Dax schließt nach Achterbahnfahrt im Plus – Pharmawerte im Aufwind – Wird in den USA bald Helikoptergeld direkt an die Bevölkerung verteilt?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Aussicht auf weitere milliardenschwere Geldspritzen der US-Notenbank ermuntert einige Anleger zur Rückkehr in die internationalen Aktienmärkte.

Ihre Angst vor einer Rezession durch die Coronavirus-Pandemie vertrieb sie allerdings nicht vollständig. „Es wird immer klarer, dass der Erreger Covid-19 auf seinem Höhepunkt wohl einen größeren Einfluss auf die Weltwirtschaft haben wird als die Finanzkrise“, sagte Anlagestratege Jim Reid von der Deutschen Bank.

Nach einer Achterbahnfahrt schloss der Dax am Dienstag 2,3 Prozent im Plus bei 8939,10 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann 3,1 Prozent auf 2525,65 Zähler und der US-Standardwerteindex Dow Jones legte 2,9 Prozent zu, nachdem er zwischenzeitlich auf ein Drei-Jahres-Tief gefallen war. Im Gegenzug ging es für die Volatilitätsindizes VDax, VStoxx und Vix, die die Nervosität der Anleger messen, bergab. Sie verloren jeweils etwa zehn Prozent.

Will Trump jetzt Helikoptergeld in den USA verteilen?

Die US-Notenbank Fed will wie während der Finanzkrise kurz laufende Unternehmensanleihen aufkaufen, um Firmen in der aktuellen Pandemie mit Geld zu versorgen. Zuvor waren die Risikoaufschläge für Papiere mit geringerer Bonität im Vergleich zu Titeln von Firmen mit besserer Kreditwürdigkeit auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen. Außerdem kündigte US-Präsident Donald Trump ein „großes, kühnes“ Coronavirus-Hilfspaket an, dessen Details im Verlauf des Abends (MEZ) erläutert werden sollten. Er habe Finanzminister Steven Mnuchin beauftragt, noch im Laufe des Tages Verhandlungen mit dem Kongress zu führen. Details nannte er nicht. Mnuchin sagte, Ziel sei, den Amerikanern innerhalb der kommenden zwei Wochen finanzielle Hilfen zukommen zu lassen – und nicht erst verzögert, zum Beispiel durch Erleichterungen bei der Lohnsteuer. Sie bräuchten sofort Geld. Erwogen werde, Bürgern Schecks auszuhändigen. An wen genau welche Hilfen fließen sollten, ließ der Finanzminister offen. Man werde versuchen, keine Schecks an Millionäre zu schicke. Laut Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg soll jeder Amerikaner mehr als 1000 US-Dollar bekommen. Dies erfuhr Bloomberg von Personen, die mit der Materie befasst sind.

Vor diesem Hingertrund verteuerte sich Gold um ein Prozent auf 1527,82 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Das Edelmetall dient Investoren häufig als Inflationsschutz.

Leerverkaufsverbote – Kaum Entspannung auf dem Ölmarkt

Um dem Ausverkauf Einhalt zu gebieten, verbieten immer mehr Staaten Wetten auf Kursverluste. Die europäische Wertpapieraufsicht ESMA schreckt bislang vor einem solchen Schritt zurück, ebenso die Deutsche Börse. Beim sogenannten Short Selling leihen sich Investoren Aktien, um diese sofort zu verkaufen. Sie setzen darauf, dass sie sich bis zum Rückgabe-Termin billiger mit den Papieren eindecken können. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein. Unterdessen schloss die philippinische Börse als erste weltweit wegen der Virus-Krise ihre Tore. Der europäische Branchenverband FESE sprach sich aber dafür aus, die Handelsplätze offen zu halten. Ähnlich äußerte sich US-Finanzminister Steven Mnuchin. Er schloss allerdings eine Verkürzung der Börsenzeiten nicht aus.

Am Rohölmarkt ging es weiter bergab. Die Sorte Brent aus der Nordsee war mit 29,22 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so billig wie zuletzt vor vier Jahren. Im Preiskrieg der wichtigen Förderländer Saudi-Arabien und Russland sei keine Entspannung in Sicht, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. Zwar machten beide Staaten beim aktuellen Ölpreis noch Gewinn, er reiße aber riesige Löcher in die jeweiligen Haushalte. „Wollen wir hoffen, dass die Vernunft am Ende doch noch siegt, auch wenn es im Augenblick nicht danach aussieht.“

Pharmawerte im Aufwind

Am Aktienmarkt rissen sich Investoren um Firmen, die Medikamente oder Arzneimittel gegen das Coronavirus entwickeln. In Deutschland stachen die Titel von BioNTech mit einem Rekord-Tagesgewinn von 62 Prozent heraus. Die Mainzer Firma entwickelt einen Impfstoff und arbeitet dabei mit dem amerikanischen „Viagra“-Anbieter Pfizer zusammen. Dessen Titel legten an der Wall Street 4,8 Prozent zu.

Coronavirus: Welche Biotech-Aktien jetzt im Fokus stehen und wie sie in der Krise performen

Abwärts ging es dagegen für die Luftfahrt- und Touristik-Werte, die unter den weltweiten Reise-Beschränkungen leiden. Der europäische Branchenindex fiel zeitweise um mehr als elf Prozent auf ein Acht-Jahres-Tief von 120,28 Punkten. Damit summiert sich das Minus der vergangenen drei Wochen auf mehr als 50 Prozent.

Papiere von MTU verloren 5,4 Prozent. Der Triebwerksbauer setzt wegen der möglichen Virusfolgen für sein Geschäft die Dividendenzahlung für das vergangene Jahr aus. Volkswagen will zudem die Produktion in zahlreichen Werken wegen der Ausbreitung des Virus vorübergehend stoppen. Die VW-Aktien legten um 1,74 Prozent zu und waren zwischenzeitlich sogar führend im Dax.

Osram-Aktien brachen dagegen am MDax-Ende um knapp ein Viertel ein. Das Unternehmen soll vom Chip-Hersteller AMS übernommen werden. Dessen Aktienkurs ist jedoch seit Mitte Februar um fast 70 Prozent eingebrochen, womit eine zur Finanzierung der Übernahme geplante Kapitalerhöhung von AMS ausfallen könnte, vermuteten Händler. Das laste schwer auf dem Osram-Kurs.

Die Reißleine zogen Anleger auch bei Immobilienaktien. So sackten Aroundtown, TLG Immobilien Adler Real Estate, Ado Properties und der Einkaufszentrenbetreiber Deutsche Euroshop um 11 bis 15 Prozent ab. Mit minus 4 Prozent fiel der Kursrutsch bei Grand City Properties etwas milder aus.

Sixt verloren 14,38 Prozent. Das immer mehr zum Erliegen kommende öffentliche Leben dürfte die Geschäfte des Autovermieters erheblich belasten. Die Aktionäre sollen deswegen in diesem Jahr auf eine Dividende verzichten. Aktien von Hamburger Hafen & Logistik (HHLA) brachen um fast 10 Prozent ein. In Deutschlands Seehäfen kommen wegen des Coronavirus immer weniger Schiffe an.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Imagentle / Shutterstock.com

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