Delivery Hero: Umsatz fast verdoppelt, aber… ++ Thyssenkrupp: Prognoserhöhung freudige Überraschung ++ Biontech: Produktion in Marburg läuft
In Deutschland haben die Verbraucherpreise im Januar deutlich angezogen. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, lag das Preisniveau 1,0 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Eine erste Schätzung wurde damit bestätigt. Im Dezember waren die Verbraucherpreise noch um 0,3 Prozent gesunken.
Preistreibend wirke das Ende der zeitweisen Mehrwertsteuersenkung, erklärten die Statistiker. Die Mehrwertsteuer wurde Mitte 2020 für ein halbes Jahr reduziert, um die Verbraucher in der Corona-Krise zu entlasten.
Der für europäische Zwecke erhobene Preisindex HVPI stieg noch deutlicher als der nationale Index. Er erhöhte sich um 1,6 Prozent zum Vorjahr. Der HVPI ist unter anderem für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) maßgebend. Die EZB hat ihre Ausrichtung in der Corona-Krise massiv gelockert. Sie strebt für die gesamte Eurozone mittelfristig eine Inflation von knapp zwei Prozent an.
Dax: Gelassener Auftakt
Der deutsche Leitindex hat sich am Mittwoch zunächst über der viel beachteten Marke von 14 000 Punkten gehalten. Im frühen Handel stand ein Plus von 0,23 Prozent auf 14 043,62 Punkte zu Buche. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 0,42 Prozent auf 32 393,62 Punkte. Für den EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone ging es um 0,4 Prozent nach oben.
„In Deutschland warten die Börsianer auf die Beschlüsse der Corona-Runde“, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Am frühen Nachmittag berät Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie. Eine erneute Verlängerung des Lockdowns gelte bereits als ausgemacht, so Altmann. Am spannendsten sei die Frage, ob die Politik Öffnungsperspektiven aufzeigt und wie diese aussehen. „Dann wird es an der Börse wieder mal um die beiden entscheidenden Fragen gehen, wie weit die wirtschaftliche Erholung nach hinten verschoben wird und ob das bereits in den Aktienkursen enthalten ist“.
Delivery Hero: Was steht unterm Strich?
Delivery Hero hat heute sein „Trading Update” veröffentlicht. Dies enthält viel tolle Daten mit guten Wachstumsraten, allerdings keine Angaben darüber was unterm Strich steht. Mittendrin in der Pressemitteilung wird mal kurz erwähnt, dass die bereinigte Ebitda-Marge bei Minus 16 Prozent gelegen hat. Der Essenslieferant hat also im abgelaufenen Jahr keine schwarzen Zahlen geschrieben. Aber immerhin lag die bereinigte Ebitda-Mage laut Homepage 2019 noch bei fast 30 Prozent. Daher könnte man davon ausgehen, dass der Verlust sich verringert hat. Endgültige Aufschlüsse dazu gibt es allerdings erst am 28. April.
Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Die Erlöse kletterten um 95 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro, wie das in Berlin ansässige Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Wegen der Ausgangsbeschränkungen und Hygieneregeln bestellen viele Menschen weltweit ihre Mahlzeiten online bei Restaurants und lassen sie sich nach Hause liefern. Die Zahl der Bestellungen legte um 96 Prozent auf 1,3 Milliarden zu. Wegen hoher Investitionen in die Expansion schreibt Delivery Hero aber weiter Verluste. Die genaue Summe will das in mehr als 40 Ländern aktive Unternehmen, das sein Deutschland-Geschäft („Lieferando“) an den Konkurrenten JustEatTakeaway.com aus den Niederlanden verkauft hat, erst im April bekanntgeben. Die bereinigte Ebitda-Marge habe bei minus 16 Prozent gelegen. Delivery Hero ist seit August im deutschen Leitindex notiert. Wegen der Übernahme des größten südkoreanischen Essenslieferdienstes Woowa, die noch nicht abgeschlossen ist, will Delivery Hero erst später im Jahr einen Ausblick geben.
