in den USA profitiere die Industrie. Insgesamt rechnet der BDI in diesem Jahr mit einem Anstieg der Industrieproduktion um acht Prozent. Mit der Rückkehr auf Vorkrisenniveau des BIP rechnet er im vierten Quartal dieses Jahres.

Als Gefahr für die konjunkturelle Erholung nannte der BDI-Chef zunehmende Lieferengpässe und Rohstoffknappheiten: Der Chipmangel führe in der Automobilindustrie bereits zu teils weitreichenden Produktionseinschränkungen. Die Probleme beträfen die gesamte Lieferkette. Lieferengpässe gebe es aber nicht nur bei Halbleitern. Es mangele auch an Kunststoffen, Verpackungsmaterial, Stahl und Metallen: „Ich bin aber zuversichtlich, dass es der deutschen Industrie zumindest nicht langfristig Probleme bereiten wird“, sagte Russwurm.

Dax: Leitindex nimmt Fuß vom Gas

Nach dem starken Wochenbeginn hat der deutsche Aktienmarkt am Dienstag im frühen Handel etwas an Schwung eingebüßt. Der Leitindex Dax lag zuletzt mit 0,30 Prozent im Minus bei 15.556,43 Punkten. Am Vortag hatte er ein Prozent gewonnen. Analyst Christian Schmidt von der Landesbank Helaba argumentierte, diese Gewinne könnten lediglich eine technische Erholung von den herben Verlusten vom Freitag gewesen sein nach dem großen Verfall an den Terminbörsen.

Der MDax der mittelgroßen Werte rückte am Morgen um 0,09 Prozent auf 34 228 Punkte vor. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone bewegte sich kaum von der Stelle.

Daimler: Eigene Batterie-Produktion geplant?

Die Stuttgarter werden einem Medienbericht zufolge nun doch in die Eigenproduktion von Batteriezellen einsteigen. Nachdem die Partnerschaft mit der chinesischen Farasis bislang gefloppt sei, messe Daimler-Chef Ola Källenius nun einer eigenständigen Produktion mehr Bedeutung bei und habe die entsprechende Entscheidung getroffen, berichtete „Business Insider“ am Dienstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Ungeklärt sei dabei aber noch, ob Daimler die Zellen in kompletter Eigenregie oder in Zusammenarbeit mit einem Partner produziert. Von Daimler war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Im vergangenen Jahr hatte sich Daimler an seinem chinesischen Partner Farasis beteiligt. Ziel war, dass die Firma in Bitterfeld-Wolfen eine Fabrik errichtet zur Produktion von Batteriezellen. Die Anlage sei allerdings noch nicht gebaut und erste Zellmuster seien „katastrophal“, berichtete das Magazin unter Berufung auf Konzernkreise. Daimler hatte 2020 auch im Zuge seiner Elektroauto-Offensive eine engere Zusammenarbeit mit dem chinesischen Lieferanten CATL vereinbart.

Bayer: Neue Schadensersatzklage gegen Glyphosat

Der Kläger Michael Langford macht die jahrzehntelange Verwendung des glyphosathaltigen Bayer-Herbizids Roundup für seine Krebserkrankung verantwortlich, wie seine Anwälte am Montag mitteilten. 2007 wurde bei dem Mann aus Kalifornien demnach Non-Hodgkin-Lymphom diagnostiziert, später entwickelte er weitere Krebsarten. Die Klage wurde bei einem kalifornischen Gericht in San Franciso eingereicht, ein Gerichtstermin steht noch nicht fest.

Bislang hat Bayer drei Glyphosat-Prozesse in erster Instanz verloren – mit millionenschweren Schadenersatzzahlungen – und in zwei der Berufungsverfahren Niederlagen erlitten. Im Juli könnten in den USA weitere Glyphosat-Klagen vor Gericht kommen, hatte Vorstandschef Werner Baumann kürzlich schon gesagt. Die Klagewelle hatte sich der Konzern mit der Übernahme des Glyphosat-Entwicklers Monsanto ins Haus geholt. Vor rund einem Jahr gab Bayer einen rund 11,6 Milliarden Dollar schweren Vergleich bekannt. Zuletzt standen aber noch für knapp 30.000 der zuletzt bekannten insgesamt 125.000 eingereichten und drohenden Klagen Einigungen aus.

