Wirecard: Untersuchungsausschuss wird immer wahrscheinlicher ++ Rocket Internet: Adieu Börse ++ Zoom: Aktie nach Zahlen über 20 Prozent im Plus

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Quartalsberichtssaison ist vorbei und jetzt sieht man, wer bislang gut durch die Krise kommt und den niedrigen Aktienkurs des eigenen Unternehmens ausnutzt. So vermelden heute Freenet und Aroundtown Aktienrückkauf-Programme. Auch Rocket Internet gibt heute bekannt, dass es eigene Aktien zurückkauft. Allerdings ist wohl der Grund dafür, dass die Start-Up Schmiede an der Börse nie wirklich erfolgreich war und deswegen wohl den Rückzug antritt.

Apple und Tesla nach dem Split

Die Rekorde der beiden Tech-Giganten gehen weiter. Apple bleibt in Sachen Marktkapitalisierung die Nummer eins und ist mittlerweile mehr wert als alle Dax-Titel zusammen. Und auch Tesla fährt in Sachen Börsenwert weiter allen anderen Autobauern davon.

# Apple und Tesla: Aktiensplits bislang ein voller Erfolg - Wo liegen die neuen Kursziele?

Dax wieder zurück über 13.000 Punkte

Dem Dax ist am Dienstag zum Start in den September wieder der Sprung über die umkämpfte Marke von 13 000 Punkten gelungen. Der Leitindex gewann bislang 0,72 Prozent auf 13 039,10 Punkte. Zu Wochenbeginn hatte der Dax unter 13 000 Punkten etwas schwächer geschlossen, im meist trägen Börsenmonat August aber insgesamt stark abgeschnitten.

Der MDax der mittelgroßen Werte rückte im frühen Dienstagshandel um 0,75 Prozent auf 27 660,08 Zähler vor. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stieg um 0,7 Prozent.

In Europa stehen am Vormittag die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie auf dem Programm. Die Experten der Helaba erwarten dabei keine positiven Überraschungen – „so könnte die konjunkturelle Zuversicht der Marktteilnehmer etwas gedämpft werden“, heißt es von der Helaba. Im Dax setze sich die Konsolidierung unterhalb des am 21. Juli markierten Hochs seit dem Corona-Crash bei 13 313 Punkten fort, schrieben die Experten in ihrem Tagesausblick.

Wirecard: Tag 2 im Finanzausschuss

Der Finanzausschuss des Bundestags setzt am Dienstag (08.00 Uhr) in Berlin seine Sondersitzung zur Aufarbeitung des Wirecard-Skandals fort. Erwartet werden unter anderem der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Felix Hufeld, sowie Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling. Nach der Sitzung könnte eine Entscheidung darüber fallen, ob ein parlamentarischer Untersuchungsausschusses eingesetzt werden soll.

Gegen die Bafin gibt es Vorwürfe, Unregelmäßigkeiten bei Wirecard nicht genügend nachgegangen zu sein. Die Finanzaufsicht ist dem Finanzministerium unterstellt. Der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard hatte im Juni Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies – und ermittelt wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs.

Für einen Untersuchungsausschusses sind FDP und Linke. Die Grünen hatten angekündigt, sie wollten die Sondersitzung abwarten. Vor Beginn der Sitzung am Montag machten Grünen-Politiker aber deutlich, die Wahrscheinlichkeit für einen U-Ausschuss sei gestiegen. Dieser hätte Akteneinsicht und könnte Zeugen befragen.

Für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses muss im Bundestag ein Viertel der Abgeordneten stimmen. FDP, Grüne und Linke würden zusammen das Quorum erreichen.

Rocket Internet: Rückzug

Die Aussicht auf einen Börsenrückzug lässt die Papiere der Startup-Schmiede Rocket Internet am Dienstag steigen. Im Vergleich zum Xetra-Schluss rückten sie um mehr als ein Prozent vor. Der MDax-Konzern will seinen Aktionären 18,57 Euro je Aktie anbieten, was allerdings weniger wäre als der Vortages-Schlusskurs von 19,85 Euro. Zudem beschloss Rocket ein Aktienrückkaufprogramm.

