Nur drei Punkte – Dax scheitert knapp an 16.400er-Marke
Die Jahresendrally am deutschen Aktienmarkt ist in vollem Gange. Angetrieben von Erwartungen auf bald sinkende Zinsen übersprang der Dax am Freitag die Marke von 16.300 Punkten. Letztlich gewann er 1,12 Prozent auf 16.397 Punkte praktisch auf seinem Tageshoch und verbuchte damit ein Wochenplus von rund 2,3 Prozent.
Die laufende Rally hat den Dax von seinem Oktober-Tief aus inzwischen um rund 12 Prozent nach oben getrieben. Im November gewann der Leitindex 9,5 Prozent und machte den Großteil der Korrektur seit August wett. Zudem schaffte das wichtigste deutsche Börsenbarometer seine fünfte Woche in Folge im Plus. Das entspricht der längsten Gewinnserie des Jahres 2023. Charttechnisch gesehen ist der Weg bis zum Rekordhoch bei 16 528,97 Punkten frei.
Anleger rechnen fest mit Zinssenkung
Die Anleger honorierten den guten Job der US-Notenbank, begründete Marktexperte Stephen Innes von SPI Asset Management den starken Lauf. Die Fed habe die Inflation bekämpft, ohne zugleich eine schwere Rezession auszulösen. Eine moderatere Teuerung stelle nun das hohe Zinsniveau infrage, weshalb Investoren baldige Zinssenkungen erwarteten. Das gilt ebenso für die Euroregion. In den kommenden Monaten dürfte sich die Inflation auch dort weiter abschwächen, glauben die Experten der Helaba. Marktteilnehmer könnten daher vermehrt darauf setzen, dass der nächste Zinsschritt eine Senkung sein werde.
Einzelwerte im Überblick
Diese Zinshoffnungen gaben Immobilienwerten weiteren Auftrieb. Vonovia gewannen im Dax 4,0 Prozent. LEG und TAG Immobilien legten im MDax um 4,0 beziehungsweise 3,2 Prozent zu. Spitzenwert im Index der mittelgroßen Unternehmen war jedoch die Jenoptik-Aktie mit plus 5,6 Prozent. Der Technologiekonzern hob zum Kapitalmarkttag seine mittelfristigen Profitabilitätsziele an und übertraf die Erwartungen.
Die Bechtle-Aktie sackte ab und liegt mit einem Minus von 4,5 Prozent am Ende des MDax. Der IT-Dienstleister verschaffte sich mithilfe einer Wandelanleihe frische finanzielle Mittel. Das Geld soll unter anderem für Zukäufe im In- und Ausland genutzt werden. Da Aktionäre keine Bezugsrechte hatten, wird ihr Anteil damit verwässert.
Mit minus 3,7 Prozent zählt die Metro-Aktie zu den schwächsten Werten im SDax. In seinem Ausblick auf die Branche der europäischen Nahrungsmittelhändler für 2024 stufte Borja Olcese von JPMorgan Metro nebst Tesco auf Underweight ab. Sein Kursziel für Metro liegt nur noch bei 4,95 Euro.
Bei der Metro habe die Umsatzentwicklung zuletzt ebenso enttäuscht wie die Aussichten, so Olcese. Der Anlagestory fehle es einfach an positiven Faktoren. Insgesamt empfiehlt der Experte mit der belgischen Colruyt in der Branche überhaupt nur einen Wert.
Devisen: Euro fällt deutlich unter 1,09 US-Dollar
Der Eurohat am Freitag nachgegeben und ist deutlich unter die Marke von 1,09 US-Dollar gefallen. Am späten Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung im Tief 1,0841 Dollar, nachdem sie am Morgen noch bei 1,0913 Dollar notiert hatte. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0875 (Donnerstag: 1,0931) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9195 (0,9148) Euro.
Die Kerninflation dürfte sich 2024 eher bei 3 Prozent als bei 2 Prozent einpendeln. Der Markt setzt wohl auf zu frühe EZB-Zinssenkungen.
Seit Donnerstag steht der Euro unter erhöhtem Druck, wohingegen er in den Tagen und Wochen zuvor meistens zugelegt hatte. Die Erwartung, dass die EZB ihre Leitzinsen schon ab dem Frühjahr 2024 reduzieren könnte, belastet die Gemeinschaftswährung. Derzeit ist eine erste Zinssenkung an den Finanzmärkten für kommenden April eingepreist. Terminkontrakte deuten auf Zinssenkungen um insgesamt mehr als einen Prozentpunkt im Jahresverlauf hin.
Hintergrund der Spekulationen sind Inflationsdaten vom Donnerstag, die deutlich schwächer ausgefallen waren als erwartet. Mit 2,4 Prozent liegt die Teuerung im Euroraum sogar wieder in Reichweite des mittelfristigen EZB-Ziels.
Verstärkt wurde der Druck auf den Euro am Freitagnachmittag. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sagte, die Inflation im Währungsraum gehe schneller zurück als erwartet. Bankvolkswirte bleiben allerdings skeptisch in der Frage, ob das Inflationsziel bald wieder nachhaltig erreicht werden kann.
Redaktion onvista/dpa-AFX