Thyssenkrupp: Prognoseerhöhung überrascht positiv
Der kriselnde Industriekonzern hat nach einem überraschend guten Jahresauftakt seine Prognose für das Geschäftsjahr 2020/21 erhöht. „Wir spüren Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung und unsere Maßnahmen tragen erste Früchte“, kommentierte Vorstandschefin Martina Merz die am Mittwoch in Essen vorgelegten Zahlen zum ersten Quartal. „Noch sind wir aber nicht über den Berg.“
Dennoch geht Thyssenkrupp von sich weiter erholenden Märkten und einer steigenden Nachfrage in den Werkstoffgeschäften sowie bei Komponenten für Pkw und Nutzfahrzeuge aus. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr nahezu ausgeglichen ausfallen, teilte das Unternehmen mit. Nach einem Verlust auf Pro-forma-Basis von 1,8 Milliarden Euro im Vorjahr hatte Thyssenkrupp bislang einen Verlust im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich avisiert.
Wegen der laufenden Restrukturierungen rechnet der Konzern unter dem Strich weiter mit einem hohen Verlust. Dieser soll mit einem hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag jedoch niedriger ausfallen als der zuvor prognostizierte Wert von mehr als einer Milliarde. Die Restrukturierungskosten dürften sich im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegen. Im Vorjahr war wegen hoher Abschreibungen und Umbaukosten ein Nettoverlust von 5,5 Milliarden Euro aufgelaufen. Der Umsatz soll 2020/21 im hohen einstelligen Bereich zulegen, jedoch noch deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie bleiben, erläuterte Thyssenkrupp. Bislang wurde ein Plus im niedrigeren bis mittleren Prozentbereich angepeilt.
Im ersten Quartal konnte Thyssenkrupp operativ schwarze Zahlen schreiben und das bereinigte Ebit des fortgeführten Geschäfts auf 78 Millionen Euro steigern, nachdem im Vorjahr ein Verlust von 185 Millionen Euro angefallen war. Damit fiel das Ergebnis deutlich besser aus als erwartet, Analysten hatten im Schnitt mit einem Verlust von knapp 28 Millionen Euro gerechnet. Dabei profitierte Thyssenkrupp von deutlich besser als erwarteten Ergebnissen bei Industriekomponenten, der Automobiltechnologie und dem zuletzt schwachen Stahlgeschäft. Diese drei Bereiche schnitten ebenfalls stärker ab als vom Markt erwartet. Den Nettoverlust im fortgeführten Geschäft – ohne die im vergangenen Jahr verkaufte Aufzugsparte – verbesserte sich von 449 Millionen auf 141 Millionen Euro.
Der Umsatz sank im Quartal um vier Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Die steigende Nachfrage bei Industriekomponenten, im Autozuliefergeschäft und im Stahl konnten Rückgänge in anderen Bereichen, unter anderem in der Marinesparte und im Stahlhandel nicht ausgleichen. Das Neugeschäft konnte dagegen zulegen: Die Auftragseingänge stiegen um 6 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Den Mittelabfluss konnte Thyssenkrupp stoppen und einen positiven freien Cashflow von 32 Millionen Euro erzielen. Im Vorjahr musste Thyssenkrupp einen Mittelabfluss von 2,4 Milliarden Euro hinnehmen.
Twitter: Auch ohne Donald Trump gut unterwegs
Es ist ungewöhnlich, dass Twitter Informationen über die Entwicklung in einem einzelnen Monat preisgibt – aber der Dienst verwies auf die „ungewöhnlichen Umstände“. Trump galt als ein Publikumsmagnet für Twitter. Er hatte in den vergangenen Jahren mit seinen oft kontroversen Tweets immer wieder für große Aufmerksamkeit gesorgt, zuletzt rund um die US-Präsidentenwahl.
Twitter-Chef Jack Dorsey betonte jedoch, der Dienst hänge nicht allein von News und Politik ab. „Wir sind eine Plattform, die ganz offensichtlich größer als jedes einzelne Thema und jeder einzelne Account ist“, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten zu aktuellen Quartalszahlen. Wichtig seien unter anderem auch Sportevents, große Preisverleihungen und Unterhaltung.
Im vergangenen Vierteljahr beschleunigte sich der Zuwachs bei der Nutzerzahl wieder etwas. Twitter nennt seit einiger Zeit nur noch die Zahl der Nutzer, die der Dienst in seinen eigenen Apps oder in der Web-Version täglich mit seiner Werbung erreichen kann. Sie stieg binnen drei Monaten von 187 auf 192 Millionen. Twitter war im US-Wahlkampf und der Corona-Krise härter gegen extremistische Ansichten und Falschinformationen über das Virus und Impfstoffe vorgegangen. Einige der Maßnahmen hätten einen „kleinen, aber messbaren“ negativen Effekt auf die Nutzerzahlen gehabt.
Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 28 Prozent auf rund 1,29 Milliarden Dollar. Der Quartalsgewinn sprang von knapp 119 Millionen Dollar auf 222 Millionen Dollar. Für das laufende Quartal rechnet Twitter mindestens mit einem Umsatzplus von 16 Prozent auf 940 Millionen Dollar.
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Kurz & knapp:
Biontech: Das Mainzer Unternehmen hat in seinem neuen Werk im hessischen Marburg mit der Produktion seines Corona-Impfstoffs begonnen. Als erster Schritt werde das Botenmolekül mRNA hergestellt, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Biontech hatte vor wenigen Tagen die arzneimittelrechtliche Erlaubnis dafür erhalten. Im ersten Halbjahr 2021 sollen in Marburg 250 Millionen Dosen des Impfstoffes von Biontech und seines US-Partners Pfizer hergestellt werden. Die ersten am Standort Marburg hergestellten Impfstoffe werden nach Unternehmensangaben voraussichtlich Anfang April ausgeliefert.
Toyota: Der japanische Volkswagen-Rivale hat seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr ungeachtet der andauernden Corona-Pandemie deutlich angehoben. Wie der japanische Branchenprimus am Mittwoch bekanntgab, dürfte sich der Nettogewinn zum Bilanzstichtag 31. März dank einer Nachfrageerholung auf den beiden wichtigen Märkten China und Nordamerika auf 1,9 Billionen Yen (rund 15 Milliarden Euro) belaufen. Zuvor war Toyota noch von einem Gewinn unter dem Strich von 1,4 Billionen Yen ausgegangen. Die revidierte Ertragszahl stellt zwar im Vergleich zum vorangegangenen Geschäftsjahr einen Rückgang um 6,7 Prozent dar. Doch bekam Toyota die Folgen der Corona-Pandemie geringer zu spüren als andere Hersteller. Der Umsatz dürfte am Ende des Geschäftsjahres 26,5 Billionen Yen statt 26 Billionen Yen betragen, hieß es weiter. Im dritten Geschäftsquartal waren der Nettoertrag kräftig um 50 Prozent auf 838,7 Milliarden Yen und der Umsatz um sieben Prozent auf 8,15 Billionen Yen gestiegen. Die Toyota-Gruppe, zu der auch der Kleinwagenspezialist Daihatsu und der Nutzfahrzeughersteller Hino Motors gehören, rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit einem globalen Absatz von 9,7 Millionen Fahrzeugen. Im November war der Konzern noch von 9,4 Millionen Fahrzeugen ausgegangen.
Jenoptik: Der Technologiekonzern rechnet nach dem Corona-Jahr 2020 mit Wachstum. Positiv stimmten den Vorstand der Auftragseingang im Schlussquartal, der Auftragsbestand, eine gut gefüllte Projektpipeline und der anhaltend vielversprechende Verlauf im Halbleiterausrüstungsgeschäft, teilte das SDax-Unternehmen am Mittwoch in Jena bei Vorlage von weiteren Eckdaten mit. Zudem soll die im vergangenen Jahr zugekaufte Trioptics zum Wachstum beisteuern. Jenoptik hatte bereits erste Eckdaten Ende Januar veröffentlicht. Der Konzernumsatz betrug 2020 nach vorläufigen Berechnungen rund 767 Millionen Euro nach 837 Millionen Euro im Vorjahr. Dazu steuerte Trioptics rund 28 Millionen Euro bei. Der bereinigte Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) ging im Jahresvergleich um zwei Prozent auf rund 135 Mio Euro zurück. Die dazugehörige EBITDA-Marge betrug rund 17,6 Prozent nach 16,5 Prozent ein Jahr zuvor. Damit fielen Marge und Umsatz noch etwas besser aus als zuletzt prognostiziert.
DIC Asset: Der auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Konzern hat nach einem starken Ergebnis im vergangenen Jahr die Dividende überraschend erhöht. Die Gewinnbeteiligung je Aktie soll um vier auf 70 Cent angehoben werden, wie das im SDax notierte Unternehmen am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Von Bloomberg befragte Experten hatten mit einer Ausschüttung auf Vorjahreshöhe gerechnet. Wie in den vergangenen Jahren werde die Ausschüttung wieder wahlweise als Aktiendividende angeboten. DIC Asset konnte trotz der Corona-Krise das operative Ergebnis steigern und rechnet auch im laufenden Jahr mit Zuwächsen.
Redaktion onvista / dpa-AFX
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