Wall Street hält Dax auf Erholungskurs – Zoll- und Zinsangst versus Schnäppchenjagd

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Erholung geht weiter. Angetrieben von starken US-Börsen legt auch der Dax zu. Doch Anleger sind hin- und hergerissen.

“Optimismus und Risikobereitschaft sind zurück. Die Anleger werden wieder mutiger”, so kommentiert Marktexperte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners das Marktgeschehen zum Wochenstart. Vor allem die gute Stimmung an den US-Börsen färbt auch auf den deutschen Aktienmarkt ab. Der US-Aktienmarkt hatte am Freitag nach einem starken Arbeitsmarktbericht deutlich zugelegt mit einem Rekordhoch beim Techwerte-Index Nasdaq 100.

Der Dax startete mit einem Plus von rund 0,8 Prozent in die neue Woche und notierte am Montagmorgen bei rund 12.450 Punkten. Damit knüpfte der deutsche Leitindex an die Erholung der Vorwoche anknüpfen, in der er um rund dreieinhalb Prozent zugelegt hatte. Auch die Marke von 12.400 Punkten, die sich zuletzt noch als eine zu hohe Hürde erwiesen hatte, ist damit wieder geknackt worden.

Noch keine Entwarnung

Ganz im ruhigen Fahrwasser sehen viele Börsianer die Börsen aber nicht. Im Hintergrund lauert immer noch ein eskalierender Handelskonflikt mit den USA sowie Zinssorgen. Auf der anderen Seite hellen indes attraktive Dividendenrenditen und eine weiterhin brummende Wirtschaft die Stimmung auf.

Zuletzt hatte die Furcht vor einem raschen Ende der Billiggeldschwemme der Notenbanken sowie vor der protektionistischen US-Handelspolitik zwar etwas nachgelassen, der Dax notierte trotz der Erholung mit aktuell etwa 12.400 Punkten aber immer noch rund 9 Prozent unter seinem Rekordhoch vom Januar. Nun müsse wieder mit Ermüdungserscheinungen gerechnet werden, sagte Franz-Georg Wenner von Börsenstatistik-Magazin Index-Radar.

Was macht die Inflation?

Vor dem Hintergrund der Zinssorgen blicken die Anleger in der neuen Woche genau auf die Entwicklung der Verbraucherpreise in den USA und Europa. Eine überraschend starke Teuerung könnte den Befürchtungen der Investoren neue Nahrung geben. So können höhere Leitzinsen Anlagealternativen zu Aktien wie Anleihen attraktiver machen. Zudem verteuert sich die Finanzierung für Unternehmen, was deren Gewinne und damit auch die Kurse belasten kann.

Noch sprechen Experten mit Blick auf den Dax aber lediglich von einem Rückschlag innerhalb des schon seit Jahren intakten Aufwärtstrends. Dieser würde erst bei Kursen unter 11.800 Zählern wanken, sagte Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel.

Auf dem Niveau von 11.800 bis 12.000 Punkten dürfte der Dax laut dem Marktstrategen Andreas Hürkamp von der Commerzbank in den kommenden Wochen denn auch einen Boden ausbilden. Den Ängsten in puncto Handelskonflikte wegen der US-Strafzölle und möglicher Gegenmaßnahmen der EU steht dem Experten zufolge unter anderem die wieder attraktivere Bewertung des Dax nach den jüngsten Kursverlusten gegenüber. Zudem liege die Dividendenrendite des Index mittlerweile wieder deutlich über 3 Prozent. Dies sowie das weiter reichlich zur Verfügung stehende Geld rund um den Globus sollten als ein Sicherheitsnetz fungieren.

Trubel auf dem Energiemarkt

Auf der Unternehmensseite gibt in der neuen Woche die Berichtssaison weiter den Takt an. So öffnen die Versorger RWE, Eon und Innogy ihre Bücher. Vor dem Hintergrund überraschender Entwicklungen vom Wochenende dürften die Präsentationen allerdings etwas in den Hintergrund treten.

Die beiden größten deutschen Energieversorger wollen sich komplett neu aufstellen: Eon will dazu in einem ersten Schritt die RWE-Tochter Innogy kaufen. Danach wird das gerade mal zwei Jahre alte Ökostromunternehmen zerschlagen: RWE wird das Geschäft mit erneuerbaren Energie bekommen und zudem Eons Aktivitäten in dem Bereich übernehmen. Eon will sich künftig vor allem auf Energienetze konzentrieren.

Bilanzen aus der ersten Börsenreihe

Geschäftszahlen gibt es neben Adidas auch von der Lufthansa, die bereits vor dem Wochenende mit Aussagen zu jüngsten Preisentwicklung enttäuschte. Daneben berichten etwa der Duftstoff- und Aromenhersteller Symrise , der Chemiekonzern Lanxess sowie der Düngerproduzent K+S über die Entwicklung im vergangenen Jahr.

Läuft alles nach Plan, wird der Industriekonzern Siemens seine Medizintechniktochter Healthineers am Ende der Woche an die Börse bringen. Bis zum Donnerstag läuft das Verkaufsangebot, am Freitag soll dann der erste Handelstag sein.

onvista/dpa-AFX
Foto: Deutsche Börse

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