Siemens Energy: Höhere Profitabilität sticht Umsatzrückgang aus ++ Deutsche Post: Prognose wird erneut erhöht ++ Daimler: Nissan verkauft Aktienpaket für 1,15 Milliarden Euro

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die amerikanische Finanzministerin hat die US-Märkte Dienstag ein wenig Achterbahn fahren lassen. Janet Yellen sprach in einem Interview von steigenden Zinsen und sorgte damit für Verunsicherung unter den Anlegern. Die befürchteten einen Kurswechsel, obwohl Jerome Powell diesen ja auf der letzten Sitzung der amerikanischen Notenbank vorerst ausgeschlossen hatte.

Wenig später ruderte Yellen allerdings in einem zweiten Interview zurück und zumindest der Dow konnte sich bis Handelsende in Plus zurückzukämpfen.

Macht Janet Yellen einen auf Donald Trump? - US-Finanzministerin spricht von höheren Zinsen

Dax: Schnäppchenjagd eröffnet?

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben zur Wochenmitte den Kursrutsch vom Vortag zum Einstieg und Ausbau von Aktienpositionen genutzt. Der Dax legte kurz nach dem Handelsstart um 0,89 Prozent auf 14 988,88 Punkte zu. Der MDax mit seinen 60 mittelgroßen Werten kletterte um 0,74 Prozent auf 32 280,98 Punkte nach oben. Der Eurozonen-Index EuroStoxx stieg um 0,75 Prozent auf 3954,19 Punkte.

Siemens Energy: Profitabler

Der Energiekonzern hat seine Profitabilität im zweiten Quartal deutlich verbessert. Der Umsatz blieb jedoch hinter dem Vorjahr zurück, wie das Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte. Neben negativen Währungseffekten verzeichnete die Sparte Gas and Power geringere Erlöse. Siemens Energy präzisierte den Umsatzausblick für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende September) und kappte das obere Ende der erwarteten Wachstumsspanne. An der Ergebnisprognose hielt der Dax-Neuling dagegen fest.

Dabei rechnet Siemens Energy nun mit einem Umsatzplus von drei bis acht Prozent. Zuvor hatte das Management auch wegen der Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie eine sehr breite Spanne von zwei bis zwölf Prozent abgegeben. Hinzu kommt, dass der zum Konzern gehörende Windanlagenbauer Siemens Gamesa kürzlich ebenfalls das obere Ende seiner Umsatzprognose gesenkt hatte, weil es zu Verzögerungen und Projektverschiebungen in von Covid-19 stark betroffenen Märkten Indien und Brasilien kommt. Die um Sondereffekte bereinigte operative Marge (Ebita) sieht Siemens Energy dagegen weiter bei drei bis fünf Prozent.

Im zweiten Quartal (per Ende März) verzeichnete Siemens Energy einen massiven Anstieg des Neugeschäfts, dank zahlreicher Neuaufträge bei Siemens Gamesa. Der Auftragseingang des Konzerns erhöhte sich daher um fast 40 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Hingegen sank der Umsatz um 4,4 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro, was neben negativen Währungseffekten an sinkenden Erlösen bei Gas & Power lag. Dieses beinhaltet unter anderem das Kraftwerksgeschäft und befindet sich derzeit im Umbau.

Die Profitabilität konnte Siemens Energy deutlich verbessern. So verzeichnete der Konzern erheblich geringere Belastungen durch Sondereffekte als im Vorjahr. Zwar stiegen die Restrukturierungskosten deutlich, jedoch wirkten sich Portfolioeffekte positiv aus. So hatte Siemens Energy etwa angekündigt, das Geschäft mit sogenannten aeroderivativen Gasturbinen – die in der Bauweise Flugzeugtriebwerken nachempfunden sind – zurückzufahren. Im Vorjahr hatte das Management hohe Abschreibungen auf das Geschäft vornehmen müssen. Unter dem Strich kehrte ´Siemens Energy in die Gewinnzone zurück. Nach Minderheitsanteilen lag der Nettogewinn bei 24 Millionen Euro. Im Vorjahr war ein Verlust von 103 Millionen Euro angefallen.

