Markt-Update: Bewegung im Stahl- und Bergbau-Sektor, Impfstoff-Hersteller unter Druck, Hypoport angeschlagen

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Gemischte Konjunkturdaten aus China und erneute Spekulationen auf raschere US-Zinserhöhungen setzen Europas Börsen unter Verkaufsdruck. Dax und EuroStoxx50 gaben am Dienstag jeweils etwa ein halbes Prozent auf 14.095 und 3825 Punkte nach.

Auf die Stimmung schlügen die jüngsten Aussagen des führenden US-Notenbankers James Bullard, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Die Forderung nach einem US-Leitzins von 3,5 Prozent zum Jahresende und die Möglichkeit einer Anhebung um 0,75 Prozentpunkte bei der Fed-Sitzung im Mai schreckten Anleger auf. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem die steigenden Zinsen zum Bremsklotz für Unternehmensgewinne und Volkswirtschaft werden.“

Vor diesem Hintergrund trennten sich weitere Investoren von Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen US-Bonds auf 2,880 Prozent. Ihre deutschen Pendants rentierten mit 0,905 Prozent zeitweise so hoch wie zuletzt vor knapp sieben Jahren.

Der Weltleitwährung gaben die Zinserhöhungsspekulationen dagegen Rückenwind. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,2 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 101,02 Punkten. Diese Entwicklung spiegele das überdurchschnittliche Wachstum der US-Wirtschaft wider, sagte Anlagestrategin Carol Kong von der Commonwealth Bank of Australia. Vor allem Europa leide unter den Folgen des Ukraine-Kriegs wie den gestiegenen Energiepreisen.

Licht und Schatten bei Chinas Konjunkturdaten

Chinas Wirtschaft wuchs im ersten Quartal zwar überraschend stark. Wegen der jüngsten Corona-Welle und des Ukraine-Kriegs fiel der Einzelhandelsumsatz im März aber doppelt so stark wie befürchtet, die Arbeitslosigkeit fiel zudem so hoch aus wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. „Wir erwarten weitere Konjunkturhilfen, vor allem in Form verstärkter Infrastruktur-Investitionen“, sagte Wang Tao, Chef-Volkswirt für China bei der Bank UBS.

Darauf setzten auch Kupfer-Anleger, wodurch sich das Industriemtall um 1,7 Prozent auf 10.488 Dollar je Tonne verteuerte. Zudem behinderten Proteste von Anwohnern die Kupfererz-Förderung im peruanischen Bergwerk Las Bambas, schrieben die Analysten der ANZ Bank. Diese fordern von der Betreiberfirma MMG höhere finanzielle Hilfen für die Region. Las Bambas liefert zwei Prozent des weltweiten Kupfer-Bedarfs. Im Windschatten der anziehenden Metallpreise stieg der europäische Index für die Bergbau-Branche um bis zu 1,3 Prozent auf ein 14-Jahres-Hoch von 758,38 Punkten.

Stahlaktien gefragt wegen Lockdown in China

Die Aussicht auf nachlassenden Kostendruck bei ungebrochen hohen Stahlpreisen hat am Dienstag die Stahlaktien angetrieben. Allen voran galt dies für den Stahlhändler Klöckner & Co , dessen Papiere zwei Prozent zulegten. Aber auch die Stahlhersteller Salzgitter und Thyssenkrupp waren mit Kursgewinnen von 1,0 und 0,4 Prozent unter den Gewinnern am insgesamt schwachen Aktienmarkt. Sie zeigten sich damit weiter stabilisiert nach einer düsteren Entwicklung, die im Laufe des März einsetzte.

Börsianer verwiesen darauf, dass Lockdown-Maßnahmen in China am Dienstag die am Terminmarkt gezahlten Preise für Eisenerz etwas eindämmten – und parallel Kapazitäten vom Weltmarkt nehmen. Dies wurde damit in Verbindung gebracht, dass die Maßnahmen erneut die Industriestadt Tangshan als chinesisches Stahlzentrum treffen – und so die Weltnachfrage nach dem Stahl-Rohstoff sinkt. Hinzu komme die Aussicht, dass die chinesische Regierung bei der Stahlproduktion zur Senkung von Emissionen eine weiter beschränkende Haltung einnehmen wird, hieß es am Markt.

