Dax: Brexit stoppt Erholung – Leitindex taucht erneut ab
Die Angst vor einem ungeregelten Ausstieg der Briten aus der EU hält die Anleger weiter in Atem. Am Freitag hat der deutsche Aktienindex daher nur sehr schwach an die deutlich positiven Vorgaben der US-Börsen anknüpfen können. Der Dax fiel mittags auf sein Tagestief und notierte zuletzt nur noch 0,2 Prozent im Minus bei 11.330,50 Punkten. Damit deutet sich für den deutschen Leitindex ein Wochenverlust von über 1,5 Prozent an.
In Amerika kam es am Vortag nach anfänglichen Verlusten zu einer kräftigen Erholung, die den Dow-Jones-Index um 0,8 Prozent nach oben beförderte. Der technologielastige Nasdaq-100-Index schloss gar 1,8 Prozent im Plus.
Brexit rückt noch weiter in Fokus
„Der Brexit hat den Haushaltsstreit zwischen Italien und der Europäischen Union als Belastungsfaktor Nummer eins abgelöst“, stellte Marktexperte Christian Henke vom Broker IG fest. Die Anleger würden derzeit lieber mit einem Platz an der Seitenlinie vorlieb nehmen. „Angesichts der zurzeit vorherrschenden Unsicherheiten und der angeschlagenen charttechnischen Verfassung des DAX eine durchaus verständliche Reaktion“, so Henke.
Alles offen beim Brexit?
Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank sagte, dass „wie der Brexit ausgeht, offener denn je scheint“. Der Streit über die Gestaltung des Brexit hat die Regierung von Premierministerin Theresa May in eine tiefe Krise gestürzt. May droht nun ein innerparteiliches Misstrauensvotum. Händlern zufolge sind nun Szenarien wie ein zweites Referendum, Neuwahlen oder ein harter Brexit wahrscheinlicher geworden. Investoren fürchten vor allem negative Effekte auf die europäische Wirtschaft. Das Pfund Sterling stabilisierte sich am Freitag zwar etwas und notierte mit 1,2780 Dollar rund 0,1 Prozent höher. Allerdings schwankten die Kurse teils beträchtlich. Am Donnerstag hatte die britische Währung rund zwei Prozent auf 1,2742 Dollar verloren.
Im Bann dieser beunruhigenden Nachrichten blieben Europas Anleger am Freitag lieber vorsichtig. Gestützt auf Kursgewinne der Wall Street stieg der EuroStoxx50 um 0,4 Prozent auf 3.200 Punkten. Am britischen Aktienmarkt erholten sich die Kurse insgesamt leicht.
Morphosys streicht Erfolge ein
Gute Nachrichten gab es heute vom Biotechnologie-Unternehmen Morphosys, mit seinem chinesischen Partner I-Mab bei einem Wirkstoff für die Krebsimmuntherapie zusammen arbeitet. Morphosys erhält den Angaben zufolge dafür eine Vorauszahlung von 3,5 Millionen US-Dollar und kann mit Meilensteinzahlungen abhängig von Erfolgen in der klinischen Forschung und beim Vertrieb weitere bis zu 101,5 Millionen Dollar einstreichen.
Die Aktie reagierte mit einem Kursplus von rund 3,56 Prozent.
Stabilus kann überzeugen
Die Anteilsscheine von Stabilus setzen sich mit einem Kursaufschlag von 3,53 Prozent an die Spitze im SDax. Der Autozulieferer hatte für das Geschäftsjahr 2017/18 einen deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg gemeldet. Das Gewinnwachstum des Herstellers von Gasdruckfedern und Dämpfern sei stärker gewesen als gedacht, schrieb Analyst David Klus vom Bankhaus Lampe. Seine Kollegen von JPMorgan und Kepler Cheuvreux monierten den etwas unter den Erwartungen gebliebenen Ausblick.
Leoni: Giftige Mischung
Die Aktien von Autozulieferer Leoni fielen am Freitag auf den tiefsten Stand seit Juli 2016 und gehörten mit in der Spitze minus 3,3 Prozent zu den schwächsten SDax-Werten. Mainfirst-Analyst Florian Treisch konstatierte bei den Nürnbergern angesichts des zunehmend schwächeren Marktumfelds in China und Europa und anhaltend hohen Investitionen eine „toxische Mischung für die Margen“ – und damit auch die Anlagestory. Er korrigierte seine Einschätzung und senkte sein Kursziel von 63 auf 34 Euro. Die „Outperform“-Einstufung kassierte Treisch ebenfalls.
Dialog Semiconductor trotzt Branche
Die Aktien von Dialog Semiconductor stemmen sich gegen die schwache Branchenstimmung nach enttäuschenden Ausblicken von Nvidia und Applied Materials. Nach einer Analystenstudie traten Käufer auf den Plan, die die Papiere des Apple-Zulieferers zuletzt mit plus 1,9 Prozent in die Spitzengruppe des SDax hievten. Kepler-Analyst Sebastien Sztabowicz gab seine negative Einschätzung auf und nahm eine neutrale Haltung ein.
Momentan belasteten maue Ausblicke der US-Konzerne Applied Materials und Nvidia die Chip-Branche. „Die Stimmung im Halbleitersegment trübt sich weiter ein“, sagte ein Händler. Die jüngsten Prognosen deuteten darauf hin, dass die Aufwärtsbewegung bei Chipwerten zu Ende gehe.
Das bekommt aucg heute die Aktie von Infineon zu spüren, die mit einem Minus von über 2 Prozent das Ende des deutschen Leitindex ziert.
Angry Birds wieder beliebt – Rovio klar im Plus
Ein Gewinnanstieg im abgelaufenen Quartal lockte Anleger beim finnischen Handyspiele-Entwickler Rovio an. Die Aktien legten an der Börse in Helsinki mehr als 14 Prozent zu. Die Macher von „Angry Birds“ verdienten im dritten Quartal mehr: Der operative Gewinn stieg auf 10,4 Millionen Euro nach vier Millionen Euro ein Jahr zuvor.
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