Ende Mai musste der Konzern bei einem entscheidenden Teil des Vergleichs für den Umgang mit künftigen Klagen einen Rückschlag einstecken, da der zuständige Richter diesen ablehnte. Bayer stellte deshalb den Verkauf von Roundup an US-Privatkunden auf den Prüfstand, da diese die überwiegende Mehrheit der Kläger ausmachen. Die Vorwürfe gegen Glyphosat hat Bayer stets zurückgewiesen. Behörden weltweit haben das Mittel als nicht krebserregend eingestuft. Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“. Auf diese Einschätzung beriefen sich die Kläger.

 Varta: Porsche neuer Kunde - Bestätigung aus Stuttgart steht noch aus

Varta hat Porsche als Kunden für Hochleistungsbatterien gewonnen. Der Batteriekonzern beliefert den Sportwagenbauer künftig mit der so genannten V4Drive-Batterie, sagte ein Sprecher des MDax -Konzerns dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe) auf Anfrage. Zu Details habe sich das Unternehmen nicht äußern wollen. Porsche habe weder bestätigen noch dementieren wollen.

Die Varta-Aktie legte im späten Handel im Xetra-Hauptgeschäft kräftig zu und endet 1,52 Prozent höher. Zuvor hatte das Papier deutlich im Minus notiert. Die Aktie hatte nachgegeben, weil Porsche eigene Pläne zur Fertigung von Hochleistungs-Batteriezellen enthüllt hatte.

Die V4Drive-Batterie ist eine hochleistungsfähige, nur einige Zentimeter große Batterie. Sie ist innerhalb von Minuten geladen und hält extreme Temperaturen aus. Varta hatte laut eines Sprechers schon angekündigt, einen Kunden für die Batterie gefunden zu haben, aber bisher keinen Namen genannt.

Zalando: LVMH Tochter Sephora neu im Sortiment

Europas größter Online-Modehändler Zalando baut sein Kosmetikgeschäft weiter aus und kooperiert dafür mit der französischen Kette Sephora. Sephora werde über die Zalando-Plattform mehrere Tausend Produkte von mehr als 300 Marken anbieten, kündigten beide Unternehmen am Dienstag an. Die Tochter des französischen Luxusgüterkonzerns LVMH ist aktuell in 35 Ländern aktiv und betreibt weltweit mehr als 2000 Läden wie auch einen Online-Shop. Sephora-Chef Martin Brok bezeichnete im Gespräch mit Reuters die Partnerschaft als einen wichtigen Schritt, um „dort zu sein, wo der Kunde ist“. Zalando habe bereits 42 Millionen Kunden in Europa. Die Corona-Krise habe die Art und Weise verändert, wie Menschen einkauften, sagte Brok und ergänzte mit Blick auf das Umsatzwachstum: „Wir sind sehr optimistisch.“ Konkrete Zahlen nenne Sephora aber nie.

Im vierten Quartal will Sephora zunächst in Deutschland über Zalando Waren verkaufen und 2022 weitere europäische Länder hinzufügen. Ob Sephora für die Berliner aufgrund der internationalen Präsenz auch eine Tür für die Ausweitung des Geschäfts bieten kann, wollte Co-Chef David Schneider nicht sagen. Zalando verkauft seit 2018 auch Kosmetik wie Makeup, Haut- und Haarpflege für Frauen sowie Männer und macht damit Douglas & Co Konkurrenz. In der Corona-Krise, die dem Dax-Aspiranten im vergangenen Jahr zu einem Bruttowarenvolumen von mehr als zehn Milliarden Euro verhalf, läuft auch das Kosmetik-Geschäft rund. Immer mehr Kunden kombinierten zuletzt den Kauf von Kleidung mit dem Erwerb von Parfüms. Die strategische Partnerschaft mit Sephora werde weiteres Potenzial freisetzen, sagte Schneider.

Zalando etabliert sich immer stärker als Plattform-Anbieter, über den andere Händler, Modemarken oder stationäre Geschäfte ihre Waren verkaufen und dafür wie auch für Logistik-Dienstleistungen Provisionen an Zalando zahlen. Wie groß der Anteil des Kosmetikgeschäfts am Gesamtumsatz ist, veröffentlicht Zalando derzeit nicht.

