Bundesbank-Chef - "Dunkle Flecken" in der Bankenaufsicht angehen

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Frankfurt (Reuters) - Die Aufsichtsvorschriften für Geldhäuser müssen aus Sicht von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel nach den Erfahrungen der jüngsten Banken-Turbulenzen womöglich nachgebessert werden.

Die Ereignisse der letzten Wochen seien augenöffnend gewesen, was regulatorische Themen angehe, sagte Nagel in einem am Montag auf der Webseite "The Pioneer" veröffentlichten Podcast. "Da müssen wir noch mal schauen, ob wir da nachschärfen müssen." Er sei aufmerksam dabei und versuche an dem Rahmenwerk mitzuarbeiten, sagte Nagel. Es gelte, "sozusagen die dunklen Flecken, die nicht bekannten Themen", die möglicherweise Sorgen bereitet haben, anzugehen und die Bankenaufsicht noch besser zu machen.

Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank in den USA hatte im März weltweit Schockwellen an den Börsen ausgelöst. Befürchtungen, eine neue große Finanzkrise könne heraufziehen, kamen auf. Bankaktien gerieten daraufhin weltweit unter Druck. Der Notverkauf der Schweizer Großbank Credit Suisse fachte diese Sorgen erneut an. Mittlerweile haben sich aber die Bankenaktien an den Börsen wieder etwas erholt.

Eine neue große Finanz- oder Bankenkrise befürchtet Nagel nicht. "Es ist für mich nicht erkennbar, dass es eine umfassende Finanzkrise sei, oder auch eine Bankenkrise", sagte er. Die Ursachen für Silicon Valley und Credit Suisse seien ganz individuell begründet. Die europäischen Banken seien gegenwärtig deutlich besser kapitalisiert und deutlich besser mit Liquidität ausgestattet. Nach der großen Finanzkrise sei in den letzten zehn Jahren ein neuer institutioneller Rahmen geschaffen worden. Die Bankenaufsicht sei deutlich robuster geworden. Ihm sei um die Banken in Europa und in Deutschland nicht bange. "Aber dennoch, wir dürfen an der Stelle nicht selbstgefällig werden."

EZB-Bankenaufseherin Elizabeth MCaul wies auf einer Veranstaltung in Florenz mit Blick auf den SVB-Kollaps darauf hin, dass Aufsichtsräte von Geldhäusern bei Risikoabschätzung und Kapitalplanung stets auch hinreichend negative Szenarios berücksichtigen sollten. "Das Scheitern der SVB hat gezeigt, dass es nicht ausreicht, sich nur auf aufsichtsrechtliche und bilanzielle Zahlen zu fokussieren." Denn dann würden womöglich wichtige Punkte hinsichtlich der tatsächlichen Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und Risiken übersehen.

McCaul nahm zudem die Rolle von sozialen Medien ins Visier. "Wir haben auch die Auswirkungen der digitalen Welt der sozialen Medien beim Kollaps der SVB gesehen, als 42 Milliarden Dollar an Einlagen die Bank in nur fünf Stunden verließen." Um diese Art von Risiken einzuschätzen, seien ganz andere Fähigkeiten im Aufsichtsrat erforderlich. "Und wir brauchen womöglich andere aufsichtsrechtliche Meßlatten für solche Risiken für Liquidität und Kapital." Die Europäische Zentralbank (EZB) ist für die Überwachung der großen Banken im Euro-Raum zuständig. Aktuell sind das 111 Institute.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Christian Rüttger; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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