Auch operativ konnte sich Siemens Energy verbessern. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) vor Sondereffekten stieg um knapp 44 Prozent auf 288 Millionen Euro. Die entsprechende Marge verbesserte sich um 1,5 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent. Auf der Ergebnisseite übertraf das Unternehmen die Erwartungen der Analysten. Beim Umsatz hatten sich die Marktexperten jedoch mehr erhofft.

Konzernchef Christian Bruch hat sich die Verbesserung der Profitabilität auf die Fahne geschrieben. Dabei krempelt er das Unternehmen kräftig um. Siemens Energy orientiert sich dabei am Wandel des Energiemarktes hin zu erneuerbaren Energien. So hat das Unternehmen angekündigt, sich nicht mehr an Neuausschreibungen für Kohlekraftwerke zu beteiligen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Gasgeschäft. Der Gasmarkt steht seit Jahren unter Druck, der Preisverfall insbesondere für große Gasturbinen setzt dem Unternehmen zu.

In der Sparte Gas and Power, die unter anderem das klassische Kraftwerksgeschäft beinhaltet, sollen 7800 Arbeitsplätze bis 2025 wegfallen. Standortschließungen soll es dabei möglichst nicht geben. Der Abbau ist Teil der Bestrebungen, die Kosten im Geschäft mit fossilen Energien mindestens um weitere 300 Millionen Euro zu senken.

Zudem will Bruch die Struktur des Unternehmens vereinfachen. Die beschlossenen Maßnahmen reichen von Einsparungen bei externen Dienstleistern und im Einkauf über eine optimierte Logistik bis zur deutlichen Vereinfachung der IT-Landschaft.

Mit den Plänen will Bruch die Wettbewerbsfähigkeit von Siemens Energy steigern und zudem Mittel für Investitionen in zukunftsfähige Projekte freischaufeln, etwa im Bereich Wasserstoff, auf den auch Bruch große Hoffnungen setzt.

Deutsche Post: Prognose wird erneut erhöht

Der Dax-Konzern wird nach dem ersten Quartal noch optimistischer für das Gesamtjahr. Für 2021 erwartet der Logistikkonzern jetzt ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von mehr als 6,7 Milliarden Euro. Das teilten das Unternehmen am Mittwoch in Bonn mit. Bisher hatte das Management deutlich mehr als 5,6 Milliarden auf dem Zettel. Auch beim freien Barmittelzufluss wird die Post zuversichtlicher: Anstatt deutlich über 2,3 Milliarden Euro strebt der Konzern in diesem Jahr rund 3,0 Milliarden Euro an, obwohl mehr Geld noch investiert werden soll.

Im ersten Quartal wuchsen die Bonner weiter: Der Umsatz stieg um 22 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Das Konzernergebnis lag bei 1,19 Milliarden Euro nach 301 Millionen im Vorjahreszeitraum. Die vorläufigen Zahlen konnte der Konzern noch leicht übertreffen: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte auf 1,91 Milliarden Euro und hat sich damit mehr als verdreifacht. Der Konzern hatte erst Anfang April seine Prognose angehoben.

Daimler: Nissan verkauft Aktienpaket für 1,15 Milliarden Euro

Der japanische Autobauer Nissan hat wie zuvor sein französischer Partner Renault seine restlichen Daimler-Aktien verkauft. 16,4 Millionen Aktien seien zu je 69,85 Euro an Profiinvestoren abgegeben worden, teilte Nissan am Mittwoch in Yokohama mit. Für das 1,54 Prozent der gesamten Daimler-Anteile umfassende Paket haben die Japaner dabei 1,15 Milliarden Euro eingestrichen. Das Geld will Nissan ins Geschäft investieren, unter anderem in den Aufbau der Elektroantriebe. Die industrielle Partnerschaft mit Daimler selbst bestehe weiter und sei vom Verkauf der Aktien unberührt.

Renault hatte im März seine Daimler-Anteile – ebenfalls rund 1,54 Prozent des Gesamtkapitals – auf den Markt geworfen. Der Dax -Konzern hat seit einigen Jahren mit der Allianz aus Renault-Nissan eine Partnerschaft unter anderem zum gemeinsamen Bau von Motoren. Die Daimler-Aktie hatte den Xetra-Handel am Vorabend mit 72,41 Euro beendet.

