Energiewende in Deutschland: Nordex erhält neue Aufträge

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Quelle: nitpicker/Shutterstock.com

Bis 2030 soll der Strommix in Deutschland  bis zu 65 Prozent aus eneuerbaren Energien bestehen - so die Bundesregierung.

Mit 66.242 Megawatt an Windkraftenergie hat Deutschland in Europa die Nase weit vorn. Anfang des Jahres lieferten hierzulande rund 30.000 Windkraftanlagen 25 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms.

Nordex gibt neue Aufträge bekannnt 

Der Hamburger Konzern Nordex hat bereits knapp 44 Gigawatt Windenergie installiert und erzielte im Jahr 2022 einen Umsatz von EUR 5,7 Mrd. 

Das Unternehmen hat heute am 5. September eine Pressemitteilung mit bereits angenommenen Projekten veröffentlicht. Das MDax-Unternehmen hat im Juli und August die Auftragsbücher laut eigenen Aussagen bereits prall gefüllt und lässt somit auf ein starkes drittes Quartal hoffen.

Deutschland bekommt 32 neue Anlagen

Es werden für verschiedene Kunden 32 neue Anlagen in mehreren deutschen Bundesländern realisiert. Die erhaltenen Aufträge haben insgesamt eine Leistung von  181 Megawatt.

Das größte Projekt wird bereits 2024 in Betrieb genommen

In Niedersachsen entsteht das größte der gewonnenen Projekte, bei dem die Landwind-Gruppe kurz nach dem Beginn der Errichtung von zwölf Turbinen im Windpark Gevensleben im Landkreis Helmstedt weitere Anlagen bestellt hat. Gleichzeitig wird die Nordex-Group sechs Turbinen für den Windpark Cramme II im Landkreis Wolfenbüttel errichten. Die Errichtung und Inbetriebnahme dieser Anlagen sind für das Jahr 2024 geplant.

“In Gevensleben entsteht aktuell für die Nordex Group und die Landwind-Gruppe der größte Windpark in Deutschland. Auch Cramme II ist mit 40 MW ein umfangreiches Projekt – bei beiden Windparks setzt die Landwind-Gruppe auf unsere 6-MW-Technologie.“

Felipe Villalon Waldburg-Zeil, Director Sales der Nordex Group.

Entwicklung Geschäftsjahr 2023 und Ausblick

Im ersten Quartals waren die Aufträge leicht rückläufig. Die Kunden hatten Anlagen mit einer Leistung von rund einem Gigawatt bestellt, etwas weniger als im Vorjahr.

Der Windkraftanlagenhersteller hat im vergangenen Quartal im Vergleich zum Jahresstart von einer erhöhten Nachfrage profitiert. Die Nordex-Group verzeichnete im zweiten Quartal Kundenaufträge von 1,62 Gigawatt. Es wurde 308 Projekte in 13 europäischen Ländern akquiriert. Aber auch dieses Niveau lag unter dem Vorjahreswert von 1,8 Gigawatt .

Mit 181 Megawatt, ja genau: Mega- und nicht Gigawatt, im aktuellen Quartal kommt der Konzern noch bei weitem nicht an das Auftragniveau des voherigen Quartals. Mir ist somit persönlich unklar, wie mit diesem Auftragvolumen von prall gefüllten Auftragbüchern gesprochen werden kann, obwohl bereist wieder zwei Drittel des aktuellen Quartals verstrichen sind.

Mal sehen, ob Nordex so sein Auftragsniveau von 6,7 Gigawatt (Stand 2021) oder immerhin 5,2 Gigawatt (Stand 2022) ansatzweise erreichen wird.

Fundamentale Entwicklung des Unternehmens

Offensichtlich ist, dass Nordex im Bereich der erneuerbaren Energien in einer Branche der Zukunft tätig ist. Nur mit den Zahlen sieht es noch nicht ganz so gut aus. Zumindest konnte der Windenergierise seine Umsätze auf 5-Jahres-Sicht stetig steigern, jedoch verzeichnet das Unternehmen Jahr für Jahr rote Zahlen. 

