OeNB: Kreditrisiken im Gewerbeimmobiliensektor steigen weiter

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Wien (Reuters) - In Österreich haben sich nach Ansicht der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) die Risiken für die heimischen Banken im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung weiter verschärft.

In Österreich habe es 2024 einen der stärksten Anstiege notleidender Kredite (Non-Performing Loans, NPL) im europäischen Vergleich gegeben, teilte die Notenbank am Dienstag in ihrem halbjährlichen Finanzmarktstabilitätsbericht mit. Die NPL-Quote erhöhte sich zum Jahresende auf 3,0 Prozent – ein Anstieg, der vor allem auf Kreditausfälle in den Branchen Immobilien, Bau, Industrie und Handel zurückzuführen sei. Besonders betroffen waren laut OeNB kleinere, regional tätige Institute mit starker Inlandsfokussierung.

Angesichts der hohen Exponierung vieler Banken im gewerblichen Immobiliensegment stuft die Notenbank die Überwachung dieser Risiken als aufsichtsrechtliche Priorität ein. Als Reaktion auf die zunehmenden systemischen Gefahren wird ab Juli 2025 ein sektoraler Systemrisikopuffer in Höhe von zunächst einem Prozent eingeführt.

Im Gegensatz dazu zeige sich die private Wohnbaufinanzierung deutlich stabiler. Die strengen Kreditvergabestandards hätten die Risiken in diesem Bereich spürbar reduziert. Ein Auslaufen der Maßnahme ist mit Ende Juni vorgesehen. Bereits im zweiten Halbjahr 2024 zog das Neugeschäft wieder deutlich an – begünstigt durch sinkende Zinsen und steigende Haushaltseinkommen.

Trotz der konjunkturellen Schwäche und geopolitischer Unsicherheiten – darunter der Krieg in der Ukraine, Spannungen im Nahen Osten und zunehmende geoökonomische Fragmentierung durch Sanktionen und Handelsbarrieren – zeige sich der österreichische Bankensektor insgesamt robust. Die Institute profitierten insbesondere von einer Expansion in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Marktführer wie die Erste Group und die Raiffeisen Bank International (RBI) zählen zu den größten Kreditgebern in der Region.

2024 erzielten die heimischen Banken laut OeNB mit 11,5 Milliarden Euro den zweithöchsten Gewinn ihrer Geschichte. Der Großteil dieser Erträge sei in die Stärkung der Kapitalbasis geflossen. Die harte Kernkapitalquote (CET1) liege zum Jahresende bei 17,5 Prozent und damit weiterhin über dem EU-Durchschnitt – ein zentraler Risikopuffer in einem zunehmend fragilen Umfeld.

Für das laufende Jahr rechnen die Banken jedoch mit einem Rückgang der Profitabilität. Die OeNB mahnt daher zu erhöhter Vorsicht: Eine konservative Risikosteuerung, höhere Wertberichtigungen – insbesondere für unbesicherte Kreditanteile – sowie Zurückhaltung bei Dividenden seien entscheidend, um die Stabilität des Finanzsystems langfristig zu sichern.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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