Vonovia: Immobilienkonzern will Konkurrent Deutsche Wohnen schlucken ++ Heidelbergcement: Verkauf in den USA begeistert Analysten ++ Flaltexdegiro: Erhebliche Prognose-Erhöhung – „Neue Phase des Hyperwachstums im Online-Brokerage“

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Dank des guten Wochenstarts an der Wall Street steuert der Dax nach dem verlängerten Pfingstwochenende auf einen Rekord zu. Seine letzte Bestmarke hatte das Börsenbarmeter vor einer Woche bei 15.538 Punkten aufgestellt.

Aussagen wichtiger Akteure der US-Notenbank hätten die Inflationssorgen der Anleger gedämpft, hieß es bei den Marktstrategen der Credit Suisse. Davon hatte am Pfingstmontag vor allem die US-Technologiebörse Nasdaq profitiert, und der marktbreite US-Index S&P 500 steuert wieder auf seinen Rekord von Anfang Mai zu. Auch in Asien sprang der Funke über: Die Aktienkurse in Japan und China legten zu.

Vollbremsung der deutschen Wirtschaft zu Jahresbeginn

Der zweite Corona-Lockdown hat die deutsche Wirtschaft zu Jahresbeginn ausgebremst. Der Konjunktureinbruch fiel dabei etwas stärker aus als zunächst angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal 2021 um 1,8 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. In einer ersten Schätzung war die Wiesbadener Behörde noch von einem Rückgang um 1,7 Prozent ausgegangen.

Die erneuten Einschränkungen im Zuge der Bekämpfung des Coronavirus bremsten den privaten Konsum, der normalerweise eine verlässliche Stütze der heimischen Konjunktur ist. Die privaten Konsumausgaben brachen um 5,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal ein. Dämpfend wirkte dabei auch das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung zum Jahreswechsel. Verbraucher hatten wegen der niedrigeren Steuersätze Anschaffungen auf das zweite Halbjahr 2020 vorgezogen. Diese Käufe fehlten nun in der Konsumstatistik der ersten drei Monate des laufenden Jahres.

Die Unternehmen investierten etwas weniger in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge (minus 0,2 Prozent). Der Außenhandel profitierte dagegen von der weltweit anziehenden Nachfrage. Allerdings stiegen die Importe von Waren und Dienstleistungen (plus 3,8 Prozent) deutlich stärker als die Exporte (plus 1,8 Prozent).

Immobilienkonzerne im Fokus

Am deutschen Markt steht zu Beginn der neuen Handelswoche das Interesse von Vonovia an Deutsche Wohnen im Fokus. Der größte deutsche Immobilienkonzern will seinen nächstgrößeren heimischen Konkurrenten für rund 18 Milliarden Euro beziehungsweise 53,03 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie schlucken. Das entspreche einer Prämie von knapp 18 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag und von 25 Prozent auf den volumengewichteten Drei-Monats-Durchschnitt. Anders als bei den bisherigen Versuchen konnte sich Vonovia diesmal die Unterstützung der Deutsche-Wohnen-Spitze sichern.

Die Übernahme wäre strategisch sinnvoll für Vonovia und habe diesmal auch gute erfolgschancen, schreibt Analyst Thomas Rothäusler von der Investmentbank Jefferies. Der anfängliche Verwässerungseffekt für Vonovia sei aber hoch. Dementsprechend sprangen Deutsche Wohnen auf der Handelsplattform Tradegate vorbörslich um knapp 17 Prozent hoch, wogegen Vonovia auf der Stelle traten.

Heidelbergcement verkauft US-Geschäft

Beim Baustoffekonzern Heidelbergcement sorgte der Verkauf des Großteils des Geschäfts im Westen der USA für vorbörsliche Kursgewinne von knapp 1,8 Prozent. Die Einnahmen aus der Veräußerung an den Hersteller von Baumaterial Martin Marietta Materials bezifferten die Heidelberger mit 2,3 Milliarden US-Dollar. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte schon im Dezember 2020 von einem bevorstehenden Verkauf berichtet, den Verkaufspreis allerdings niedriger eingeschätzt. Dementsprechend feierten Analysten nun die hohe Bewertung, meinte ein Händler.

Der Konzern verkauft Zementproduktionsanlagen und andere Standorte in den vier US-Staaten Kalifornien, Arizona, Oregon und Nevada. Sie gehören zur US-Tochter Lehigh Hanson. Martin Marietta bezahlt vollständig in Bargeld. Im Oktober 2020 hatte Heidelberg-Chef Dominik von Achten angekündigt, der Konzern wolle sein Portfolio überprüfen und das Geschäft in den Märkten einstellen, die für Heidelbergcement keine guten Perspektiven hätten. Heidelbergcement betonte, dass kein Ausstieg aus dem US-Geschäft geplant sei: „Unser Engagement für den nordamerikanischen Markt ist stärker denn je“, sagt Chef von Achten laut Pressemitteilung.

Flatexdegiro will bis 2026 jedes Jahr eine Million neue Kunden gewinnen

Ehrgeizige Ziele bis 2026 haben die Papiere von Flaltexdegiro am Dienstag auf Kurs Richtung Rekordhoch gebracht. Die Aktien des Onlinebrokers gewannen auf der Handelsplattform Tradegate gut 11 Prozent auf 108 Euro. Ihren aktuellen Höchststand hatten sie Ende April bei 114,70 Euro erreicht, bevor ein kräftiger Rückschlag folgte.

Der Online-Broker setzt sich nach seinem Geschäftsrekord von 2020 deutliche höhere Ziele für die kommenden Jahre. Bis 2026 solle die Zahl der Kunden in Europa auf sieben bis acht Millionen steigen, teilte das im SDax gelistete Unternehmen an Pfingstmontag in Frankfurt mit. Dazu will Flatexdegiro pro Jahr im Schnitt eine Million zusätzliche Kunden gewinnen. Bisher hatte sich das Management zum Ziel gesetzt, im Jahr 2025 die Marke von drei Millionen Kunden zu knacken.

Von dem Kundenzuwachs verspricht sich Flatexdegiro bis 2026 auch ein deutlich höheres Geschäftsvolumen. Die Zahl der jährlichen Transaktionen soll 250 bis 350 Millionen erreichen – auch in Zeiten, in denen die Kursschwankungen gering ausfallen und daher ein vergleichsweise geringes Handelsvolumen zu erwarten ist. Nach der bisherigen Planung hatte die Unternehmensspitze für 2025 mehr als 100 Millionen Transaktionen erwartet.

„Wir erleben eine neue Phase des Hyperwachstums im Online-Brokerage“, sagte Flatexdegiro-Chef Frank Niehage laut einer Mitteilung vom Dienstag. „Wir gehen davon aus, dass sich unser Zielmarkt vervierfachen wird und in den nächsten Jahren etwa 75 Millionen neue potenzielle Kunden hinzukommen werden.“

Laut Finanzchef Muhamad Chahrour gewinnt das Unternehmen derzeit an jedem Kalendertag 3000 neue Kunden hinzu. Binnen 18 Monaten habe der Online-Broker mehr als 120 Millionen Transaktionen abgewickelt. Er rechnet daher für die kommenden Jahre mit einem jährlichen operativen Barmittelzufluss in dreistelliger Millionen-Euro-Höhe. Kumuliert über die kommenden fünf Jahre soll er mehr als eine Milliarde Euro erreichen.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: nitpicker / Shutterstock.com

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