Ukraine - Schwarzes Meer muss wie Ostsee Meer der Nato werden

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Bukarest/Moskau (Reuters) - Die Ukraine hat die Nato aufgefordert, bei der Sicherheit im Schwarzen Meer eine größere Rolle zu spielen und die ukrainische Luft- und Raketenabwehr zu integrieren.

"Es ist an der Zeit, das Schwarze Meer in das zu verwandeln, was die Ostsee geworden ist - ein Meer der Nato", sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Donnerstag vor der Schwarzmeer-Konferenz in der rumänischen Hauptstadt Bukarest. "Das Schwarze Meer trägt wesentlich dazu bei, ganz Europa friedlich und zukunftsorientiert zu machen", sagte er per Video-Schaltung. "Leider ist es auch ein Paradebeispiel dafür, wie schnell sich Dinge verschlechtern könnten, wenn man Bedrohungen vernachlässigt." Russland wies das Ansinnen umgehend zurück. Das Schwarze Meer werde niemals ein "Meer der Nato" werden, sagte der Sprecher des Präsidialamtes, Dmitri Peskow, in Moskau.

Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine sind deren Küste am Schwarzen Meer und das Gewässer insgesamt Schauplatz des Konfliktes geworden. Sowohl Russland als auch die Ukraine sind für ihren Export auf das Schwarze Meer angewiesen, das gilt insbesondere für ihre Getreidelieferungen. Durch die russische Blockade ukrainischer Häfen drohte im vergangenen Jahr armen Ländern eine Hungersnot, da vor allem sie auf die Getreidelieferungen aus der Ukraine angewiesen sind. Den Vereinten Nationen (UN) und dem Anrainerstaat Türkei gelang es, eine Vereinbarung zwischen den Kriegsparteien auszuhandeln, nach der die ukrainischen Häfen offen bleiben.

Auch militärisch ist das Schwarze seit jeher von besonderer Bedeutung. In Sewastopol auf der ukrainischen Halbinsel Krim, die Russland 2014 annektierte, hat die russische Schwarzmeer-Flotte bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts ihren Stützpunkt. Anrainer des Schwarzen Meeres sind neben der Ukraine und Russland auch die Nato-Staaten Türkei, Bulgarien und Rumänien. Die Ukraine dringt auf einen Beitritt zu dem von den USA geführten Militärbündnis. Georgien wartet seit Jahren auf seinen Nato-Beitritt. Würden diese beiden Staaten am Schwarzen Meer - beides ehemalige Sowjetrepubliken - Mitglieder des westlichen Militärbündnisses, hätte das einen ähnlichen Effekt wie die Nato-Mitgliedschaft Finnlands und Schwedens in Bezug auf die Ostsee. Russland hätte über viele tausend Kilometer eine direkte Grenze mit der Nato. Es wäre der einzige Anrainer des Schwarzen Meeres, das kein Nato-Mitglied ist. Im Falle der Ostsee ist das für Russland Realität, sobald die Türkei und Ungarn dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt haben.

Kuleba warb auf der Schwarzmeer-Konferenz dafür, das gemeinsame Problem Russland auch gemeinsam anzugehen. "Zum Beispiel unterstütze ich die Idee von Experten, die Luft- und Raketenabwehrsysteme der Ukraine mit denen der Nato-Verbündeten im Schwarzen Meer und an der Ostsee zu integrieren." Der bevorstehende Nato-Gipfel im Juli in Vilnius, der Hauptstadt des Ostsee-Anrainers Litauen, ist Kuleba zufolge eine gute Gelegenheit, die angestrebte Nato-Mitgliedschaft der Ukraine voranzutreiben. Es sei eine Gelegenheit, "um zu zeigen, dass die Tür nicht nur offen steht, sondern dass es einen klaren Plan gibt, wann und wie die Ukraine ihr beitreten wird".

(Bericht von: Luiza Ilie, Jason Hovet, geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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