Dax: Anleger treten immer stärker auf die Bremse – Empire-State-Index sackt auf Rekordtief ab und schreckt die Wall Street weiter auf

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Anleger haben am Mittwoch am deutschen Aktienmarkt nach den jüngsten Kursgewinnen im größeren Stil Kasse gemacht. Die Spekulation darüber, dass es die Bundesregierung in der Viruskrise mit der Lockerung der Kontaktbeschränkungen nicht so eilig hat, ließ den Dax immer tiefer ins Minus abrutschen. Später kam noch der sich aufbauende Druck an den US-Börsen belastend hinzu.

Ein Indikator für die Stimmung in den Unternehmen in der Region um New York ist im April auf ein Rekordtief gesackt. Er deutet einen extremen konjunkturellen Rückschlag an. Der Empire-State-Index sackte im April um 56,7 Punkte auf ein Rekordtief von minus 78,2 Zähler, wie die regionale Notenbank von New York am Mittwoch mitteilte. Der Indikator signalisiert damit einen beispiellosen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der Region.

Ökonomen wurden von dem extremen Einbruch überrascht. Sie hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang auf minus 35,0 Punkte gerechnet. Bereits im Vormonat war der Stimmungsindikator heftig eingebrochen. Die Region um New York wird derzeit besonders hart von der Corona-Krise getroffen.

Die US-Börsen werden am Mittwoch mit Verlusten erwartet. Desaströse Wirtschaftsdaten und ein mauer Start in die Berichtssaison sorgten für Risikoscheu bei Anlegern. Der Markt hatte sich zuvor seit dreieinhalb Wochen deutlich vom Corona-Crash erholt. Der Broker IG taxierte den Dow Jones Industrial rund 30 Minuten vor dem Handelsbeginn 2,4 Prozent tiefer bei 23 385 Punkten. Seit der Wall-Street-Index am 23. März bei knapp unter 18 600 Punkten sein bisheriges Krisentief erreichte, hat er sich um fast 30 Prozent erholt.

Dax jetzt schon über 3 Prozent im Minus

Zuletzt büßte der Dax 3,08 Prozent auf 10 367,17 Punkte ein, nachdem er seit dem Tief des Corona-Crashs Mitte März fast 30 Prozent gewonnen hatte. Der MDax gab zur Wochenmitte um 1,98 Prozent auf 21 927,47 Zähler nach, während der EuroStoxx 50 3,16 Prozent auf 2825,45 Punkte verlor. In New York zeichnete sich beim Dow nach seinen Vortagsgewinnen ein Rücksetzer um zwei Prozent ab.

Zuletzt war steigender Optimismus, dass sich die Pandemie stabilisiert und Lockerungen der Virusmaßnahmen möglich werden, das Hauptthema an den Finanzmärkten. In einer Vorlage für Beratungsgespräche mit den Bundesländern schlägt der Bund nun aber vor, die bestehenden Kontaktbeschränkungen noch mindestens bis zum 3. Mai aufrecht zu erhalten. Allerdings hieß es darin auch, dass die Öffnung von Geschäften bis zu einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder ermöglicht werden könnte.

Charttechnisch glauben Experten, dass die Luft nach dem jüngsten Anstieg für den Dax dünner geworden ist. Das Absinken unterhalb des Kursbereichs von 10 500 Punkten deutet laut dem Marktexperten Andreas Lipkow von der Comdirect Bank auf einen Bruch des zuletzt spürbaren kurzfristigen Erholungstrends hin. Übergeordnet befinde sich der Dax nach wie vor „in einem klassischen Bärenmarkt“, so der Experte. Dieser Begriff steht für anhaltend sinkende Kurse mit zwischenzeitlich möglichen Erholungen.

Druck auf Banken wird größer

Spuren der Pandemie zeigen sich am Mittwoch in aktuellen Wirtschaftsdaten aus den USA und auch in der dort beginnenden Berichtssaison, die laut Lipkow keine guten Signale an die Finanzmärkte sendet. Am Nachmittag berichteten erneut US-Großbanken von Gewinneinbrüchen im ersten Quartal, nachdem JPMorgan am Vortag schon keine positive Duftmarke gesetzt hatte. Papiere aus dem Bankensektor gehörten am Mittwoch europaweit zu den größten Verlierern, jene der Deutschen Bank sackten im Dax um 6,6 Prozent ab.

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Merck und Beiersdorf stemmen sich gegen den Trend

In Deutschland blieb die Nachrichtenlage auf Unternehmensseite allgemein recht ruhig. Im Dax konnten nur noch zwei Aktien mit defensivem Charakter Gewinne für sich verbuchen: Mit Merck und Beiersdorf kamen die beiden maximal ein halbes Prozent höheren Aktien aus den Sektoren Gesundheit und Konsumgüter.

Deutsche Autobauer wieder unter Druck

Hinten tauchten im Dax die zuletzt bevorzugten Aktien aus zyklischen Branchen wie etwa dem Autosektor auf. In der Autoindustrie rechnet Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler in diesem Jahr mit dem vermutlich größten Einbruch seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Papiere von BMW, Daimler, Volkswagen und dem Zulieferer Continental  fielen zwischen 4,1 und 5,6 Prozent.

Adidas lagen mit einem Abschlag von zuletzt 2,2 Prozent im gesicherten Mittelfeld. Der Sportartikelkonzern hat in der Krise von der Staatsbank KfW eine milliardenschwere Kreditzusage bekommen – unter der Auflage, dass während der Laufzeit keine Dividende fließen darf. Laut Händlern waren die Gespräche mit der KfW längst „ein offenes Geheimnis“.

Im MDax gehörten Kion mit einem Kursrutsch um 5,1 Prozent zur Gruppe der schwächsten Aktien. Bei dem Hersteller von Gabelstaplern und Flurförderfahrzeugen wurde am Markt auf eine gestrichene Kaufempfehlung seitens der Experten von Mainfirst verwiesen.

Der Euro hat am Mittwoch im Zuge der Risikoscheu der Anleger an Boden verloren. Die Gemeinschaftswährung fiel auf 1,0864 US-Dollar, nachdem der Kurs in der Nacht noch knapp unter 1,10 Dollar gestanden hatte. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0963 Dollar festgesetzt.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Mittwoch gestiegen, der Rentenindex Rex legte um 0,28 Prozent auf 144,64 Punkte zu. Die Umlaufrendite fiel im Gegenzug von minus 0,36 Prozent am Vortag auf minus 0,43 Prozent. Der Bund Future gewann 0,75 Prozent auf 172,65 Punkte.

— Von Timo Hausdorf, dpa-AFX —

Foto: onvista

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