Europas Anleger fassen nach Rücksetzer wieder Mut

Frankfurt (Reuters) - Nach den zuletzt hochgekochten Konjunktursorgen haben sich die europäischen Aktienmärkte zum Wochenstart wieder stabilisiert.
Der Dax ging am Montag knapp ein Prozent fester bei 18.484 Punkten aus dem Handel. Der EuroStoxx50-Index zog ebenfalls rund ein Prozent auf 4.779 Zähler an. Auch an der Wall Street zeigten sich Investoren wieder optimistisch, dass der US-Wirtschaft eine sanfte Landung gelingt. Das Rätseln über die Lage der weltgrößten Wirtschaft hatte nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten zum Wochenschluss auf beiden Seiten des Atlantiks die Börsen belastet.
"Auf dem Börsenparkett geht die Angst um, die erwartete Zinssenkung der Federal Reserve in der kommenden Woche könnte zu spät kommen, um eine stärkere Abkühlung der US-Wirtschaft noch zu verhindern", konstatierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets. Wie schnell der deutsche Aktienindex kurz vor der 19.000er-Marke in der Vorwoche wieder nach unten abgedreht sei, lasse aufhorchen. "Das Vertrauen gegenüber Aktien hat spürbar nachgelassen", kommentierte auch Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.
Gegenwind kam zum Wochenanfang auch aus China. Zwar stiegen die Verbraucherpreise wegen teurer Lebensmittel so stark an wie seit sechs Monaten nicht mehr. Im Gegensatz zu anderen Ländern, sei die Inflation in der Volksrepublik aber weiter sehr niedrig, konstatierte Commerzbank-Analyst Volkmar Baur. "In dieser Entwicklung spiegelt sich die schwache Binnennachfrage in China wider, die auch weiterhin das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt belastet." Gleichzeitig verschärfte sich die Deflation bei den Erzeugerpreisen, da die Regierung in Peking weiter versucht, die Binnennachfrage anzukurbeln.
Der US-Beschäftigungsbericht vom Freitag verstärkte die Wetten darauf, dass die US-Notenbank die Zinswende eher mit einer Zinssenkung um ein Viertel Prozent als um ein halbes Prozent einleiten wird. Dies sorgte für Rückenwind beim Dollar, der sowohl gegenüber dem Yen als auch dem Euro zulegte. Mit Spannung warteten Anleger nun auf den US-Inflationsbericht am Mittwoch, um weitere Rückschlüsse ziehen zu können.
Nach den jüngsten Rückgängen zogen zudem die Renditen von Staatsanleihen der Eurozone und der USA an. Französische Anleihen schnitten etwas schlechter ab, nachdem die französische Zeitung "La Tribune de Dimanche" berichtet hatte, das französische Finanzministerium habe eine Verlängerung der Frist für die Einreichung des Haushalts 2025 bei der EU über den 20. September hinaus beantragt.
ADIDAS HINKT HINTERHER - ENTAIN IM AUFWIND
Schwächere Aussichten in China sowie die Unsicherheiten in den USA führten die Analysten von Barclays auch als Gründe für eine Herabstufung von Adidas an. Die Experten setzten den Titel auf "equal weight" von zuvor "overweight" und stutzten das Kursziel auf 215 Euro von zuvor 254 Euro. Anleger reagierten verschnupft und warfen den Titel aus ihren Depots. Die Titel gaben in der Spitze rund sechs Prozent nach, bevor sie ihre Verluste auf minus drei Prozent eingrenzten.
Ein besser ausgefallener Start in die zweite Jahreshälfte als erwartet ließ Anleger dagegen auf Entain setzen. Die Aktien des britischen Anbieters von Sportwetten und Glücksspielen zogen in London in der Spitze mehr als neun Prozent an. Wetten auf beliebte Sportereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft und das Tennisturnier in Wimbledon hätten das Wachstum der Online-Einnahmen angetrieben. Das Plus bei Entain beflügelte zudem den Reise- und Freizeit-Index, der mit einem Plus von mehr als zwei Prozent andere Branchen-Indizes hinter sich ließ.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)