Dax legt kräftig zu am Tag nach dem Ampel-Aus
Nach dem deutlichen Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt am Vortag als Reaktion auf den US-Wahlsieg Donald Trumps gab es heute schon wieder eine abrupte Kehrtwende gen Norden. Marktbeobachter verbinden mit dem Aus der Ampel-Koalition in Berlin die Hoffnung auf eine fiskalpolitische Unterstützung für die angezählte deutsche Konjunktur.
Der Dax ging am Ende des Tages mit einem satten Plus von knapp 330 Punkten oder +1,72 Prozent bei 19.367 Punkten aus dem Handel.
Ampel-Aus weckt neue Hoffnung
Die vorgezogenen Neuwahlen im Bund hätten die Hoffnung auf mehr fiskalische Unterstützung für die Wirtschaft geweckt, schrieb Sandra Rhouma, Analystin beim Investmenthaus AllianceBernstein. Auch Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel wertete das Ende der Ampel durchaus als Chance: "Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und kam insofern nicht allzu überraschend". Nun bestehe die Chance eines "ökonomischen und politischen Aufbruchs".
US-Notenbank im Fokus
Derweil richtet sich der Fokus der Anleger auch auf die US-Notenbank Fed. Die wird am Abend ihre Geldpolitik voraussichtlich erneut lockern. Ökonomen erwarten überwiegend eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte in eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent.
Heidelberg Materials nach Quartalszahlen gefragt
Auch am Donnerstag legten etliche Unternehmen ihre Quartalsbilanzen vor, darunter Dax-Schwergewichte wie Heidelberg Materials und Rheinmetall. Heidelberg Materials verteuerten sich um über sechs Prozent, die Anleger begrüßten einen optimistischen Jahresausblick des Baustoffkonzerns.
Eine starke Leistung des Unternehmens in Nordamerika und ein anhaltender Fokus auf die Kosten hätten dazu beigetragen, dass rückläufige Absatzmengen ausgeglichen und die Profitabilität verbessert werden konnte, teilten die Heidelberger mit. Mit Blick auf das bereinigte operative Ergebnis in diesem Jahr hob der Konzern das untere Ende der in Aussicht gestellten Prognosespanne für den operativen Gewinn etwas an. Heidelberg Materials habe wie erwartet einen der besseren Quartalsberichte im Bausektor vorgelegt, schrieb Analyst Tobias Wörner vom Investmenthaus Stifel.
Mit dem Gewinnwachstum habe das Unternehmen die Wettbewerber hinter sich gelassen. Das spiegelt sich auch in der Kursentwicklung wider: Während Heidelberg Materials in diesem Börsenjahr um 44 Prozent gestiegen sind, bringt es der europäische Bausektor lediglich auf ein Plus von 7 Prozent. Das Unternehmen habe sowohl der konjunkturellen Schwäche in Europa getrotzt als auch ungünstigen Wetterbedingungen in Nordamerika, schrieb Analyst Anthony Colding von der Bank RBC. Angesichts dieser Widrigkeiten sei der Gewinnausblick für das laufende Jahr von besonderer Bedeutung. Auch was Innovationen angehe, führe Heidelberg Materials das Feld an.
Rheinmetall mit starken Zahlen
Rheinmetall stiegen an der Dax-Spitze um über neun Prozent, Deutschlands größter Rüstungskonzern profitierte auch im dritten Quartal vom Rüstungsboom angesichts des Ukraine-Kriegs.
Fürs laufende Jahr peilt der Vorstand nun eine operative Ergebnismarge von rund 15 Prozent an. Bisher hatte der Rüstungskonzern 14 bis 15 Prozent in Aussicht gestellt. Im dritten Quartal lag die Marge bei 12,3 Prozent. Im Gesamtjahr 2023 hatte sie 12,8 Prozent betragen. Das operative Ergebnis sprang im abgelaufenen Jahresviertel um gut die Hälfte auf 302 Millionen Euro nach oben. Hier machte sich die jüngste Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal positiv bemerkbar.
Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre ein Gewinn von 135 Millionen Euro und damit ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Der Umsatz stieg im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf 2,45 Milliarden Euro. Für 2024 visiert das Management weiterhin rund 10 Milliarden Euro an - inklusive Übernahmen. Neben der anhaltenden Hilfe für die Ukraine sorge die hohe Nachfrage der Bundeswehr und anderer Streitkräfte in der Europäischen Union sowie der Nato für eine weiterhin dynamische Marktentwicklung.
Die Quartalszahlen seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, schrieb JPMorgan-Analyst David Perry. Die Aussichten seien für Rheinmetall in den kommenden Jahren weiterhin außergewöhnlich gut. Kurzfristig habe sich die Unsicherheit für den Rüstungskonzern aber erhöht - durch den Wahlsieg von Donald Trump in den USA und das Aus für die Ampel-Koalition in Deutschland. Perry erwartet mögliche Konsequenzen für künftige Verteidigungsbudgets und die weitere Unterstützung der Ukraine.
Autoaktien auf Erholungskurs
Auf Erholungskurs gingen auch die am Vortag abgestraften Automobilaktien, Porsche war nach Heidelberg Materials und Rheinmetall mit einem Plus von fünf Prozent drittstärkster Wert im DAX. (mit Material von dpa-AFX)