Kurz & knapp:

BMW: Die Münchener wollen laut Vorstandsmitglied Milan Nedeljkovic die Herstellungskosten deutlich kappen. „Wir werden bis 2025 die Produktionskosten pro Fahrzeug um 25 Prozent senken – gemessen an dem Niveau von 2019“, sagte Nedeljkovic dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Dies solle über die Digitalisierung von Planungsprozessen, eine schlankere Logistik sowie eine bessere Auslastung der bestehenden Werke geschehen, hieß es vorab. Zudem sollen die Kapazitäten in allen Weltregionen deutlich aufgestockt werden. „Wir wollen vor 2030 eine Produktionskapazität von drei Millionen Autos pro Jahr erreichen.“ In diesem Jahr dürften die Verkäufe nach dem Corona-Einbruch wieder auf 2,5 Millionen Stück zulegen. BMW sieht sich mit steigenden Rohstoffkosten und einer milliardenschweren Umstellung auf Elektromobilität konfrontiert. Dem soll auch durch eine Neuverteilung der Produktion in Europa begegnet werden, hieß es vorab weiter: Das Werk Leipzig werde ab 2023 den Mini produzieren, der technisch eng mit der BMW 1er- und 2er-Reihe zusammengeführt werde. Durch eine Digitalisierung der Zulieferketten über die gemeinsam mit der Telekom, SAP und Bosch gründeten Datenplattform Catena-X erhoffe sich der Autobauer unter anderem deutlich geringere Logistikosten. Zudem werde weiter automatisiert: Kamerasysteme mit Künstlicher Intelligenz sollten etwa Menschen in der Endkontrolle in den Lackierstraßen ersetzen.

Nordex: Ein finnischer Windparkentwickler hat den Windturbinen-Hersteller Group mit der Belieferung von 35 Anlagen des Typs N163/5.X für vier Windparks beauftragt. Die Aufträge über insgesamt 199,5 MW umfassen jeweils auch einen Premium-Service der Anlagen über den Zeitraum von 30 Jahren. Die Projektnamen und der Kunde werden auf Kundenwunsch nicht bekannt gegeben. Die Windparks entstehen im Binnenland im mittleren Westen Finnlands sowie in Westfinnland küstennah in der Nordösterbotten-Region. Die Nordex Group liefert die N163/5.X im projektspezifischen Betriebsmodus von 5,7 MW auf Stahlrohrtürmen mit Nabenhöhen von 148 und 159 Meter aus. Der Liefer- und Errichtungsbeginn der vier Windparks ist im Frühjahr und Sommer 2022. Die Fertigstellung des letzten Projekts ist für den Spätherbst desselben Jahres vorgesehen.

Drägerwerk: Der Medizin- und Sicherheitstechnik-Konzern stellt seinen Aktionären für 2021 nach bislang guten Geschäften einen geringeren Umsatzrückgang in Aussicht als bisher befürchtet. So erwartet der SDax -Konzern jetzt nur noch einen währungsbereinigten Rückgang der Erlöse um 2 bis 6 Prozent, wie er am Montagabend in Lübeck mitteilte. Bisher hatte das Unternehmen mit einem Abfall von 7 bis 11 Prozent gerechnet. Auch bei der Marge des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) wird Drägerwerk optimistischer. Sie soll nun bei 8 bis 11 Prozent liegen, nachdem das Unternehmen vorher 5 bis 8 Prozent erwartet hatte. Die Corona-Pandemie stütze die Nachfrage, begründete Drägerwerk den optimistischeren Ausblick. Der Auftragseingang habe die Erwartungen übertroffen, hieß es. Das Unternehmen geht den Angaben zufolge weiterhin davon aus, dass sich die pandemiebedingte Nachfrage im laufenden Jahr weiter normalisieren werde und rechnet nicht mit einer vergleichbaren Nachfrage im kommenden Geschäftsjahr. Die vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal und erste Halbjahr will Drägerwerk Mitte Juli bekanntgeben.

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: Gaschwald/Shutterstock.com

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