Heute Abend Fed-Zinsentscheid

Das erwartet der Markt von der Fed

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Quelle: Domenico Fornas/Shutterstock.com

Die Fed dürfte auf ihrer letzten Zinssitzung in diesem Jahr geldpolitisch erneut stillhalten. Bankvolkswirte rechnen für die Sitzung an diesem Mittwoch (13. Dezember) überwiegend mit einem stabilen Leitzinsband von 5,25 bis 5,5 Prozent. Diese Spanne gilt bereits seit Juli, als die Fed ihre Geldpolitik das vorerst letzte Mal gestrafft hat. Mit Spannung wird erwartet, welche Signale die Währungshüter um ihren Chef Jerome Powell für das kommende Jahr senden werden. 

Weil die Inflation im vergangenen Jahr bis auf rund neun Prozent gestiegen war, sind auch die Leitzinsen in den USA kräftig gestiegen. Seit Frühjahr 2022 hat die Fed ihre wichtigsten Zinssätze so rasch und deutlich wie selten zuvor angehoben. In den vergangenen Monaten ist die Teuerung dann spürbar gesunken, weshalb der Leitzins mittlerweile deutlich höher liegt als die Inflationsrate. Die Wirtschaft wird durch den positiven Realleitzins tendenziell gebremst, was die Gefahr einer stärkeren konjunkturellen Abschwächung erhöht. 

Aus diesem Grund rechnen Fachleute und Marktteilnehmer für kommendes Jahr mit teils deutlichen Zinssenkungen der Fed. Aktuell entsprechen die Prognosen von Ökonomen in etwa den Markterwartungen. Derzeit werden für 2024 etwa vier Zinssenkungen um insgesamt einen Prozentpunkt prognostiziert. Wann die Fed mit Lockerungen beginnen könnte, ist allerdings unklar. Einige Fachleute sehen eher das Frühjahr als wahrscheinlich an, andere nennen eher die Jahresmitte als denkbaren Startpunkt. 

Am Mittwoch sind die Augen demnach voll auf die Fed gerichtet: Wie wird sie mit diesem Erwartungsdruck umgehen? Bisher sind konkrete Hinweise auf Zinssenkungen Mangelware geblieben. Fed-Chef Powell hat sich bis zuletzt alle Optionen offen gehalten. Während eines Auftritts vor der üblichen Schweigeperiode im Vorfeld einer Zinssitzung sagte er einerseits, angesichts des bereits hohen Zinsniveaus müsse die Fed vorsichtig vorgehen. Andererseits unterstrich er die Bereitschaft des geldpolitischen Ausschusses, die Geldpolitik notfalls weiter zu straffen. 

Mohit Kumar, Europa-Chefvolkswirt der US-Investmentbank Jefferies, rechnet noch nicht mit konkreten Hinweisen auf absehbare Zinssenkungen.

Obwohl Powell den jüngsten Rückgang der Inflation als positiv anerkennen dürfte, wird er wahrscheinlich vorsichtig agieren.

Kumar meint, dass sich Powell den ehemaligen Fed-Vorsitzenden Paul Volcker als Vorbild nehme - und damit als Zentralbanker in Erinnerung bleiben möchte, der die Inflation unter Kontrolle gebracht habe. Volcker hatte ab Ende der 1970er Jahre die damals ebenfalls hohe Inflation mit einer Politik hoher Zinsen in den Griff bekommen. 

Einen Hinweis auf den mittelfristigen Kurs der Fed dürften neue Zinsprognosen liefern, die ebenfalls am Mittwoch anstehen. Die Projektionen geben die Zinserwartungen der einzelnen Fed-Notenbanker wieder und werden an den Märkten als Indikator für die künftige Entwicklung angesehen. 

Die Experten von Jefferies meinen jedoch, dass die Aussagekraft der Zinsprognosen an geldpolitischen Wendepunkten wie jetzt eingeschränkt sei. Die Fed weist ohnehin stets darauf hin, dass sie die Zinsprojektionen nicht als Zinsversprechen verstanden wissen will.

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