Frankreich will heimische Pharma-Produktion mit Millioneninvestitionen stärken

Reuters · Uhr

Marcy-L'Etoile (Reuters) - Der französische Präsident Emmanuel Macron will als Lehre aus den Engpässen in der Corona-Krise die Herstellung einiger Pharmaprodukte wieder stärker nach Frankreich zurückverlagern.

Die Regierung werde noch in dieser Woche eine neue Initiative zur Stärkung der heimischen Pharmaproduktion starten, kündigte Macron am Dienstag an. Zur Finanzierung von Produktionskapazitäten werde der Staat 200 Millionen Euro bereitstellen. Man habe während dieser Krise zu spüren bekommen, dass einige häufig verwendete Medikamente nicht mehr in Frankreich und Europa hergestellt würden, sagt Macron beim Besuchs eines Standorts des Pharmakonzerns Sanofi in der Nähe von Lyon. Daraus müsse man die Konsequenzen ziehen.

Der Pharmakonzern Sanofi, der gegenwärtig an zwei Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus arbeitet, will 610 Millionen Euro an zwei französischen Standorten investieren, um sie zu einem Zentrum für die Forschung, Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen auszubauen. Die innovativen Technologien dieser neuen Einrichtungen würden Sanofi die erforderliche Flexibilität und Agilität bieten, um schnell auf künftige Pandemierisiken reagieren zu können, erklärte das Unternehmen. Bislang gibt es noch keinen Impfstoff oder kein Medikament gegen das neuartige Coronavirus. Pharmaunternehmen und Forschungseinrichtungen weltweit arbeiten fieberhaft daran, während sich Regierungen bereits vorab bemühen, ihre Versorgung damit sicherzustellen.

Das Problem ist in Frankreich besonders heikel geworden, nachdem Sanofi-Vorstandschef Paul Hudson im Mai angedeutet hatte, dass Europa die Forschungsarbeiten an einem Impfstoff zu wenig unterstützt und den USA ein Impfstoff möglicherweise zuerst zur Verfügung gestellt werde, da die US-Regierung mehr Mittel bereit gestellt habe. Das Unternehmen war nach negativen Reaktionen auf diese Aussagen aber wieder schnell zurückgerudert. Macron sagte, er hoffe in den kommenden Tagen eine Vereinbarung mit Sanofi abzuschließen, um Dosen des Impfstoffkandidaten zu sichern.

Der Präsident nannte das Schmerzmittel Paracetamol als eines der Medikamente, das er wieder voll in Frankreich produzieren lassen wolle. Das letzte europäische Werk, das den Wirkstoff für das Schmerzmittel herstellte, wurde 2008 geschlossen. Regierungen hatten sich zunehmend besorgt gezeigt, sich auf Importe zu verlassen, nachdem Indien, einer der größten Hersteller von pharmazeutischen Inhaltsstoffen, den Export zu Beginn der Pandemie eingeschränkt hatte.

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