Auch dazu nahm das Unternehmen Stellung:

Wir stärken weiterhin unsere Marktposition in unseren europäischen Kernmärkten und halten gleichzeitig anunserer Preis- und Margendisziplin fest

Vertriebsvorstand Patxi Landa

Von welcher Margendisziplin hier die Rede sein soll, ist mir persönlich schleierhaft. Auf 5-Jahres-Sicht verzeichnete das Unternehmen ständig negative EBIT-Margen zwischen minus 0,55 bis  minus 7,43 Prozent.

Immerhin  steigert Nordex seine Preise. Im ersten Halbjahr erzielte das Unternehmen einen durchschnittlichen Verkaufspreis von 0,89 Mio. EUR je Megawatt. Das ist eine 12,66 prozentige Steigerung zum Vorjahreszeitraum.

Albtraum Behördendschungel 

Grüne Energie schön und gut aber: Das Problem ist doch, dass die neuen Windkraftanlagen im Behördendschungel stecken bleiben. Viel Bürokratie und lange Genehmigungverfahren, samt zig Aktenordner voller Papieranträge, behindern den schnellen Ausbau von Windkraftanlagen.

Doch Deutschland hat im Mai diesen Jahres neue Dynamik angekündigt: Bundesminister Habeck stellt „Windenergie-an-Land-Strategie“ vor. Der Ausbau soll weiter vorangetrieben werden. Demnach sollen unter anderem mehr Flächen bereitgestellt, qualifizierte Fachkräfte gezielter gewonnen und der Transport von Windkraftanlagen beschleunigt werden.

Analyse der Neuigkeiten 

Wenn wir mal der Aussage glauben schenken, dass Nordex die Auftragsentwicklung als positiv auffasst, ist das in Kombination mit den erhöhten Preisen sowie der deutschen Windkraftstrategie eine sehr positive Nachricht.

Denn wer vorhin achtsam gelesen hat der wird sich noch daran erinnern, dass Deutschland bis 2030 einen Strommixanteil an erneuerbaren Energien von 65 Prozent anstrebt. Der aktuelle Anteil der Erneuerbaren liegt zur Zeit bei 57,7 Prozent (Stand 1. Halbjahr 2023).

Es ist also noch Luft nach oben. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass der aktuelle Stromverbrauch, welcher im ersten aktuellem Halbjahr 224 THW (Terrawattstunden) betrug, von den angestrebten 145,6 THW (65 Prozent Anteil), anstelle von den aktuellen 129.25 TWH, noch 16,35 Terrawattstunden entfernt ist.

Noch einmal kurz zur Erinnerung: Nordex hat gerade überhaupt erst Anlagen bis zu 44 Gigawatt installiert. Das sind lediglich 0,26 Prozent dessen, was Deutchland noch im Bereich erneuerbaren Energien anstrebt. Zudem ist Nordex global tätig.

Ab dem jahr 2024 prognostizieren Analysten die ersten Buchgewinne für Nordex. Es wird von einem EPS von 0,23 EUR und einem KGV von 48,66 EUR ausgegangen. Das KGV ist mit dem ersten Gewinn leicht erhöht, jedoch wird auch dieses durch prognostizierte, steigende Gewinne, schrumpfen.

Seit dem der Kurs am 12. April 2021 von seinem Allzeithoch bei 25,27 EUR abstürzte, bildetete er von Juli bis Augst im Bereich um die 7,66 EUR-Marke einen doppelten Boden aus. Aktuell verweilt der Kurs in einem sich korrigierenden, untergeordneten Aufwärtstrend bei 10,90 EUR.

Wem ein Investment in Nordex als Einzelaktie zu spekulativ ist, kann auch in einen breit gestreuten Windkraft- oder Erneuerbare Energien_ETF investieren

(Mit Material von dpa-AFX)

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