Kurz & knapp:

Metro: Die coronabedingten Lockdowns in vielen Ländern haben dem Großhandelskonzern von Januar bis März wieder in die roten Zahlen gezogen. Unter dem Strich stand im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 ein Minus von 131 Millionen Euro nach einem Gewinn von 99 Millionen Euro in den drei Monaten davor, wie das im SDax gelistete Unternehmen am Dienstagabend in Düsseldorf mitteilte. So trafen die Lockdowns die Hotel- und Gastronomiebranche hart – beide sind wichtige Kunden der Metro. Durch das Minus im zweiten Quartal fiel in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres ein Verlust von 32 Millionen Euro an. Im ersten Halbjahr 2019/20, als die erste Corona-Welle die Branche hart getroffen hatte, stand unter dem Strich allerdings noch ein Minus von 121 Millionen Euro in der Gewinn- und Verlustrechnung. Der Vorstand, seit 1. Mai unter Führung von Metro-Chef Steffen Greubel erwartet nun, dass es zwischen Juni und August eine umfassende Wiedereröffnung von Gastronomie und Tourismus gibt. Dies solle zu einer schnellen und substanziellen Erholung der Branche führen.

Hugo Boss: Der Modehändler leidet weiter unter den Restriktionen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Der Umsatz sank im ersten Quartal um 10 Prozent auf 497 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Metzingen mitteilte. Dank Einsparungen erzielte Hugo Boss einen kleinen operativen Gewinn (Ebit) von einer Million Euro. Im Vorjahr, als die Pandemie erstmals an Wucht gewonnen hatte, hatte das Unternehmen einen Verlust von 14 Millionen Euro verbucht. Die Zahlen fielen besser aus, als von Analysten befürchtet. Unter dem Strich schrieb Hugo Boss jedoch weiter rote Zahlen, auch wenn sich der Verlust von 18 Millionen Euro im Vorjahr auf 8 Millionen Euro verringerte. Für das laufende Jahr zeigte sich der Modehändler zurückhaltend. Einen präzisen Ausblick könne das Unternehmen derzeit nicht geben. Jedoch rechnet das Management mit einer spürbaren Erholung seiner Geschäfte im Jahresverlauf. Im zweiten Quartal erwartet Hugo Boss, dass sich der Umsatz im Vergleich zum besonders hart getroffenen Vorjahresquartal nahezu verdoppeln dürfte. Zudem soll das Ebit erneut positiv ausfallen.

Rational: Der Großküchenausrüsters hat dank zuletzt besser laufender Geschäfte und Sparmaßen wieder mehr verdient. Für das Gesamtjahr bleibt das Unternehmen dennoch vorsichtig. Die positive Entwicklung im Auftragsein­gang und Umsatz im März habe über den Februar-Erwartungen von Rational wie auch der gesamten Großküchengeräte-Branche gelegen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Landsberg mit. Da das Marktumfeld weiterhin volatil sei, bleibe jedoch abzuwarten, ob die positive Entwicklung des Auf­tragseingangs und des Umsatzes nachhaltig sei, oder es sich um kurzfristige Nachholeffekte handele. Aktuell gehe das Rational-Management unverändert davon aus, dass der Umsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr im mittleren einstelligen Bereich zulegen werde. Sollte sich der Umsatz weiter positiv entwickeln, die günstige Kostensituation des ersten Quartals fortbestehen und Risiken wie etwa Lieferengpässen bei Elektronikbauteilen und damit verbundene Produktions­stopps nicht in vollem Umfang eintreten, werde die Ebit-Marge über der des Vorjahres liegen, hieß es weiter. Im ersten Quartal gingen zwar die Umsätze im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 167,7 Millionen Euro zurück, der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte aber auch dank geringerer Kosten um 24 Prozent auf 32,2 Millionen Euro zu. Die entsprechende operative Gewinnmarge (Ebit-Marge) im Quartal stieg auf 19,2 Prozent nach 14,3 Prozent im Vorjahr. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 24,4 Millionen Euro hängen – das waren 46 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Homepage Siemens

onvista-Ratgeber: Silber kaufen – Was Sie über Silber als Wertanlage wissen sollten!

Neueste exklusive Artikel