Fusion von Alstom und Bombardier wirbelt Bahntechnik durcheinander: Welche Aktien jetzt profitieren

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Bombardier Zug

Es ist wohl vollbracht: Die strenge EU-Kommission wird den Zusammenschluss von Alstom und Bombardier erlauben. Damit verschieben sich die Größenverhältnisse in der europäischen und weltweiten Bahntechnikbranche. Für Alstom beginnt damit ein neues Kapitel in der traditionsreichen Unternehmensgeschichte. Aber es wird noch weitere Gewinner geben.

Diese Auflagen müssen Alstom und Bombardier erfüllen

Als im Februar bekannt wurde, dass Alstom die Übernahme von Bombardier anstrebt, war aus meiner Sicht absehbar, dass es nur funktionieren kann, wenn die Franzosen erhebliche Zugeständnisse machen würden. Der gescheiterte Deal mit der Mobility-Sparte von Siemens war schließlich noch gut in Erinnerung.

Dank der größeren Unterschiede bei der geografischen Aufstellung stiegen nun die Chancen auf einen erfolgreichen Abschluss. Doch in Europa, wo beide eine umfassende Produktionsbasis unterhalten, gibt es trotzdem große Überlappungen, die bei diversen Produktlinien für eine starke Einschränkung des Wettbewerbs gesorgt hätten.

Folglich müssen mehrere Programme an Wettbewerber abgegeben werden. Zudem haben sich Alstom und Bombardier dazu verpflichtet, im stark konsolidierten Markt für Signaltechnik sicherzustellen, dass Dritte Zugang zu den Standards und Schnittstellen der beiden haben, um so effektiv um Aufträge bieten zu können.

Ähnlich wie bei der Fusion von Linde und Praxair oder der Übernahme von Monsanto durch Bayer werden auch in diesem Fall einige große Brotkrumen abfallen, die Wettbewerbern tolle Entwicklungschancen bieten.

Diese Unternehmen könnten nun von den von Alstoms abgegebenen Geschäftsbereichen profitieren

Hitachi Rail

Der vielleicht offensichtlichste Gewinner ist wohl Hitachi Rail. Dabei handelt es sich um den einzigen japanischen Bahntechnik-Konzern, der sich in größerem Umfang nach Europa vorgewagt hat. In den Jahren 2018 und 2019 übernahm er die entsprechenden Aktivitäten der italienischen Finmeccanica (heute Leonardo). Gleichzeitig suchte Hitachi mehrfach den Schulterschluss mit Bombardier, um gemeinsam für anspruchsvolle Projekte zu bieten.

So wie es aussieht, wird Hitachi nun die Technik und das Know-how der Kanadier absorbieren, um die volle Kontrolle über diese Projekte zu gewinnen. Dabei geht es zum Beispiel um den gemeinsam entwickelten Hochgeschwindigkeitszug Zefiro V300 für den italienischen Markt und das aussichtsreiche Konzept für das britische Hochgeschwindigkeitsnetz HS2.

Sowieso gab es Gerüchte, dass Bombardier auch mit Hitachi intensiv über eine Fusion verhandelt hatte. Nun wird es wohl eine Art „Fusion light“ werden, bei der Hitachi zu wahrscheinlich günstigen Konditionen einen wettbewerbsfähigen Spieler schmieden kann, der auf allen Kontinenten präsent ist.

Stadler Rail

Interessant wird daneben sein, was Stadler Rail aus dieser Situation macht. Der Underdog aus der Schweiz war bisher geschickt, wenn es darum ging, Expansionsgelegenheiten zu ergreifen. So könnte Stadler sich zum Beispiel Alstoms Platform Coradia Polyvalent genauer anschauen, die in Frankreich in großen Stückzahlen eingesetzt wird. Erst 2018 gewann Stadler den ersten Auftrag in Frankreich für einige Frachtlokomotiven.

Mit dem 750 Mitarbeiter starken Produktionsstandort in Reichshoffen und dem bestehenden Auftragsbuch könnte die lokale Präsenz erheblich ausgebaut werden. Französische Medien nennen allerdings andere potenzielle Interessenten: Neben der spanischen CAF, der tschechischen Skoda Transportion und der russischen Transmashholding erneut Hitachi. Auch Siemens könnte ein Interesse haben, um den Abstand zum neu geschmiedeten Giganten zu verkürzen.

Es kommt Bewegung in die Bahntechnikbranche

Sicher ist, dass Siemens nicht untätig zusehen wird, wie Alstom davonzieht. Falls die Mobility-Sparte bei den abgegebenen Assets nicht zum Zuge kommt, dürfte sie sich schon bald anderweitig nach Übernahmezielen umsehen. Es wird interessant sein zu beobachten, wohin die Reise geht.

Die zuletzt gut gelaufene Alstom-Aktie ist hingegen möglicherweise im Moment nicht der attraktivste Bahntechnikwert. Das französisch-kanadische Duo wird zunächst alle Hände voll zu tun haben, um sich zusammenzuraufen und neu zu sortieren. Deshalb sehe ich eher Chancen bei kleineren Spielern wie Stadler oder Lieferanten von Signaltechnik und Komponenten, deren Aktien noch Aufholpotenzial aufweisen.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.

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Quelle: Fool.ca

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