Erholung von Finanztiteln lässt Europas Anleger aufatmen

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Frankfurt (Reuters) - Nach dem jüngsten Absturz lässt die Erholung der Finanzwerte Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurückkehren.

Dax und EuroStoxx50 stiegen am Montag jeweils um mehr als ein Prozent auf 15.178 beziehungsweise 4178 Punkte. Die Übernahme aller Einlagen und Kredite der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank (SVB) durch die US-Bank First Citizens BancShares beruhigte die Nerven der Anleger. Größter Gewinner im Dax war die Deutsche Bank mit einem Kursplus von zeitweise 7,1 Prozent, nachdem die Aktie am Freitag um 8,5 Prozent eingebrochen war.

Mit Blick auf die beiden Bankenzusammenbrüche in den USA und die Notübernahme der Credit Suisse in Europa blieben Investoren aber in Habachtstellung. "Die Banken stehen unter einem immensen Druck", sagte Victor Balfour, Investmentstratege bei Rothschild & Co. in London. Durch die SVB und die Credit Suisse seien die Auswirkungen höherer Zinsen auf bestimmte Kredite bei Banken in den Fokus gerückt.

Die Gewinne des europäischen Banken-Index von bis zu drei Prozent bröckelten im Handelsverlauf auf rund die Hälfte ab. In der vergangenen Woche hatte ein sprunghafter Anstieg der Preise für die Absicherung gegen Zahlungsausfälle von Anleihen der Deutschen Bank die Sorgen um die Gesundheit der europäischen Banken verschärft. Die Gründe dafür waren weiter unklar. Manche Marktteilnehmer vermuteten Aktionen von Shortsellern dahinter, die auf einen Kursverfall der Deutschen Bank gewettet hatten.

Die US-Futures deuteten auch auf einen freundlichen Handelsstart an der Wall Street hin. Die Kurse mehrerer mittelgroßer US-Kreditinstitute zogen nach der Übernahme der kollabierten Silicon Valley Bank durch die US-Bank First Citizens zum Teil kräftig an. Die Titel der First Citizens und der First Republic Bank schnellten je rund ein Viertel nach oben. Dazu trug auch ein Bericht bei, wonach die US-Behörden mehr Unterstützung für Banken in Betracht ziehen.

"BANKENPROBLEME LASSEN UNTERNEHMEN KALT"

Trotz des jüngsten Bankenbebens hat sich die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen im März überraschend aufgehellt. Dies ließ sich an dem an den Finanzmärkten als Frühindikator geschätzten Ifo-Geschäftsklimaindex ablesen, der von 91,1 auf 93,3 Zähler stieg. "Die Bankenprobleme lassen die Unternehmen kalt. Die Stimmung der Unternehmen stieg an, unabhängig davon, ob sie von den Ereignissen um Credit Suisse und Co. wussten oder nicht", sagte Ökonom Andreas Scheuerle von der Dekabank.

Parallel zur Erholung an den Aktienmärkten griffen Investoren auch am Rohölmarkt wieder zu. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um ein Prozent auf 75,75 Dollar je Barrel (159 Liter). "Eine deutlichere Erholung ist aber nicht zu erwarten, bevor die Bankenkrise nicht vollständig ausgestanden ist", sagte Vandana Hari, Gründerin des Research-Hauses Vanda Insights. "Das kann Tage oder sogar Wochen dauern."

Aus "sicheren Häfen" wie Gold oder Staatsanleihen zogen sich Anleger dagegen zurück. Das Edelmetall verbilligte sich um 1,4 Prozent auf 1949 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und die Rendite der zehnjährigen Bundestitel stieg auf bis zu 2,238 Prozent. Angesichts der anhaltenden Nervosität könne sich dieser Trend bald wieder umkehren, prognostizierte Anlagestratege Christopher Wong von der Bank OCBC.

ÜBERNAHMEGERÜCHTE STÜTZEN CINEWORLD

Übernahmegerüchte stützen bei den Einzelwerten unterdessen Cineworld. Die Aktien stiegen in London um bis zu 12,8 Prozent. Der Finanzinvestor CVC Capital Partners will einem Medienbericht zufolge Teile der insolventen Kinokette übernehmen. Auch der aktivistische Investor Elliott sei an einer Übernahme der Sparten in Ost-Europa und Israel interessiert, hatte der TV-Sender Sky News am Samstag berichtet.

Der Schweizer Pharmariese Novartis weckte mit einem Studienerfolg seines Brustkrebsmedikaments Kisqali bei Anlegern Hoffnungen auf einen Umsatzschub. Novartis-Aktien schnellten um bis zu 7,5 Prozent nach oben und setzten sich damit an die Spitze sowohl der Schweizer Standardwerte als auch der europäischen Gesundheitswert.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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