Tesla startet Kündigungswelle ++ ThyssenKrupp möchte nachbessern ++ Trump kann sich nicht lange feiern

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Aus dem “irren Raketenmann“ ist ein “sehr talentierter Mann“ geworden! Behauptet zumindest der “senile Greis“ aus den USA, der sein Land “mit nie da gewesenem Feuer und Zorn überziehen wollte“. So schnell kann es gehen. Vergessen sind die ausgetauschten Nettigkeiten vor dem Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jung Un. Jetzt sieht danach aus, als ob die beiden Staatsoberhäupter noch ganz dicke Freunde werden. Das historische Treffen zwischen dem US-Präsidenten und dem nordkoreanischen Machthaber wird allerdings sehr zwiespältig aufgenommen.

Wie viele andere Trump-kritische Medien und Experten verwies die „New York Times“ auf ein inhaltlich sehr dünnes Ergebnis von Singapur. Es errege tiefe Besorgnis, dass Trump gar nicht merke, wie schlimm er übers Ohr gehauen worden sei. Die USA hätten viele Positionen geräumt, ohne dafür mehr als vage Andeutungen zu erhalten. „Kein Krieg“ in Korea sei ja super, meinte der Sender MSNBC: „Aber jetzt muss doch noch Fleisch an die Knochen dieses zaundürren Gerippes.“

Im Lager des US-Präsidenten wird das Treffen in Singapur als voller Erfolg gefeiert. Nach dem historischen Gipfel hat Donald Trump dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un für dessen „wagemutigen ersten Schritt zu einer neuen hellen Zukunft“ für sein Volk gedankt. „Unser beispielloses Treffen – das erste zwischen einem amerikanischen Präsidenten und einem Führer Nordkoreas – beweist, dass echte Änderungen möglich sind“, twitterte der US-Präsident.

Lange freuen kann Donald Trump aber nicht, denn die WTO schlägt Alarm. Der Chef der Welthandelsorganisation WTO Roberto Azevedo sieht erste Anzeichen einer weltwirtschaftlichen Talfahrt als Folge des US-Konflikts mit wichtigen Handelspartnern.  „Wenn es zu einer Eskalation im Handelsstreit kommt, droht ein weltweiter Abschwung“, sagte Azevedo dem Handelsblatt. „Und wir sehen bereits Anzeichen, dass dieser Abwärtsprozess begonnen hat.“ Bei Investitionen und Einkaufsverhalten der Firmen bestehe schon Zurückhaltung.

Der WTO-Chef forderte die führenden Wirtschaftsnationen dringend auf, im Gespräch zu bleiben. „Wir müssen unbedingt den Dialog aufrechterhalten.“ Sonst drohe eine weitere Zuspitzung, unter der alle leiden würden, auch die Weltwirtschaft und die Bürger. Sollte es zu einem Handelskrieg kommen, würde Deutschland als stark exportorientiertes Land besonders stark leiden. „Es wird dann keine Insel geben, die davor geschützt ist“, warnte Azevedo.

Den Vorwurf von US-Präsident Trump, die USA werde im weltweiten Handel massiv von ihren Partnern benachteiligt, wies der WTO-Chef zurück. „Die USA werden so behandelt, wie es die WTO-Regeln vorsehen“, sagte er. Diese Regeln hätten die USA mit ihren Partnern selbst vereinbart. Zum deutschen Handelsüberschuss äußerte er sich ausweichend. Die Idee von Trump, alle Handelsbarrieren zwischen den sieben führenden Wirtschaftsmächten (G7) abzubauen, nannte er „eine gute Sache“. Die Staats- und Regierungschefs sollten diese Idee weiterverfolgen.

Der DAX ist von dem historischen Treffen allerdings nicht beeindruckt. Er trat gestern auf der Stelle und wird dies heute vor dem Zusammenkommen der US-Notenbänker sicherlich auch tun. Es gilt zwar als sicher, dass die Fed die Anhebung des Leitzinses um einen Viertel Prozentpunkt auf 1,75 bis zwei Prozent verkünden wird. Entscheidend ist aber, wie viel weitere Zinsschritte sie noch für 2018 signalisiert. Sollte es zwei oder mehr hinauslaufen, dann könnte sich das in einer ersten Reaktion negativ auf die Märkte auswirken. Daher dürften sich die Anleger heute nicht sehr weit aus dem Fenster lehnen.

ThyssenKrupp ist wohl nicht ganz zufrieden

Die Einmischung von US-Investor Paul Singer in die Geschäftspolitik der Essener scheinen Wirkung zu zeigen. Heute kommt der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp zusammen, um über die Transaktion und mögliche Nachverhandlungen bei der Bewertung zu beraten. Die Führung des deutschen Konzerns verhandelt laut dem“Handelsblatt“ bereits mit Tata Steel über eine Nachbesserung.

Paul Singer und sein Hedgefonds Elliott sowie der schwedische Thyssenkrupp Großaktionär Cevian hatten unlängst die unterschiedliche Gewinnentwicklung der beiden designierten Partner kritisiert, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bereits Anfang der Woche berichtet hatte.