Für Rocket Internet habe die Nutzung des Kapitalmarkts als Finanzierungsmöglichkeit an Bedeutung verloren, hieß es in der Mitteilung. Außerhalb der Börse könne das Unternehmen bei strategischen Entscheidungen einen längerfristigen Ansatz verfolgen. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 24. September sollen die Rocket-Aktionäre über den Einzug der zurückgekauften Aktien entscheiden.

Parallel beschloss Rocket Internet ein Aktienrückkaufprogramm zum Erwerb von bis zu 8,84 Prozent des Grundkapitals über die Börse. Das Programm soll mit Ablauf des 15. September enden.Die Rocket-Aktien haben sich seit ihrem Corona-Krisentief im März bei 16 Euro weniger stark erholt als andere Werte aus dem Internetsektor. Von ihrem Rekordhoch kurz nach dem Börsengang im Jahr 2014 bei über 60 Euro sind sie meilenweit entfernt.

Kurz & knapp:

Zoom: Die Videokonferenz-Firma Zoom, die zu einem großen Gewinner der Corona-Krise geworden ist, sieht vorerst kein Ende der Nachfrage nach ihren Diensten. Nach dem explosiven Umsatzwachstum im vergangenen Quartal rechnet Zoom auch für den Rest des Jahres mit Geschäft auf ähnlichem Niveau. Im zweiten Quartal schoss der Umsatz im Jahresvergleich von knapp 146 Millionen Dollar auf 663,5 Millionen Dollar in die Höhe – ein sagenhaftes Plus von 355 Prozent. Wie sich zudem zeigt, waren die anfänglichen Sorgen von Zoom, dass das rasante Wachstum unter anderem wegen höherer Infrastruktur-Kosten ein Loch in die Kassen brennen könnte, unbegründet. Der Quartalsgewinn sprang von 5,5 Millionen Dollar vor einem Jahr auf knapp 186 Millionen Dollar. Für das laufende Quartal rechnet Zoom nun mit einem Umsatz zwischen 685 und 690 Millionen Dollar. Das würde bedeuten, dass die Zeit großer Neuzugänge zwar vorbei ist, Zoom sein dazugewonnenes Geschäft bisher aber halten kann. Für das gesamte Jahr prognostizierte die Firma einen Umsatz von knapp 2,4 Milliarden Dollar. Darin sei bereits eingerechnet, dass man einige Kunden verliere, die im ersten Quartal monatliche Abos gekauft hätten, hieß es.

Roche: Der Schweizer Pharmakonzern hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA die Zulassung für einen bestimmten HIV-Test erhalten zur Verwendung auf den vollautomatischen Cobas-Systemen 6800/8800. Dieser kombiniere die Bestimmung des HIV-Status mit der Diagnose des HIV-Typs in einem einzigen Test, teilte der Pharmakonzern am Dienstag mit. Der Test liefere medizinischen Fachkräften somit ein einziges Ergebnis zur Bestätigung der HIV-Diagnose und zur Unterscheidung von HIV-1 und HIV-2. Diese Unterscheidung sei zur Ermittlung geeigneter Behandlungsmöglichkeiten erforderlich, erklärte Roche. Die Cobas-Laborsysteme liefern laut der Mitteilung die schnellsten Resultate und haben den höchsten Durchlauf unter den automatisierten Molekularplattformen.

Aroundtown: Der Luxemburger Gewerbeimmobilien-Spezialist will bis zu 165 Millionen eigene Aktien zurückkaufen. Der Angebotspreis solle sich dabei zwischen 4,6 und 5 Euro liegen, teilte der Konzern mit. Die Transaktion solle vom 3. bis zum 16. September laufen. Die Zahl der Aktien entspreche 10,7 Prozent des Grundkapitals. Anfang Juni hatte Aroundtown bereits für eine halbe Milliarden Euro Aktienrückkäufe angekündigt. Das Unternehmen hatte im Mai mitgeteilt, dass die Aktionäre angesichts der Corona-Krise auf eine Dividende für Jahr 2019 vorerst verzichten sollen und Aktienrückkäufe angekündigt.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

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