Markt-Update: Nordex, Delivery Hero und Hellofresh unter Druck, Lanxess erholt, Netflix erhält die volle Breitseite

onvista · Uhr

Der Dax ist am Mittwoch den guten Vorgaben aus den USA gefolgt. Nach zunächst verhaltenem Start bewegte sich der Leitindex zuletzt mit 0,50 Prozent im Plus bei 14 224,85 Punkten. Der MDax dagegen tendierte mit 30 680,66 Zählern 0,14 Prozent schwächer. Der Eurozonen-Index EuroStoxx wiederum legte 0,6 Prozent zu.

Am Vorabend hatte der Dow Jones Industrial fast auf Tageshoch geschlossen, was nun auch hierzulande die Kurse etwas stützte. Chartexperte Christoph Geyer sieht den seit Anfang Januar deutlich unter Druck gekommenen Dax aber nur in einer Stabilisierungsphase: „Die Abwärtstrendlinie ist unverändert der Maßstab für die kommenden Tage.“

Der Dax behält mit dem freundlichen Start vorerst ein kleines Polster zur psychologisch relevanten Marke von 14 000 Punkten. Sollte er unter die Marke und in der Folge unter das Zwischentief bei 13 887 Punkten fallen, dürfte einer beschleunigten Abwärtsbewegung kaum etwas entgegenstehen, warnen die Experten der Landesbank Helaba. Die zentralen Themen bleiben die Inflations- und Zinsperspektiven, der Ukraine-Krieg und die Corona-Lage in China.

Nordex fallen – Analyst: Träger Jahresstart überrascht nicht

Die Aktien von Nordex sind am Mittwochmorgen nach Auftragszahlen für das erste Quartal unter Druck geraten. Sie fielen um knapp 2 Prozent auf 16,18 Euro.

Der Windkraftanlagen-Hersteller verbuchte etwas weniger Aufträge als ein Jahr zuvor. Dass dabei der Anteil margenstarker Delta4000-Anlagen von 73 Prozent auf 91 Prozent gestiegen sei, wertete Analyst Constantin Hesse vom Investmenthaus Jefferies positiv. Dadurch verbessere sich der Produktmix. Zudem überrasche der insgesamt eher träge Jahresstart nicht. Hesse rechnet mit einer anziehenden Auftragslage im Rest des Jahres.

Mit einem Kursplus von fast 18 Prozent zählen die Nordex-Papiere zu den wenigen Gewinnern im SDax im laufenden Jahr. Sie profitieren von der geplanten Beschleunigung der Energiewende vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine.

Delivery Hero und Hellofresh schwach – Just Eat senkt Ausblick

Ein trüberer Jahresausblick des Branchenkollegen Just Eat Takeaway hat am Mittwochmorgen auch die Aktien des Essenslieferdienstes Delivery Hero nach unten gezogen. Die Papiere fielen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss um 1,41 Prozent auf 35,00 Euro. Für die Anteile des Kochboxen-Anbieters Hellofresh ging es um 1,42 Prozent auf 38,66 Euro abwärts.

Beide Aktien stehen schon länger unter Druck. Mit dem sich abzeichnenden Ende der Corona-Maßnahmen sowie angesichts der Zinswende in den USA wendeten sich Investoren in den vergangenen Monaten von den Corona-Gewinnern ab und schichteten in andere Sektoren um. Im laufende Jahr gaben Hellofresh-Aktien um fast 42 Prozent nach. Damit sind sie vor Delivery Hero (minus 64 Prozent) der zweitschwächste Dax-Wert .

Die Befürchtungen der Anleger scheinen denn auch gerechtfertigt. So bekommt die Lieferando-Mutter Just Eat Takeaway nach der Aufhebung von Corona-Einschränkungen in vielen Regionen die wieder stärkere Konkurrenz durch Restaurants zu spüren. Die Menschen gehen wieder aus. Laut William Woods von Bernstein Research verfehlte Just Eat Takeaway mit seinen Quartals-Ergebnissen die Erwartungen.

Die Aktien von Just Eat Takeaway legten am Morgen im Tradegate-Handel dennoch leicht zu. So erwägt das Unternehmen keine zwei Jahre nach der Übernahme des US-Lieferdienstes Grubhub einen Verkauf der amerikanischen Tochter.

