Dax: Koalition in Italien wackelt schon vor Amtsaufnahme und drückt den Leitindex zum Handelsende ein Stück zurück – Euro fällt unter 1,10 und Trump mosert direkt via Twitter

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Zinsoptimismus und Entspannungssignale im Handelsstreit haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag auf Erfolgskurs gehalten. Allerdings bröckelten die Notierungen im Schlussgeschäft ab, was Marktteilnehmer mit der aktuellen politischen Entwicklung in Italien begründeten. Dort hat der Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, zahlreiche Forderungen an den geplanten Koalitionspartner PD gestellt und im Fall der Nichterfüllung mit Neuwahlen gedroht.

Der Dax ging mit einem Plus von 0,85 Prozent bei 11.939,28 Punkten aus dem Markt. Der MDax, in dem die Aktien mittelgroßen Unternehmen gebündelt sind, schloss 1,30 Prozent höher bei 25 719,96 Zählern.

Im Verlauf hatte der Dax mit 11.989 Punkten den höchsten Stand seit vier Wochen erklommen, damit aber die vielbeachtete Marke von 12 000 Punkten nicht geknackt. Auf Wochensicht verbuchte das Börsenbarometer immerhin einen Gewinn von 2,8 Prozent. Für den Monat August stand hingegen ein Verlust von rund 2 Prozent zu Buche. Im bisherigen Jahresverlauf lautet die Bilanz für den Leitindex plus 13 Prozent.

Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann am Freitag letztlich 0,45 Prozent auf 3426,76 Punkte. In Paris rückte der Cac 40 um rund 0,6 Prozent vor, in London stieg der FTSE 100 um rund 0,3 Prozent. Der Dow Jones Industrial notierte zum europäischen Börsenschluss nahezu unverändert.

Aus wirtschaftspolitischer Sicht stehen die Zeichen derzeit erst einmal auf Entspannung: Zuletzt hatte es im Handelskrieg zwischen den USA und China positive Aussagen aus China gegeben. Eine Eskalation sei nicht gut für China, die USA und den Rest der Welt, hieß es aus dem chinesischen Handelsministerium. Am Markt nährte dies die Hoffnung, dass es letztlich doch zu einer verträglichen Einigung kommen wird.

Darüber hinaus hatte die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde am Donnerstag verkündet, dass es bei den Zinsen in Europa noch Spielraum nach unten gebe. Man habe ein umfassendes Instrumentarium und sei bereit, zu handeln, so Lagarde. Die Aussicht auf billiges Geld ist ein notorischer Kurstreiber an den Börsen.

Börsenexperten wiesen bei allem Positiven trotzdem auf die geringe Halbwertszeit mancher Einflussfaktoren hin. „Es ist nicht das stabilste Fundament, auf dem der Deutsche Aktienindex seine Kursgewinne weiter ausbaut“, schrieb Jochen Stanzl von CMC Markets. Denn es werde nur von derzeit optimistischen Aussagen der beiden Streithähne USA und China im Handelskonflikt getragen. Wie schnell die Stimmung kippen könne, „wenn US-Präsident Trump seinen Twitter-Account mit neuen Provokationen füttert“, wisse man zur Genüge, so Stanzl.

Aus Unternehmenssicht standen die Aktien der Deutschen Börse mit einem Plus von 4,5 Prozent weit vorne im Dax. Marktteilnehmer hoffen, dass die Papiere des Börsenbetreibers am Abend in den EuroStoxx 50 aufgenommen werden.

Schlusslicht im Leitindex waren dagegen Fresenius-Aktien, die um 1,1 Prozent nachgaben. Die Analysten der HSBC hatten ihr Kursziel für die Titel des Medizinkonzerns gesenkt.

Die mit Abstand stärkste Branche waren Immobilienwerte, die von einem Pressebericht über abgeschwächte Pläne zum Berliner Mietendeckel profitierten. Besonders steil nach oben ging es für die Papiere jener Unternehmen mit großen Berlin-Beständen: Deutsche Wohnen mit plus 9,6 Prozent und Ado Properties mit plus 6,2 Prozent. Die Titel von Vonovia, Grand City Properties, LEG Immobilien und Adler Real Estate  verzeichneten Kurssprünge zwischen 3,1 und 5,5 Prozent.

Nach einer Kaufempfehlung der Investmentbank Kepler Cheuvreux verteuerten sich Daimler-Papiere um 1,7 Prozent. Analyst Michael Raab rechnet im zweiten Halbjahr mit einer besseren operativen Entwicklung des Autobauers und geht davon aus, dass die Konzernziele erreicht werden.

Leoni setzt Erholung fort

Leoni-Aktien rückten um 6,5 Prozent vor und setzten ihren Stabilisierungsversuch der vergangenen zwei Wochen fort. Ein Analyst der britischen Großbank HSBC hatte zuletzt erklärt, dass der Autozulieferer das Schlimmste hinter sich habe und im zweiten Halbjahr wieder positiv abschneiden könnte.

Auf dem ersten Platz im Nebenwerteindex landeten die Anteilsscheine des Spezialmaschinenbauers Isra Vision mit plus 8,2 Prozent. Das Unternehmen legte Börsianern zufolge starke Quartalszahlen und einen optimistischen Ausblick vor.

Am Rentenmarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,69 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,03 Prozent auf 147,13 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,06 Prozent auf 179,08 Punkte zu.

Der Euro fiel wegen der neuerlichen Italien-Krise unter die Marke von 1,10 US-Dollar und notierte zuletzt bei 1,0989 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1036 (Donnerstag: 1,1072) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9061 (0,9032) Euro gekostet. Auf diese Entwicklung hat der US-Präsident sofort reagiert und einen Seitenhieb an die Fed ausgeteilt. Wer hätte damit bloß gerechnet.

The Euro is dropping against the Dollar “like crazy,” giving them a big export and manufacturing advantage…and the Fed does NOTHING! Our Dollar is now the strongest in history. Sounds good, doesn’t it? Except to those (manufacturers) that make product for sale outside the U.S.

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) August 30, 2019

Der US-Präsident schießt sich schon mal langsam warm. Schließlich soll die amerikanischen Notenbank im September einen großen Zinsschritt rückwärts machen. Da kann man nicht früh genug anfangen die Messer zu wetzen.

Markus Weingran / Eduard Holetic, dpa-AFX

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Foto: anathomy / Shutterstock.com

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