Börse Frankfurt-News: Anleihen: Zurückhaltung nach Euphorie-Welle

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Anleger werden angesichts schlechter
Corona-Nachrichten wieder vorsichtiger

und setzen lieber auf Risikoärmeres. Unternehmensanleihen werden in beide

Richtungen gehandelt. Unterdessen finden Anleiheninvestments über ETFs immer

mehr Anhänger.

10. Juli 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Immer neue Rekorde bei den

Corona-Neuinfektionszahlen in den USA lasten auf den Märkten. "Von einer

deutlich erhöhten Risikoaversion kann bisweilen zwar nicht gesprochen

werden, das Interesse an Bundesanleihen ist aber gestiegen", berichtet

Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba. Die Risikoaufschläge für Anleihen

aus Europas Peripherie, zuvor rückläufig, steigen wieder etwas an. Der für

den deutschen Markt richtungweisende Euro-Bund-Future liegt am Freitagmittag

bei 176,89 Punkten, die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen sind wieder auf

minus 0,48 Prozent zurückgegangen.

"Gefahr von Enttäuschungen hoch"

Wortberg zufolge ist inzwischen viel Positives eskomptiert, Risiken würden

ausgeblendet. "Das dritte Quartal steht nun unter dem Motto

Realitätscheck." Nach Einschätzung der Helaba ist die Gefahr von

Enttäuschungen höher einzuschätzen als die Chance auf positive

Überraschungen. "Es gilt zu berücksichtigen, dass die Corona-Krise längst

noch nicht ausgestanden ist. Laut WHO steht uns der Höhepunkt der Pandemie

noch bevor."

"EZB dürfte weitere Entwicklung abwarten"

Am kommenden Donnerstag tagt der EZB-Rat. "Angesichts der Erholung der

Wirtschaft im Euroraum dürfte der EZB-Rat keine neuen Beschlüsse fassen,

sondern zunächst die weitere Entwicklung abwarten", meint Analyst Michael

Schubert von der Commerzbank. Allerdings würden die Ratsmitglieder wohl eine

Erhöhung der Freibeträge beim Staffelzins diskutieren. Die EZB hatte im

Herbst 2019 einen Staffelzins und Freibeträge eingeführt, auf die die

Geschäftsbanken keinen Strafzins bezahlen müssen, wie Schubert erläutert.

Fraport mit guten Umsätzen

Im Handel mit Unternehmensanleihen ist etwas Ruhe eingekehrt. "Man spürt

schon ein bisschen die Urlaubssaison", bemerkt Rainer Petz von Oddo Seydler.

Der Händler meldet gute Umsätze in den beiden neuen Fraport-Anleihen (WKN

A3E443, A3E444) mit Laufzeiten bis 2024 bzw. 2027 und Kupon von 1,625 bzw.

2,125 Prozent. "Besonders in dem bis 2027 laufenden Papier geht viel um."

Die beiden Bonds sind seit Montag im Handel, die Stückelung liegt bei 1.000

Euro.

Höhere Umsätze verzeichnet die Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank in zwei

Otto-Anleihen ( WKN A2LQ0B , A2TR80 ), wie Beate Mägerle berichtet. Die erste,

eine Hybrid-Anleihe, bietet einen Kupon von 4 Prozent, die zweite ist 2026

fällig und bietet 2,625 Prozent. Viel gehandelt wird darüber hinaus eine

ThyssenKrupp-Anleihe ( WKN A2TEDB ) mit Laufzeit bis 2024 und Kupon von 2,875

Prozent.

Immer öfter Zugang über ETFs

Anleihe-Investments über ETFs werden übrigens immer beliebter: Während in

Europa im Mai Mittel aus Aktien-ETFs abzogen wurden, setzte sich der Trend

hin zu Anleihen-ETFs mit positiven Nettomittelzuflüssen fort, wie der ETF-

Anbieter Amundi meldet. Auf Unternehmensanleihen-ETFs entfiel der Großteil

der gesamten Zuflüsse in europäische Anleihen-ETFs von 5,4 Milliarden Euro.

Die starke Nachfrage nach Unternehmensanleihen im Mai konzentrierte sich vor

allem auf das Investment Grade-Segment. Zuletzt waren aber auch wieder High

Yield-Bond-ETFs beliebt, die durch die Korrektur günstiger geworden waren.

von: Anna-Maria Borse

10. Juli 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die
Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder
anderen Vermögenswerten.)

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