Preiserhöhungen treiben Danone-Umsatz nach oben – Margenprognose bestätigt

Der Lebensmittelkonzern Danone ist vor allem wegen Preiserhöhungen mit einem deutlichen Umsatzplus ins Jahr gestartet. Im ersten Quartal stieg der Erlös im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10,2 Prozent auf gut 6,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Paris mitteilte. Bereinigt um Währungsschwankungen und den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen lag die Steigerung bei 7,1 Prozent und damit höher als von Analysten im Schnitt erwartet. Allein erhöhte Preise trieben den Erlös um 4,9 Prozent in die Höhe.

Ein Jahr zuvor war Danones Umsatz infolge der Pandemie gesunken. Diesmal legten besonders die Erlöse mit Babynahrung in China und generell mit Wasser zu, nachdem sie im Vorjahr deutlich zurückgegangen waren. Für das laufende Jahr rechnet das Management auf vergleichbarer Basis weiterhin mit einer Umsatzsteigerung um 3 bis 5 Prozent. Vom Erlös sollen mehr als 12 Prozent als operativer Gewinn übrigbleiben.

Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine hat Danone alle neuen Investitionen und Werbung in Russland gestoppt. Außerdem will der Konzern in dem Land nur noch grundlegende Milchprodukte, Babynahrung und medizinische Spezialnahrung verkaufen. Gewinne aus dem Russland-Geschäft sollen an humanitäre Organisationen gehen.

Lanxess erholt – Jahresstart besser als gedacht

Lanxess hat die Sorgen vieler Anleger hinsichtlich der Belastungen durch die steigende Rohstoffkosten und die konjunkturelle Unsicherheit mit einem überraschend guten Jahresstart gedämpft. Die zuletzt sehr schwachen Aktien stiegen am Mittwochmorgen um 3,75 Prozent Prozent auf 37,13 Euro. Die Kursverluste seit Mitte Februar summieren sich damit aber immer noch auf fast ein Drittel.

Laut dem Analysten Andrew Stott von der Schweizer Großbank UBS übertraf Lanxess mit den am Vorabend veröffentlichten Eckzahlen für das erste Quartal die Markterwartungen. Mit Blick auf die Anfang Mai erwarteten detaillierten Resultate werde der genaue Einfluss der hohen Rohstoffkosten interessant sein. Zudem dürften sich der Fokus der Investoren auf mögliche Verkaufspläne für Unternehmensteile richten.

Netflix verliert Abonnenten – Aktie stürzt um über 20 Prozent ab

Der Streaming-Marktführer Netflix hat erstmals seit mehr als zehn Jahren ein Quartal mit Kundenschwund verkraften müssen. In den drei Monaten bis Ende März meldeten sich rund 200 000 Abonnenten ab, wie Netflix am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Die Anzahl der weltweiten Bezahlabos lag zum Quartalsende bei 221,6 Millionen. Eigentlich hatte das Unternehmen laut eigener Prognose mit einem Zuwachs von 2,5 Millionen Kunden gerechnet.

Anleger reagierten massiv enttäuscht auf den Quartalsbericht – die Aktie geriet nachbörslich zunächst mit über 20 Prozent ins Minus. Seit Jahresbeginn ist der Kurs bereits um über 40 Prozent gefallen.

Für die schwachen Zahlen machte Netflix unter anderem den Rückzug aus Russland verantwortlich, wo sämtliche Kundenkonten wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine deaktiviert wurden. Auch der Umsatz verfehlte trotz eines Anstiegs um rund zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreswert auf 7,9 Milliarden Dollar die Erwartungen. Der Gewinn sank um etwa sechs Prozent auf 1,6 Milliarden Dollar (1,5 Mrd Euro).

Besonders schlecht kam an der Börse an, dass Netflix angesichts der stärker werden Streaming-Konkurrenz davon ausgeht, auch im laufenden Vierteljahr Abonnenten zu verlieren. Und diesmal dürfte das Minus mit rund zwei Millionen Kundenkonten noch stärker ausfallen. Dabei hat der Streaming-Dienst mit neuen Staffeln von Hit-Serien wie „Stranger Things“ und hochkarätig besetzten Filmen wie „The Gray Man“ mit Hollywood-Star Ryan Gosling eigentlich starke Produktionen am Start.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: ImageFlow / Shutterstock.com

Das könnte dich auch interessieren

Neueste exklusive Artikel