Trotz Konjunktursorgen könnten Automobilzuliefereraktien wie Conti oder Hella jetzt besonders attraktiv sein

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Warum sollte man gerade jetzt Automobilzulieferer kaufen? Es erscheint nicht intuitiv, auf so zyklische Aktien zu setzen, wenn derzeit so viele Fragezeichen hinter der weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft und der Automobilkonjunktur stehen. Trotzdem spricht einiges dafür, gerade in dieser Situation gegen den Strom zu schwimmen und sich Aktien etwa von Schaeffler, Hella und Continental genauer anzuschauen.

Kaufgrund Nr. 1: Nie konnten Champions billiger eingesammelt werden

Bezogen auf die aktuellen Finanzergebnisse sind Automobilzulieferer unglaublich billig. Der Branchenindex DaxSector Automobile, der auch die Autobauer enthält, hat seit Januar 2018 glatt ein Drittel an Wert verloren (Stand 06.08.2019). Dank dieser Verbilligung trifft man nun fast überall auf spottbillige Kurs-Gewinn-Verhältnisse:
- Schaeffler: 5,99
- Hella: 7,67
- Continental: 11,11

Quelle: Finanztreff, 06.08.2019

Wir haben es hier mit Konzernen zu tun, die in einigen ihrer Kerngeschäfte sowohl technisch als auch vom Umsatz her weltweit führend sind und durch hohe Forschungsanstrengungen ihre Marktposition behaupten. Geht es nach der Anzahl der Patentanmeldungen in Deutschland, dann steht Schaeffler erstaunlicherweise auf Platz 2 hinter Bosch. Hella wiederum kombiniert Licht- und Elektrotechnik auf einzigartige Weise und hat sich genauso wie Conti beim autonomen Fahrzeug in eine aussichtsreiche Position gebracht.

Es gibt noch eine andere Sorte von möglichen Schnäppchen: Bezüglich ihres Kurs-Umsatz-Verhältnisses wirken etwa ElringKlinger und Leoni außerordentlich billig. Während deren Bilanz aber durchaus besorgniserregende Schwächen aufweisen, muss man sich bei den drei zuvor genannten kaum Gedanken machen. Wenn ich zwischen billig und günstig wählen müsste, dann würde ich aktuell eher diejenigen mit den guten Gewinnen und der sauberen Bilanz wählen.

Kaufgrund Nr. 2: Automobilzulieferer können auch Elektromobilität

Eine der Ursachen, warum Automobilzulieferer seit einiger Zeit kontinuierlich abverkauft werden, liegt in ihrer Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor. Die Branche wurde über viele Jahrzehnte auf diese Antriebsart ausgerichtet. Wenn jetzt sehr schnell Stromer die Überhand gewinnen, dann könnte es düster aussehen für viele Branchenteilnehmer.

Aber die Zulieferer ergeben sich natürlich nicht kampflos ihrem Schicksal. Vielmehr zeigen sie sich recht kreativ beim Aufbau neuer Geschäftsfelder rund um die Elektrifizierung und Autonomie. Wenn es etwa um die aussichtsreiche 48-Volt-Hybridisierung geht, dann verfügen mittlerweile alle drei über starke Angebote, sodass sich der Wertschöpfungsanteil über die kommenden Jahre sogar noch erhöhen könnte. In Verbindung mit ihrem System- und Großserien-Know-how haben sie die besten Voraussetzungen, um sich gute Marktanteile zu sichern.

Da zudem der Übergang vom Verbrenner zur globalen Dominanz der reinen Stromer voraussichtlich noch weit mehr als zehn Jahre dauert, besteht auch ausreichend Zeit, um sich an die neuen Marktanforderungen anzupassen.

Kaufgrund Nr. 3: Die Autokonjunktur könnte bald wieder Fahrt aufnehmen

Das erste Halbjahr war ziemlich heftig. Eine geopolitische Achterbahnfahrt traf auf das WLTP-Chaos. Dass die aktuellen Ergebnisse im Angesicht dieser Herausforderungen nicht gerade blendend ausfallen, verwundert da kaum. Aber dass sie über die kommenden Quartale noch wesentlich schlechter werden, ist aus folgenden Überlegungen heraus eher unrealistisch.

Erstens bereitet sich die Industrie längst auf alle Eventualitäten vor und senkt die Kostenbasis durch umfassende Effizienzprogramme. Solange die Absatzpreise nicht deutlich schneller sinken, müsste es gelingen, weiterhin positive Margen zu erwirtschaften.

Zweitens werden schwache Absatzmonate häufig später nachgeholt. Wenn temporär weniger gekauft wird, dann altert schließlich der Fahrzeugbestand, was zunächst das Ersatzteilgeschäft fördert und irgendwann auch den Druck zum Neuwagenkauf erhöht.

Überhaupt ist es noch längst keine ausgemachte Sache, dass die allgemeine Konjunktur wirklich weltweit einbrechen wird. So gab beispielsweise der Ökonom Stefan Kooths der FAZ zu Protokoll, dass „Alarmstimmung absolut unangebracht sei“. Viele weitere Experten von Banken, Forschungsinstituten, Ministerien und Zentralbanken sehen es ähnlich. Der gedämpfte Ausblick könnte daher ein eher kurzfristiges Phänomen bleiben.

Zwei Szenarien mit gutem Chancen-Risiken-Verhältnis

Aber selbst wenn sich die Befürchtungen bewahrheiten: Es hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass Marktführer gestärkt aus Krisen herauskommen. Schau dir beispielsweise mal den Langfristchart von Continental an. Nach 2013 wurden die scheinbar euphorischen Hochs von 2007 weit übertroffen. Conti ist heute ein Unternehmen mit fantastischen Technologien, das bei allen wichtigen automobilen Trends vorne mitspielt.

Andere Zulieferer mögen kleiner und weniger breit aufgestellt sein, verfügen aber oft ebenfalls über attraktive Qualitäten. Trotz der ziemlich depressiven Kursniveaus, die wir seit einiger Zeit erleben, machen mir weder die Mobilitätswende noch der unklare Konjunkturausblick wirklich Sorgen. Im schlimmsten Fall zieht sich der Turnaround noch länger hin. Wahrscheinlicher ist jedoch aus meiner Sicht, dass die besten Automobilzulieferer der Welt schon bald wieder zu den großen Renditebringern gehören.

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Ralf Anders besitzt Aktien von Schaeffler und partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Continental. The Motley Fool empfiehlt Hella.

Motley Fool Deutschland 2019

Bild: Continental AG

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