Früherer Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer gestorben

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Frankfurt (Reuters) - Der frühere Vorstandschef und Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, ist tot.

Er sei nach längerer Krankheit im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben, teilte Deutschlands größtes Geldhaus am Donnerstag in Frankfurt mit. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing würdigte Breuer als Banker alter Schule mit klassischem Auftritt und einem enormen strategischem Weitblick. "Vor allem das Großkundensegment und das internationale Geschäft lagen ihm am Herzen, weil er sie als Grundlage für eine starke deutsche Wirtschaft sah." Beide Bereiche seien in seiner Zeit deutlich gestärkt worden. "Im Namen aller Mitarbeitenden und im Namen des Vorstands möchte ich seiner Frau und seiner Familie unser tiefstes Mitgefühl aussprechen", erklärte Sewing.

Der in Bonn geborene Breuer hatte das Finanzwesen bei der Deutschen Bank von der Pike auf gelernt. Nach dem Abitur absolvierte er eine Banklehre in Mainz und München. Anschließend studierte er Jura in Lausanne, München und Bonn. 1967 promovierte er an der Universität seiner Heimatstadt. Bei der Deutschen Bank stieg er von der Börsenabteilung aus nach und nach die Karriereleiter hinauf. 1985 wurde er zum stellvertretenden, 1987 zum ordentlichen Vorstandsmitglied bestellt. Zehn Jahre später übernahm er den Chefposten bei Deutschlands größter Bank und wurde Nachfolger von Hilmar Kopper. Seine Amtszeit endete im Mai 2002, sein Nachfolger wurde Josef Ackermann. Breuer leitete danach von 2002 bis 2006 den Aufsichtsrat des Geldhauses.

Breuer krempelte in seiner Amtszeit das Institut kräftig um und gab ihm einen internationaleren Zuschnitt - insbesondere im Investmentbanking. Im November 1998 kündigte er überraschend den Kauf der siebtgrößten US-Investmentbank Bankers Trust für knapp zehn Milliarden Euro an. Im Oktober 2001 wurde die Deutsche-Bank-Aktie an der New Yorker Börse eingeführt. "Die Bedeutung Rolf Breuers für die Deutsche Bank kann gar nicht hoch genug geschätzt werden", erklärte Aufsichtsratschef Alexander Wynaendts. Mit der Übernahme von Bankers Trust habe Breuer maßgeblich dazu beigetragen, dass die Deutsche Bank heute ihren Kunden weltweit in allen Finanzfragen zur Seite stehen könne und über das dafür notwendige globale Netzwerk und die Expertise verfüge.

In Breuers Amtszeit fiel Anfang 2002 auch ein TV-Interview, in dem er Zweifel an der finanziellen Situation des damaligen Münchener Medienunternehmers Leo Kirch äußerte. Den Aussagen zur Kreditwürdigkeit der schließlich in die Insolvenz abgerutschten Kirch-Gruppe folgte ein langes juristisches Nachspiel. In Erinnerung bleibt auch sein starkes Engagement für den Banken-Standort, das ihm einst den Titel "Mr. Finanzplatz Deutschland" eingebracht hatte. Die Deutsche Bank erinnerte in ihrer Mitteilung daran, dass sich dies in verschiedenen Ämtern zeigte. So war Breuer unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender der Deutsche Börse sowie Initiator und Vorstandsmitglied des Aktionskreises Finanzplatz. Auch bei der Gründung des Center of Financial Studies an der Goethe-Universität Frankfurt hatte er eine wichtige Rolle gespielt.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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