ATX: Warum ist er gerade so interessant für Börsianer und was macht seinen Charme aus?

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Unser Nachbarland Österreich hat einiges, worauf man ziemlich neidisch sein kann: Die Alpen, die Wiener Kaffeehauskultur, Mozart, Sachertorte, und jetzt kommt noch etwas auf die Liste: Der ATX! Seit Jahresbeginn ist der Leitindex unserer Nachbarn deutlich besser gelaufen als der DAX. Aus diesem Grund haben wir uns das Börsenbarometer des Alpenlandes mal genauer angeschaut.

ATX steht für Austrian Traded Index. Es handelt sich um einen Marktindex, der die 20 größten börsennotierten Unternehmen in Österreich abbildet – zum Vergleich: Der heimische DAX listet 30 bzw. bald sogar 50 Unternehmen. Im März und September jeden Jahres werden die 20 Plätze im ATX überprüft und gegebenenfalls neu besetzt. Entscheidend für die Aufnahme sind der Streubesitz sowie der Börsenumsatz. Aufnahmekriterien in den deutschen Leitindex sind fast identisch. Grundvoraussetzung ist ein Listing im Prime Standard, fortlaufender Handel in Xetra, und ein Mindeststreubesitz von 10 Prozent. Sind diese Kriterien erfüllt, dann entscheiden die Höhe des Umsatzes in Xetra, Frankfurter Parketthandel und die Marktkapitalisierung, in welchen Index der Dax-Familien das entsprechende Unternehmen aufgenommen wird. 

Nicht alles ist gleich zum Dax

Der ATX berechnet sich - im Gegensatz zum DAX, der ein Performance-Index ist – einzig aus der Kursbewegung. Dividenden und Free Flow werden dabei außenvorgelassen. Kursindizes sind sowohl in Europa als auch in Amerika geläufiger als Performance-Indizes. Um den Dax mit Kursindizes wie dem ATX vergleichen zu können, muss man sich den Kursindex Dax ansehen. Vergleich man die beiden Kursindizes, dann kommt der ATX noch besser weg, denn der Dax-Kursindex hat seit Jahresanfang fast 12 % zugelegt.

Die Größe macht nicht immer den Unterschied

 

Schaut man auf den Börsenwert der einzelnen Mitglieder, so fällt sofort auf, dass die Dax-Mitglieder an der Börse einiges mehr wert sind. SAP ist mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von rund 145 Milliarden Euro größer als der gesamte ATX. Hier kommen alle 20 Mitglieder insgesamt auf einen Wert von etwas mehr als 106 Milliarden Euro. Umgekehrt würden es aus dem ATX nur drei Mitglieder in die erste Börsenliga schaffen: Verbund, OMV und Erste Bank Group. Aber die Größe spielt an der Börse nicht die ausschlaggebende Rolle, sondern die Performance, und da hat der ATX klar die Nase vorn.

Das Sahnehäubchen auf der Sachertorte

Der ATX ist gerade so interessant, weil er von allen europäischen Indizes seit Jahresbeginn am besten performt. Während der DAX seit Jahresbeginn um 14,74 Prozent zulegt, hat der Leitindex unserer Nachbarn mit 26,39 Prozent fast doppelt so viel aufs Parkett gelegt. Damit ist der ATX in Europa unangefochten die Nummer 1. Aber auch weltweit muss sich das Börsenbarometer des Alpenlandes nicht verstecken. Hier landet der Leitindex auf Platz 2. Auf dem ersten Platz steht übrigens der VN 30- der Leitindex aus Vietnam, der seit Jahresbeginn satte 38,93 Prozent zugelegt hat.

Blind zugreifen hätte sich gelohnt

 

Seit Jahresanfang sind alle 20 Mitglieder des ATX im Plus. Der beste Wert- OMV – hat seit Anfang 2021 etwas mehr als 50 Prozent gemacht. Der „schlechteste“ Wert – Verbund – kommt auf ein Plus von rund 8 Prozent. Im deutschen Leitindex sieht das etwas anders aus. VW kratz aktuell an der Schwelle zu einem Plus von 50 Prozent, und Delivery Hero liegt seit Jahresanfang in etwa 15 Prozent hinten. Insgesamt liegen seit Jahresanfang im Deutschen Leitindex 24 Mitglieder im Plus und 6 im Minus. Auf Sicht von einem Jahr stellen die Mitglieder des ATX den großen Dax noch deutlicher in den Schatten. Weil der ATX bisher so gut gelaufen ist und sich voraussichtlich auch noch bis Jahresende so hervorragend schlagen soll, zerlegen wir diese leckere Sachertorte in ihre 20 Stücke und stellen Ihnen in den nächsten Wochen die Unternehmen des ATX genauer vor.

Onvista-Redaktion

Titelfoto: Pavel Ignatov / Shutterstock.com

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