Grundsätzlich begrüßen Anleger aber die Konsolidierung der Stahlbranche, die jahrelang unter Überkapazitäten und Billigkonkurrenz aus China litt. Die Fusion des Stahlgeschäfts von Thyssenkrupp und der europäischen Aktivitäten von Tata Steel ist ein strategisches Kernprojekt und Voraussetzung für die Vorlage einer dringend erwarteten neuen Konzernstrategie. Investoren hatten zuletzt das mangelnde Tempo beim Umbau des Essener Konzerns angemahnt.

Tesla setzt wohl über 3.000 Mitarbeiter vor die Tür

Elon Musk hat mit dem holprigen Produktionsstart von Teslas Hoffnungsträger Model 3 alle Hände voll zu tun, dennoch will der umtriebige Star-Unternehmer jeden neunten Mitarbeiter feuern. Die Entscheidung sei „schwierig, aber notwendig“, heißt es in einer E-Mail an die Tesla-Kollegen, die Musk bei Twitter teilte. Der Firmenchef begründete den Schritt mit der „Notwendigkeit, Kosten zu senken und profitabel zu werden“. Noch in dieser Woche würden die entlassenen Mitarbeiter informiert.

Wieviele Kündigungen es konkret gibt, ist bislang nicht ganz klar. Aus dem letzten Jahresbericht von Tesla geht hervor, dass das Unternehmen Ende 2017 rund 37 500 Mitarbeiter hatte. Damit wären weit über 3000 Jobs betroffen. Angesichts der rasanten Expansion und der Einstellungsoffensive im Zusammenhang mit dem Model 3 dürfte die Beschäftigung in diesem Jahr jedoch noch kräftig gestiegen sein, so dass es auch um deutlich mehr Stellen gehen könnte.

Laut Musk betreffen die Kündigungen insbesondere doppelt besetzte und überflüssig gewordene Jobs, die während des rasanten Wachstums der vergangenen Jahre entstanden seien. Stellen in der Produktion würden nicht gestrichen, die Fertigung des Model 3 bleibe unberührt. Der Tech-Milliardär sagt zudem, dass Gewinn für ihn und Tesla keine Motivation sei. Aber ohne gehe es langfristig eben auch nicht: „Wir werden unsere Mission niemals erfüllen können, wenn wir nicht irgendwann demonstrieren, dass wir dauerhaft profitabel sein können“.

Tesla-Geschichte wurde noch kein einziger Jahresgewinn gemacht. „Das ist ein zulässiger und fairer Kritikpunkt“, gibt Musk jetzt zu. In den vergangenen zwei Jahren bezahlte Tesla sein rasantes Wachstum mit immer größeren Verlusten. 2017 stand unter dem Strich ein Minus von fast zwei Milliarden Dollar. Die Firma investierte massiv, um mit ihrem ersten günstigeren Wagen, dem Model 3, den Sprung von der Luxusnische in den Massenmarkt in die Wege zu leiten. Attraktive und erschwingliche E-Autos für die breite Bevölkerung waren von Anfang an fester Bestandteil von Musks Masterplan – die Masse soll das Geschäft trotz relativ geringer Gewinnspannen irgendwann profitabel machen. Bedenken der Analysten über eine erneute Kapitalspritze für Tesla, trat der Tesla-Chef erneut energisch entgegen.

Kurz und knapp:

Hugo Boss: Das Analysehaus RBC hat das Kursziel für Hugo Boss von 80 auf 85 Euro angehoben und die Einstufung auf „Outperform“ belassen. Die Margen des Modekonzerns dürften von der Abwertung der türkischen Lira sowie der Bereitschaft des neuen Konzernchefs für Veränderungen profitieren, schrieb Analyst Piral Dadhania in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Dazu sei die Aktie weiter günstig. Der Experte erhöhte seine Margen- und Gewinnprognosen.

Inditex: Die Zara-Mutter Inditex ist mit einem überraschenden Gewinnplus in ihr neues Geschäftsjahr gestartet. Im ersten Geschäftsquartal von Februar bis April stand unter dem Strich ein Gewinn von 668 Millionen Euro und damit zwei Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie der spanische Modekonzern am Mittwoch in Arteixo mitteilte. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet. Auch im laufenden Geschäft blieb trotz des starken Euro überraschend mehr Gewinn übrig.

Fraport: Die anhaltende Reiselust hat dem Frankfurter Flughafenbetreiber im Mai erneut kräftige Zuwächse beschert. Im abgelaufenen Monat zählte Deutschlands größter Airport gut 6,1 Millionen Fluggäste und damit 9,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das im MDax gelistete Unternehmen heute mitteilte. Für die ersten fünf Monate steht ein Zuwachs von 8,9 Prozent zu Buche. Die Steigerung fällt damit deutlich stärker aus als für das Gesamtjahr angepeilt.

Von Markus Weingran

Foto: ricochet64 / Shutterstock.com

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