Energiewerte weiter in der Gunst der Anleger – Impfstoff-Hersteller im Minus

Die anhaltend hohen Energiepreise hievten den Index für die europäische Öl- und Gasbranche zeitweise um 1,4 Prozent auf ein Drei-Jahres-Hoch von 337,94 Punkten. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich am Dienstag zwar um 0,6 Prozent auf 112,46 Dollar je Barrel (159 Liter), sie hatte in den vorangegangenen Tagen aber 15 Prozent zugelegt. Die EU arbeitet nach eigenen Angaben an einem europäischen Embargo für russische Öllieferungen.

Die Aktien von BioNTech und CureVac fielen dagegen um jeweils mehr als acht Prozent. An der Wall Street waren die Papiere von Moderna und Novavax am Montag um etwa sechs Prozent eingebrochen. Die Biotech-Branche sei derzeit bei Anlegern wenig beliebt, sagte ein Börsianer. Die Anbieter von Coronavirus-Impfstoffen reagierten dabei meist überdurchschnittlich auf Bewegungen des Sektors.

Rheinmetall erneut mit Höchststand

Westliche Rüstungsinvestitionen und eine sich bessernde Perspektive im Automobilgeschäft haben der Rekordrally von Rheinmetall am Dienstag weiteren Schub verliehen. Im schwachen MDax kletterten die Aktien des Rüstungskonzerns und Autozulieferers um 1,8 Prozent auf 214,30 Euro. Zwischenzeitlich hatte die Aktie ihre Serie von Höchstständen mit 217,50 Euro fortgesetzt.

Die Aktie ist seit Wochen stark gefragt wegen der Perspektive, dass die Verteidigungshaushalte in Westeuropa im Zuge des Konflikts mit Russland aufgestockt werden. Hilfreich waren am Dienstag aber auch gute Nachrichten aus dem zweiten wichtigen Standbein des Unternehmens, der Automobilbranche. Hier profitierten die Sektorwerte allgemein davon, dass deutsche Autobauer nach Wochen des Lockdowns ihre Produktion in China schrittweise wieder aufnehmen.

Hypoport angeschlagen – Zinsen und Energiekosten im Blick

Die Aktien des Finanzdienstleisters Hypoport sind am Dienstag als Schlusslicht im MDax um 7,5 Prozent auf 327,40 Euro gefallen. In der vergangenen Woche hatten sie mehrfach die 21-Tage-Linie bei etwa 360 Euro getestet, aber nicht dauerhaft überwunden.

Da diese als wichtiger kurzfristiger Trendindikator gilt, scheinen die Papiere mit dem nun deutlichen Rücksetzer aus charttechnischer Sicht angeschlagen. Noch bewegen sie sich allerdings in der Spanne von knapp 325 bis gut 390 Euro, in der sie seit Februar schwanken. Unter 324,40 Euro droht allerdings ein Tief seit Mai 2020, was weiteren Druck auf den Kurs bedeuten könnte.

Laut den in der Vorwoche vorgelegten Eckdaten hatte eine hohe Nachfrage nach privaten Immobilienkrediten dem Unternehmen einen starken Start in das Jahr beschert. Auf der hauseigenen Kreditplattform Europace legte das Transaktionsvolumen im ersten Quartal um mehr als ein Viertel zu und überschritt erstmals in einem Jahresviertel die Marke von 30 Milliarden Euro.

Höhere Zinsen, eine trübere Konsumlaune wegen steigender Energiekosten und weniger staatliche Subventionen für Häuslebauer dürften künftig aber auf der Bau- und Kauflust der Menschen lasten, hatte Analyst Simon Bentlage von Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe bereits Anfang April argumentiert. Daher blieb er damals – trotz eines von ihm erwarteten starken ersten Quartals – pessimistisch für die Aktien. Mit einem Kursziel von 270 Euro sieht er weitere Risiken.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Who is Danny / Shutterstock.com

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